Entsetzt starrte Hermine Malfoy an. Harry erhob die Stimme und schrie die Umstehenden an. „Es gibt nichts zu sehen hier, also verschwindet!" Langsam verzogen sich die vielen Schaulustigen. Harry gab Malfoy seinen Zauberstab zurück. „Warum zur Hölle wolltest du Ron foltern?!" Malfoy starrte nur stumm ins Leere, da er sich für seine Tat schämte. „Ist eigentlich auch scheissegal!" Wütend kehrte Harry den beiden den Rücken zu und verschwand in dem leeren Laden.
Hermine weinte inzwischen. Von ihrem Schluchzen aufgerüttelt, legte Malfoy seine Hände auf ihre Schultern und wollte sie in eine Umarmung ziehen. Hermine stiess ihn weinend von sich fort. „Hermine es tut mir Leid! Ich hab einfach die Beherrschung verloren. Ich wollte nicht..." „Ich dachte, du hättest dich verändert!" Hermine drehte sich um und rannte hoch zum Schloss. Malfoy überlegte was er nun tun sollte. Sich bei Ron zu entschuldigen, wäre richtig, doch er war überzeugt, dass die Situation nur erneut eskalieren würde und so machte er sich ein paar Minuten nach Hermine, ebenfalls auf den Weg hoch zur Schule.
Er setzte sich in die grosse Halle und starrte auf die hölzerne Platte, des Slytherintischs. Ein paar Stunden vergingen und Malfoy war so vertieft in seine Gedanken, dass er nicht einmal Peeves bemerkte, der lauthals singend die Tische mit irgendetwas schleimigen einschmierte. „Ich hätte auch nie-", hörte Malfoy Potters Stimme aus der Eingangshalle.
Er sprang auf und rannte ihm hinterher. „Potter! Warte mal!" Harry drehte sich mit immer noch wütendem Gesichtsausdruck um. „Was willst du?" Die umstehenden Schüler verlangsamten ihre Schritte um ja nichts zu verpassen, denn der Streit zwischen Ron und Malfoy, hatte sich bereits in ganz Hogsmeade rumgesprochen. Malfoys Augen huschten über die anderen Schüler. „Kann ich dich unter vier Augen sprechen?" Malfoy ruckte mit dem Kopf zu den neugierigen Mitschülern.
Harry nickte und folgte ihm hinunter in die Kerker. „Ich hab einfach die Beherrschung verloren, als er sie Schlammblut genannt hat." Harry gab ein spöttisches Geräusch von sich, da er sich nur zu gut daran erinnern konnte, dass Malfoy Hermine sieben Jahre lang so genannt hatte. Der Slytherin betrachtete voller Scham den kalten, steinernen Fussboden, während Harry nur den Kopf schüttelte. „Das ist doch kein Grund, jemandem den Crutiatus-Fluch aufzuhalsen! Du hast ja keine Ahnung, wie es sich anfühlt!" Harry erschauderte, da er sich daran erinnerte, wie er von Voldemort gefoltert wurde. Malfoy starrte ihm direkt in die Augen. „Oh doch, Potter! Ich weiss ganz genau wie er sich anfühlt!" Erstaunt darüber erwiderte Harry, „Das macht die Sache nicht grade besser!" Verzweifelt blickte der Blonde in die grünen Augen des Gryffindors. „Ich bin ausgetickt! Hermine ist alles für mich und er hat sie richtig verletzt! Ich liebe sie Potter! Mehr als alles andere!" Harry erkannte die aufsteigende Panik in den grauen Augen und Malfoys Verzweiflung war nun fast spürbar. „Hast du schon mit ihr gesprochen?", fragte Harry. Malfoy raufte sich die Haare und antwortete mit brüchiger Stimme, „Nein, ich weiss nicht wo sie ist. Sie ist gleich als du und Weasley verschwunden seid, hoch zum Schloss gerannt und seit dann hab ich sie nicht mehr gesehen." Harry sah ihn unergründlich an. „Gut." Dann drehte er sich um und liess Malfoy alleine zurück.
