Nach einem traumlosen Schlaf, der sicherlich nur traumlos war, weil er im Raum der Wünsche schlief, wachte Malfoy gut ausgeruht auf. Sein Blick fiel als erstes auf das Foto, das immer noch neben ihm im Bett lag. Er streckte die Hand danach aus, sah es sich noch einmal an und faltete es vorsichtig zusammen. Ohne zu zögern verstaute er das Bild in seinem Umhang. Dann streifte er seine Kleidung ab, in der er geschlafen hatte und nahm eine erfrischende Dusche. Während er duschte, überlegte er sich, ob er für den Protego-Zauber nicht doch Hermine um Hilfe bitten sollte, da sie ihm ihre Hilfe bereits angeboten hatte. Allerdings war sein Stolz dafür einfach zu gross. Er würde einfach so lange alleine üben, bis es klappte. Er überlegte, dass ihm noch einige Freistunden bevorstanden, bis er morgen Nachmittag wieder Verteidigung gegen die dunklen Künste hatte.
Als er mit dem Duschen fertig war und sich zurecht gemacht hatte, ging er wieder hinüber zum Bett. Darauf fand er jetzt eine sauber zusammengefaltete Slytherinuniform liegen. Ihm fiel sofort das Foto ein und fast schon panisch, durchsuchte er den Umhang. Zu seiner Erleichterung war das Bild immer noch zusammengefaltet in dessen Innentasche. Fertig angezogen machte er sich, erhobenen Hauptes auf den Weg zum Frühstück.
Die Slytherins und die Ravenclaws hatten in den ersten zwei Stunden Kräuterkunde und die Gryffindors und Hufflepuffs hatten Pflege magischer Geschöpfe. So spazierte der ganze Jahrgang nach dem Frühstück über die Ländereien. Hermine und Neville waren in eine Unterhaltung vertieft. Hin und wieder lachte Hermine, da sie ein witziges Gespräch über Luna führten. Malfoy schielte unauffällig zu ihnen herüber und jetzt sah er auch sofort, dass ihre Zähne wirklich eine perfekte Grösse hatten. Er fragte sich, wie und wann ihre Vorderzähne geschrumpft waren, da er selbst sie einmal unabsichtlich mit einem Fluch traf, der ihre sowieso schon übergrossen Zähne, ewig weiterwachsen liess. Nun waren sie auf Höhe des Gewächshauses und ihre Wege trennten sich.
Bei Hagrids Hütte angekommen, freuten sich vor allem die Gryffindors auf ihn, denn er war nach wie vor einer ihrer Lieblingslehrer. Begeistert holte Hagrid eine grosse Kiste hinter seiner Hütte hervor und stellte sie vor den Schülern auf den Boden.
„Hallo alle zusammen!", polterte er mit einem Lächeln, das fast gänzlich von seinem wilden Bart verschluckt wurde. „Heute brauchen wir womöglich die hier!", sagte er und öffnete die Kiste. Darin befanden sich Professor Sprouts flauschige Ohrenschützer. „Ihr müsst sie erst auf mein Zeichen aufsetzten. Vermutlich brauchen wir sie aber gar nicht. Ist nur zur Sicherheit. Stellt euch bitte zu Paaren zusammen, da ich nicht für jeden einen auftreiben konnte." Die Klasse war äusserst gespannt mit was der gutmütige Hagrid heute wieder ankommen würde, da jedem seine Liebe für Monster bekannt war und viele von ihnen sich noch lebhaft an die Kröter erinnerten. Hagrid verschwand kurz in seiner Hütte und brachte dann etwa zehn zugedeckte Eulenkäfige heraus. Er verteilte sie in der Klasse und die Schüler deckten die Käfige ab. „Ohhh, das sind aber schöne Vögel!" „So einen möchte ich auch haben!", war von einigen Schülern zu vernehmen. Fwuuper sind sehr flauschig, da sie sehr viele kleine Daunenfedern haben und einen langen spitzzulaufenden Schweif. Ihr Blick ist von Natur aus allerdings etwas mürrisch.
