39 Eine Phiole voller Glück

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Harry musste während des Abendessens auf Hermine verzichten. Sie wollte nicht in der grossen Halle auftauchen, da sie den Anblick von Malfoy nicht ertragen konnte. Harry und Ginny versuchten den letzten Abend mit ihren Mitschülern so gut es ging zu geniessen, obwohl ihre Stimmung von den heutigen Geschehnissen ziemlich gedrückt war. Auch Malfoy erschien nicht in der grossen Halle. Er hatte sich inzwischen ins Schulsprecherbüro zurückgezogen, da er ständig wegen seiner Beziehung mit Hermine blöd angemacht wurde. Inzwischen wusste so ziemlich die ganze Schule Bescheid darüber und er war froh, dass die meisten morgen früh nach Hause fahren würden. Er sass auf einem Sessel und hatte den Kamin entfacht. Seine Gedanken kreisten unablässig darum, wie er Hermine jetzt noch glaubhaft erklären sollte, dass zwischen ihm und Pansy doch nichts passiert war. Am besten würde er die Erinnerung komplett wiederherstellen, dann könnte er ihr richtig beweisen dass da nichts passiert war, aber Harry würde ihm mit Sicherheit nicht mehr dabei helfen. Er fasste den Entschluss, mit Hermine zu reden und sie zu bitten die Erinnerung zurückzuholen, allerdings hatte er nicht die leiseste Ahnung wie er es anstellen sollte.

Am nächsten Morgen reisten die meisten Schüler ab und nun war es ziemlich still im ganzen Schloss. Hermine hatte die ganze Nacht nicht geschlafen. Erschöpft sass sie zusammengekauert in einem gemütlichen Sessel im Gemeinschaftsraum. Sie hatte noch nicht mitbekommen, dass alle über sie und Malfoy Bescheid wussten. Als sie oben, bei den Schlafsälen eine Tür auf- und wieder zugehen hörte, stand sie auf und verliess den Gemeinschaftsraum. Sie wollte gerade nicht mit Harry oder Ginny sprechen und es musste einer von ihnen sein, da alle anderen Gryffindors ihre Ferien zu Hause verbrachten.
Sie wanderte mit hängenden Schultern und immer noch verweinten Augen ziellos im Schloss umher. Nach einer Weile suchte sie das Vertrauensschülerbad auf. Vielleicht konnte ein entspannendes Bad ihren Kopf durchlüften. Sie liess mit Hilfe ihrs Zauberstabes verschiedene Wasserhähne aufdrehen, bis es so viel Wasser in dem grossen Becken hatte, dass sie problemlos darin schwimmen konnte. Nachdem sie ein paar Längen geschwommen war hielt sie sich am Beckenrand fest und legte den Kopf mit geschlossenen Augen auf den Randstein und genoss die Ruhe, die sehr zu ihrem Bedauern nach einer Weile gestört wurde. „Ähm... darf ich dir Gesellschaft leisten?" Hermine erschrak, da sie niemanden hatte reinkommen hören, doch sie kannte diese Stimme und ihr war sofort klar, warum sie keine Tür gehört hatte. „Äähm ja von mir aus." Eigentlich wäre Hermine gerade lieber alleine, aber sie wusste, wie die maulende Myrte durchdrehen konnte, wenn man ihre Gefühle verletzte, was bedauernswerterweise ziemlich schnell geschah. Hermine lächelte halbherzig. „Und? Wie geht es dir so?" Myrte schwebte zu ihr herunter und hatte einen gekränkten Gesichtsausdruck. „WIE SOLL ES MIR SCHON GEHEN?! ICH BIN TOT!" WIE WÜRDE ES DIR GEHEN WENN DU TOT WÄRST?!" Myrte schrie aus Leibeskräften und Hermine wusste, dass sie die Chance auf ein normales Gespräch mit der maulenden Myrte verspielt hatte. Genervt über sich selbst und noch mehr über Myrtes Anfall stieg sie aus dem Becken, trocknete sich ohne ein Wort zu sagen ab und zog sich an. Sie verliess das Badezimmer, während die maulende Myrte immer noch jammerte.