Malfoy entschloss sich, wieder in die grosse Halle zu gehen. Harry machte sich unterdessen auf den Weg in den Gemeinschaftsraum. Er stieg durch die Öffnung des Porträts und sah sich nach Hermine um. Er konnte sie nicht finden und bat Ginny für ihn im Mädchenschlafsaal nachzusehen. Eine halbe Ewigkeit verging, bis sie mit Hermine im Schlepptau die Treppe runter kam. Ohne Umschweife sagte er, „Ich hab grad mit Malfoy gesprochen." Hermine sah gequält zu Boden. „Ich bin zwar entsetzt darüber, was er da heute versucht hat, aber er hat einfach die Beherrschung verloren." Hermine starrte immer noch auf ihre Füsse. „Hermine, mal im Ernst. Wie oft habe ich schon die Beherrschung verloren?" In Hermines Blick regte sich etwas und sie sagte leise, „Ja Harry, aber du hättest wegen einer Beleidigung niemals den Crutiatus-Fluch auf jemanden losgelassen. Nicht mal auf Malfoy, oder?!" „Du glaubst nicht wie sehr er dich liebt!" Hermine konnte nicht verstehen, warum ausgerechnet Harry sich jetzt für Malfoy stark machte und das nachdem dieser auf seinen besten Freund losgegangen war. Er hob ihr Kinn mit einem Finger an, so dass sie ihn ansehen musste und blickte ihr eindringlich in die Augen. „Wenn jemand so was zu Ginny sagen würde, und sie der einzige Mensch wäre, der mir nahe steht, dann würde ich nicht versprechen, dass ich mich beherrschen könnte." Hermine sah ihn erstaunt an. „Hat er das gesagt?" Harry nickte lächelnd. „Er liebt dich und deswegen ist er so ausgetickt und Ron ist ja nichts passiert.." Eigentlich interessierte es Hermine was Ron nach dem Beinahe-Angriff von ihr dachte, weil sie immer noch darauf hoffte, dass sie und Ron irgendwann wieder Freunde sein würden. Sie traute sich allerdings nicht nachzufragen. „Ich denke, ich sollte Draco suchen." „Mach das."
Kurze Zeit später fand sie ihn in der grossen Halle am Slytherintisch etwas abseits von den anderen Schülern, vor sich hinstarrend. Die neugierigen Blicke ignorierend, ging sie gradewegs auf ihn zu und setzte sich neben ihm auf die Bank. „Draco?" Er blickte sie schuldbewusst und betrübt an. Er war bleicher als sonst und seine Augen strahlten stumme Verzweiflung aus. Sie fuhr fort. „Was heute passiert ist, darf sich unter keinen Umständen wiederholen. Ich dachte gerade du würdest niemals den Crutiatus Fluch auf jemanden anwenden!" Malfoy richtete den Blick wieder auf den Tisch. Er schämte sich aufrichtig für seine Tat. „Harry war bei mir und hat mir erzählt, wie sehr es dir Leid tut-" Malfoy wandte ihr seinen Blick zu, der sich nun etwas aufhellte. „Potter war bei dir deswegen?" Hermine nickte, doch bevor sie fortfahren konnte sagte Malfoy, „Ich hab einfach die Beherrschung verloren. Seit der Krieg zu Ende ist, hab ich nicht mehr viele, die wirklich zu mir halten. Genau genommen nur meine Mutter und dich. Und du bedeutest mir so unendlich viel!" Er umschloss ihre Hand mit seinen schmalen Fingern und flüsterte leise, „Es tut mir so leid und ich liebe dich." Hermine war zutiefst gerührt und vergass deshalb, was sie hatte sagen wollen. Malfoy nahm ihr Gesicht sanft zwischen seine Hände und sah ihr durchdringend in die Augen. „Bitte verzeih mir!" Sein Blick war ernst und beinahe flehend. Hermine schlang ihre Arme um seinen Hals und schenkte ihm einen langen Kuss.