„Das sind Fwuuper.", erklärte Hagrid erleichtert darüber, dass die Klasse sich für die Fwuuper begeisterte. „Sie kommen aus Afrika und wie ihr seht, gibt es sie in den verschiedensten Farben. Wenn die Vögel gesund sind, leuchten sie richtig. So wie diese hier. Wenn ihr das nächste Mal in Hogsmeade seid, schaut doch kurz bei Schreiberlings Federladen vorbei, dort werden auch Fwuuper-Schreibfedern verkauft." Plötzlich ertönte ein Gesang, nicht unähnlich dem des Phönixes. Er war wunderschön und hatte fast etwas Hypnotisierendes an sich. Hagrid sah kurz in die Runde, runzelte die Stirn und erklärte weiter „Wenn jemand von euch das Gefühl bekommt den Verstand zu verlieren, dann sollte er besser die Ohrenschützer aufsetzen. Dieser Fwuupergesang kann einen in den Wahnsinn treiben, wenn man ihn zu lange hört, aber in der Regel dauert das Wochen. Vielleicht habt ihr schon von Ulrich dem Komischen Kauz gehört?", fragte Hagrid. Einige Schüler nickten. „Der ist doch auf einer Schokofroschkarte abgebildet." Meinte Harry. „Ja, dass is er!", bestätigte ihn Hagrid. „Dieser Ulrich wollte beweisen, dass der Gesang des Fwuupers einen nicht verrückt macht und setzte sich ihm für drei Monate lang aus. Was ja an sich schon verrückt ist... Er war danach überzeugt, dass er mit seiner These im Recht war, allerdings wurde er zum Beweis dafür, dass der Gesang wirklich verrückt macht, da er bei seinem Vortrag über dieses Experiment nackt mit einem toten Dachs auf dem Kopf erschien.", schloss Hagrid.
Die Klasse musste über die blosse Vorstellung lachen. „Kann man die nicht auch kaufen?", fragte eine Hufflepuffschülerin. „Ja, allerdings. Die magische Menagerie in der Winkelgasse bietet sie teilweise an. Allerdings sind sie bewilligungspflichtig, da sie der ZM-Klassifizierung XXX untergeordnet sind und man muss ihnen jeden Monat wieder einen gut ausgeführten Schweigezauber verpassen, damit man nicht verrückt wird." Der Rest der Stunde verbrachten sie damit die Fwuuper zu füttern und zu skizzieren.
Alle fanden, dass das eine der interessantesten Stunden war, die sie je bei Hagrid erlebt hatten. Nevilles Fwuuper war leuchtend orange und verlor während des Unterrichts eine lange Schwanzfeder. Er durfte sie behalten und wollte Luna später damit überraschen. Sie mochte leuchtende Farben und würde sich sicher freuen. Harry und Neville hatten für den Rest des Tages frei, da sie kein Muggelkundeunterricht hatten.
Sie schlenderten gemütlich zum Schloss hoch, als Harry Neville fragte, ob er auch noch mitkommen wollte zum Denkmal, das nun die Ländereien zierte. Neville stimmte zu. An dem riesigen, weissen Denkmal, waren sehr viele kleine, goldene Tafeln angebracht. Harry überflog sie und fand auch schon nach sehr kurzer Zeit eine grössere auf der eingraviert war „Remus (10.03.60-02.05.98)und Nymphadora Lupin (03.03.72-02.05.98). Diese Tafel zu lesen, versetzte Harry einen Stich ins Herz, da er sofort an seinen Patensohn Teddy denken musste, der nun genau wie er, ohne seine Eltern aufwuchs. Auch die Tafel von Fred Weasley (01.04.78-02.05.98) schmerzte besonders stark, da Fred wie eine Art Bruder für ihn gewesen war. Harrys Augen füllten sich mit Tränen, aber er konnte sie gerade noch zurückhalten. Er überflog die unzähligen Tafeln. Unter ihnen waren auch die von Lavender und Colin, die wie Fred sehr jung getötet wurden.
Neville zog unerwartet seinen Zauberstab und flüsterte „Orchideus". Ein Strauss weisser Rosen stiess aus ihm hervor und Neville legte ihn vor dem Denkmal nieder. Überrascht von Nevilles Feingefühl, rann ihm jetzt doch eine Träne stumm übers Gesicht. Diese Geste erinnerte ihn sehr an Hermines Blumenkranz, den sie in Godric's Hollow, auf das Grab seiner Eltern zauberte. Sie standen noch eine Weile schweigend da und kehrten dann schliesslich doch wieder ins Schloss zurück.
Im Gryffindorturm angekommen flatterte eine winzige Eule aufgeregt über die Köpfe der Schüler. „Zum Glück bist du da Harry!", rief Seamus erleichtert, als sie in den Gemeinschaftsraum eintraten. „Pig sass vor dem Fenster, dann haben wir ihn hereingelassen und jetzt dreht er durch weil er seinen Brief nicht zustellen kann." Harry streckte die Hand nach der Winzeule aus und fing sie ein, die Bewegung erinnerte stark an das Fangen eines Schnatzes, da Pig auch nicht viel grösser war als ein Schnatz. Nun beruhigte sich Pig allmählich, da er seinen Auftrag endlich erfüllt hatte. Ganz ausser Puste, flatterte er zum Fenstersims hinüber und liess sich auf einen Stapel Schulbücher sinken. Dort wurde er von ein paar Mädchen mit Keksen gefüttert, weil er so niedlich und etwas zerknautscht aussah.
Harry öffnete den Brief und las.
„Hallo Harry, ich hoff es geht dir gut. So wie es aussieht möchte George nun doch noch „Zonko's" kaufen. Wenn das klappt, dann werde ich nach Hogsmeade ziehen. Das wär doch was oder nicht?
Aber eigentlich wollte ich dich was wegen Hermine fragen."-
Harrys Inneres verkrampfte sich sofort beim Lesen dieser Worte.
-„Weisst du was los is mit ihr? Ihr letzter Brief war so knapp gehalten, dass man meinen könnte, sie hätte Angst zu viel zu schreiben. Und wenn ich ehrlich bin, läuft es schon länger nicht mehr so richtig gut zwischen uns oder nich? Was meinst du?
PS. Sag mir, wann ihr das nächste Mal nach Hogsmeade kommt."
Harry las den Brief noch einmal durch. Er hasste es, sich bei den beiden einzumischen wenn es um ihre Beziehung ging. Daher entschloss er sich, Ron zu raten, dass er selbst mit Hermine reden soll. Harry freute sich aber sehr darüber, dass Ron vielleicht bald nach Hogsmeade zog. Dann sah er zum schwarzen Brett und musste enttäuscht feststellen, dass noch kein Termin für ihren nächsten Besuch im Dorf feststand. Schnell schrieb er seine Antwort auf ein Pergament, faltete es und steckte es in einen Umschlag, um ihn an Pigs Bein zu binden. Er warf den nun etwas ruhigeren Pig mit seiner Antwort aus dem Fenster.Kurz darauf erschienen Ginny und Hermine im Gemeinschaftsraum, da es bereits Mittag geworden war. Er ging mit ihnen in die grosse Halle hinunter, erwähnte aber Rons Brief nicht.
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Die Rückkehr nach dem Krieg
FanfictionWie geht es nach dem Krieg weiter? Es entstehen neue Paare, und alte Beziehungen festigen sich. Jeder hat neue Prioritäten und Ansichten und muss sich zurechtfinden in einer Welt die neu aufgebaut werden muss... Für die, die Hörbücher mögen...