Hermine machte sich auf den Weg in die Bibliothek. Dort angekommen holte sie sich ein paar Bücher aus verschiedenen Regalen und setzte sich dann ganz hinten an einen kleinen hölzernen Tisch. Während sie las, konnte sie die Gedanken an Malfoy doch etwas aus ihrem Kopf verdrängen. Hermine war so vertieft in ihr Buch, dass sie nicht bemerkte, wie Harry auf sie zukam. Er setzte sich zu ihr und fragte „Hey, kommst du mit Ginny und mir zum Abendessen?" Hoffnungsvoll sah er sie an. Hermine überlegte kurz und antwortete schliesslich, „Nein, ich möchte ihm nicht über den Weg laufen." Harry versuchte sie zu überreden, trotzdem mitzukommen. „Also heute war er weder beim Frühstück, noch beim Mittagessen. Vielleicht ist er jetzt doch nach Hause gefahren." Hermine machte nicht den Eindruck, dass man sie umstimmen könnte und Harry war wirklich besorgt um sie. „Wenn du möchtest, können wir zusammen auf der Karte des Rumtreibers nachsehen, ob er noch im Schloss ist?" Sie willigte ein und ging mit ihm zusammen in den Gemeinschaftsraum.
Ginny sass auf einem Sofa und spielte mit Arnold, ihrem Minimuff. Hermine setzte sich zu ihr, während Harry die Karte holte. „Harry will nachsehen ob Malfoy noch im Schloss ist. Ich will ihm nicht begegnen." „Versteh ich.", sagte Ginny und sah sie etwas mitleidig an. Kurze Zeit später hörten die beiden, wie Harry wieder die Treppe runterkam. Er setzte sich zu ihnen und faltete die Karte auseinander. „Ich schwöre feierlich, ich bin ein Tunichtgut!" Selten war die Karte so übersichtlich wie jetzt, da fast niemand mehr in der Schule war. Sie entdeckten schnell sich selbst darauf und ganz zu Hermines Missfallen auch Malfoy, der sich im Schulsprecherbüro befand. Der beschriftete Punkt versetzte Hermine einen Stich. „Es tut mir Leid, aber ich komm nicht mit zum Abendessen. Ich hab sowieso keinen Hunger." Enttäuscht sah er sie an. „Aber Hermine, du kannst doch wegen dem nicht aufhören zu essen!" Sie sah auf ihre Füsse, da sie eigentlich ziemlich hungrig war und wusste dass Harry Recht hatte. Etwas zögerlich machte sie Harry einen Vorschlag. „Du könntest mir die Karte für eine Weile ausleihen, dann kann ich mich etwas entspannter im Schloss bewegen?" Harry hätte niemals damit gerechnet, dass Hermine mal so eine Bitte stellen würde, willigte aber sofort ein, da er Hermines Sorge verstand. Ein wenig später gingen sie dann doch zu dritt in die grosse Halle.
Malfoy war längst eingeschlafen und schlief auch gleich die ganze Nacht durch.

Am nächsten Morgen erwachte Malfoy mit ziemlichen Rückenschmerzen, da er auf dem Sessel geschlafen hatte und kaum war er wach, machte er sich auf den Weg in seinen Gemeinschaftsraum um zu duschen. Er dachte angestrengt darüber nach, was er jetzt tun wollte und kam zum Schluss, dass es eine gute Idee war, in der Bücherei auf Hermine zu warten, da sie in der Regel mehrmals täglich dort auftauchte. Noch vor dem Mittagessen war er da und setzte sich an den selben Tisch, an dem Hermine am Vortag gesessen hatte und wartete einfach ab. Hunger hatte er keinen.
Hermine wusste dank der Karte, dass er da war und so vermied sie auch nur in die Nähe der Bibliothek zu kommen. Malfoy überlegte, warum er einfach kein Glück hatte Hermine anzutreffen und dann hatte er einen Einfall. Er brauchte Glück! Und da er von Natur aus eine Begabung fürs Zaubertrank brauen hatte, machte er sich direkt auf den Weg in Professor Slughorns Klassenzimmer.