Urplötzlich war es mucksmäuschenstill in der grossen Halle. Die Schüler, die da waren starrten nun unverhohlen auf das, in dem Kuss versunkene Paar. Es hatte was Skandalöses an sich, wie der reinblütige Slytherinprinz die muggelgeborene Gryffindorstreberin küsste. Sie hatten ohne darüber nachzudenken gerade sämtliche Gerüchte, die sich um ihre Beziehung woben bestätigt. Hermine bemerkte als erste die vollkommene Stille um sie herum. Sie sah sich verstohlen um und nun konnte sie die geschockten Blicke, die auf sie gerichtet waren auch deutlich spüren. Sie umarmte Malfoy mit geschlossenen Augen und flüsterte ihm ins Ohr, „Wir werden angestarrt..." Hermine konnte spüren, wie sein Körper leicht bebte. Er lachte leise. „Ist mir egal." Er löste sich grinsend aus der Umarmung, nahm sie an der Hand und sie verliessen erhobenen Hauptes, die Hände ineinander verschlungen, die grosse Halle. Sämtliche Schüler verfolgten sie mit ihren Blicken und kaum waren sie ausser Sichtweite, brach ein kleiner Tumult aus. Von nun an standen sie zu ihrer Beziehung und sehr zu ihrer Erleichterung, wurden sie nur etwa eine Woche lang mit verachtenden Blicken traktiert. Auch die Tuscheleien hörten schon bald auf. Die beiden bestanden ihre Zwischenprüfungen mit Bravour, was vor allem Malfoy motivierte, hart zu arbeiten um nach der Schule in die Ausbildung zum Heiler zu gehen.
Das restliche Schuljahr war für alle sehr anstrengend, doch letztendlich bestand der gesamte Jahrgang. Die einen besser als die anderen. Hermine hatte sich im Ministerium beworben und eine Stelle in der Abteilung zur Führung und Aufsicht magischer Geschöpfe bekommen. Wie schon vor Jahren, lagen ihr die Hauselfen noch immer sehr am Herzen und sie konnte nun viel zu einer Verbesserung, ihrer Lebensbedingungen beitragen.
Harry würde nach dem Sommer ebenfalls im Ministerium seine Ausbildung machen, selbstverständlich liess er sich zum Auror ausbilden.
Malfoy hatte es ebenfalls geschafft, sein Ziel zu verwirklichen und würde im September im St.Mungo Hospital die Ausbildung zum Heiler antreten.
Hermine und Ron begegneten sich das erste Mal wieder an der Abschlussfeier in Hogwarts. Harry hatte es geschafft, dass sie beide zumindest wieder normal miteinander umgehen konnten. Vielleicht lag es auch daran, dass Ron in Hogsmeade eine hübsche Hexe kennengelernt hatte, die seinen Sinn für Humor teilte. Harry war sich sicher, dass Hermine und Ron irgendwann wieder richtige Freunde sein würden, aber es reichte ihm vorerst schon, dass sie anständig miteinander umgingen. Auch die Beziehung zwischen Malfoy und Harry verbesserte sich laufend, da sie wegen Hermine viel Zeit miteinander verbrachten. Beide lernten die Anwesenheit des anderen zu schätzen.
Hermines Eltern lagen immer noch im St.Mungo, allerdings gab es winzige Fortschritte, was ihr Gedächtnis betraf. Hermines Mutter konnte sich zum Beispiel wieder daran erinnern, dass sie und ihr Mann Zahnärzte waren.
Narzissa Malfoy, erfuhr erst eine Woche vor der Abschlussfeier, dass ihr geliebter Sohn eine Muggelstämmige liebte. Sie schwieg sich über die Sache aus. Nicht mal Malfoy konnte erahnen, was sie davon hielt und da ihm ihre Meinung dazu nicht wichtig war, fragte er auch nie danach.
Ende
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Ich möchte mich gerne noch bei den Lesern bedanken. Eure Feedbacks haben mich immer wieder angespornt weiter zu machen. Leider hat auch die schönste Geschichte ein Ende. Nach bald einem Jahr Arbeit ist das Ende nun da und ich hoffe, dass ihr nicht enttäuscht seid. Ich werde auch weiterhin Geschichten schreiben. Ich hab da so einiges im Kopf, das ich gerne zu Papier bringen würde.
Vielen Dank an euch!
Eure Nizzy

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Die Rückkehr nach dem Krieg
FanfictionWie geht es nach dem Krieg weiter? Es entstehen neue Paare, und alte Beziehungen festigen sich. Jeder hat neue Prioritäten und Ansichten und muss sich zurechtfinden in einer Welt die neu aufgebaut werden muss... Für die, die Hörbücher mögen...