Er öffnete die verschlossene Tür mit Alohomora und schloss sie gleich wieder hinter sich, da er auf keinen Fall entdeckt werden wollte. In einem Schrank mit alten Schulbüchern wurde er schnell fündig und suchte sich das Rezept für den Felix Felicis heraus. Der Zaubertrank war nicht einfach, aber war zuversichtlich, da er auch schon schwierigere Tränke gut hinbekommen hatte. Zu seiner Erleichterung fand er auch im Zutatenschrank alles, was er für den Trank benötigte und er fing sofort an diese zu bearbeiten. Die Zubereitung des Tranks dauerte die ganze Nacht und er war ziemlich müde, doch er setzte alles daran, dass der Zaubertrank so perfekt wie möglich werden würde. In den frühen Morgenstunden hatte Malfoy es geschafft. Er hatte eine Phiole Felix Felicis hergestellt und er war sich sicher, dass er gelungen war. Ohne zu überlegen trank er die ganze Phiole aus. Sofort fiel die Müdigkeit von ihm ab und er fühlte sich allgemein wesentlich besser. Er räumte beschwingt seine Arbeitsfläche auf und verliess federnden Schrittes den Kerker.
Ohne darüber nachzudenken was er gerade tat, führten ihn seine Füsse unter dem Einfluss des Trankes hoch in den siebten Stock. Er blieb vor dem Porträt der fetten Dame stehen die verschlafen fragte „Passwort?" Malfoy lachte „Nein, ich will nicht rein. Ich bleib denke ich einfach hier stehen, das ist schon richtig so." „Meinetwegen.", gähnte die fette Dame und schloss wieder ihre Augen.
Als Hermine aufstand nahm sie die Karte, die sie über Nacht auf ihrem Nachttischchen aufbewahrt hatte mit und ging hinunter. Harry schien noch zu schlafen, aber Ginny war ebenfalls schon wach. Sie setzte sich zu ihr und sagte „Guten Morgen. Hast du gut geschlafen?" Ginny gähnte ausgiebig. „Ja, ich bin eben erst runtergekommen und du?" „Etwas wenig. Ich hatte Mühe einzuschlafen. Ich kann einfach nicht fassen, dass Ron recht hatte und Malfoy mich nur ausgenutzt hat." Ginny sah sie traurig an „Es tut mir echt Leid. Es schien so, als wärst du echt glücklich mit ihm und er mit dir.." Während sie miteinander sprachen hörten sie wie Harry herunterkam. Hermine aktivierte die Karte. Ginny ging zu ihm und gab ihm einen Kuss. Harry fragte sofort „Wollen wir gleich zum Frühstück?" „Gute Idee, ich hab richtig Hunger.", antwortete Ginny, doch von Hermine kam keine Antwort. Sie starrte wie gebannt auf Harrys Karte.1. Der Brief von McGonagall2. Eulenpost3. Der 1. September4. Eine aufschlussreiche Fahrt5. Eine unerwartete Entschuldigung6. Das schlechte Gewissen7. Der Schulalltag8. Feiger Todesser9. Ein heikles Gespräch10. Ein altes Foto11. Das Denkmal12. Hand in Hand13. „Man könnte meinen, ihr wärt Freunde!"14. Der Proteus-Zauber15. Hermine's Schuld16. Rons Brief17. Mehr als ein Streit18. Der Desillusionierungszauber19. Hermines Entschluss20. Die Karte des Rumtreibers21. Im Vertrauensschülerbad22. Tränen und Leidenschaft23. Eifersucht24. Hogsmeade25. Verletzte Gefühle26. Sectumsempra27. Die Liebenden28. Der unverzeihliche Fluch29. Die geheime Beziehung30. Pansy's Geheimnis31. Die Katastrophe in der Bücherei32. Die Wahrheit33. Ein heikles Treffen34. Fehlendes Rückgrat35. Rausch an Halloween36. Die Lücke im Gedächtnis37. Memoria Extractio38. Eine blutige Nase39. Eine Phiole voller Glück40. Rauchgestalten41. Grüne Satinbettwäsche42. Ein zweites Gesicht43. Der Lauf der Dinge

Die Rückkehr nach dem KriegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt