E I N S

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01 || überarbeitet

„Hey, ich wollte mich nur kurz vorstellen. Ich bin River, euer neuer Nachbar." Etwas unbeholfen starre ich ihn an. "Äh...also, ich...mein Name heißt Pyper." Super gemacht. Ich schlage mir innerlich gegen die Stirn und wünsche mir ein Loch herbei, in das ich augenblicklich versinken kann.

Der zugegeben ziemlich heiße Typ scheint erst jetzt zu bemerken, dass ich nur in einem Handtuch vor ihm stehe. Er spitzt die Lippen und kratzt sich unbeholfen am Nacken. Offenbar fühlt er sich gerade genauso unwohl wie ich.

„Tut mir Leid, ich wollte dich nicht beim Duschen stören. Ich kann später nochmal kommen, wenn das in Ordnung ist." Sein Grinsen könnte größer nicht sein. Ich hingegen nicke nur und knalle ihm die Tür vor der Nase zu. Mir ist wirklich nicht viel peinlich, aber in diesem Moment ist mein Gesicht bestimmt so rot wie eine Tomate.

„Pyper?", ertönt die hysterische Stimme meiner besten Freundin. Angepisst gehe ich die Treppen wieder nach oben in mein Zimmer, wo sich Jelly gegen das Fenster presst. „Was machst du da?", frage ich verwirrt und nähere mich diesem verrückten Mädchen. „Hat dieser Adonis gerade eben mit dir gesprochen?" Aufgeregt steht sie sich zu mir, während das Fenster nun mit ihrem Makeup verziert ist. Nickend setze ich mich neben sie aufs Bett. „Er hat mich halbnackt gesehen. Was soll er denn von mir denken?"

„Er denkt, dass du eine ziemlich heiße Schnitte bist und wird sich unsterblich in dich verlieben. Dann werdet ihr beide heiraten, Kinder bekommen... und dann vom Bus überfahren." Schmunzelnd verdrehe ich die Augen. „Sehr realistisch, Jelena." Kopfschüttelnd gehe ich zu meinem Schrank und suche mir etwas zum Anziehen heraus.

„Also ich würde dieses Sahneschnittchen nicht von der Bettkante stoßen." Ich ja auch nicht.

Moment mal, was? Das meinte ich jetzt nicht so. Er sieht zwar gut aus, aber ich habe im Moment wirklich keine Lust auf Drama wegen einem Jungen.

„Du hast aber schon gesehen, dass dieser Typ viel älter aussieht als wir. Der ist mindestens 21." Meine beste Freundin zieht jedoch nur eine Augenbraue hoch und sieht mich mit ihrem Denkst-du-das-interessiert-mich?-Blick an. „Wie heißt er eigentlich?" „Ich weiß nicht mehr...Sea oder so." Irgendetwas flüssiges war es auf jeden Fall.

„Ist das dein Ernst? Du hast die einmalige Gelegenheit mit so einem heißen Kerl zu reden und du merkst dir noch nicht einmal seinen Namen? Hast du eigentlich noch alle Streusel auf dem Kuchen?" Entrüstet starrt sie mich an und irgendwie fühle ich mich dadurch unbehaglich. Sie sieht so aus, als würde sie gleich anfangen zu weinen.

„Was ist nur mit dir schief gelaufen, Kind? Deine Eltern haben dich als Kind anscheinend immer drei mal hoch geworfen, aber nur zwei Mal aufgefangen."

Tolle beste Freundin.

„Jelly, er ist mein Nachbar. Ich werde seinen Namen schon rausfinden. Er wird ja nicht nur einen Tag hier wohnen, du hast also noch genug Zeit dich an ihn ran zu machen."

Sie legt sich gruselig grinsend auf den Rücken und macht die Bewegungen eines Schneeengels. „Aber sonst geht's dir gut oder?", frage ich erhobener Augenbraue. Doch anstatt einer Antwort kommt nur leises Summen aus Jelenas Mund. Mit den Klamotten auf dem Arm verschwinde ich leicht verstört ins Badezimmer.

Als ich fertig angezogen wieder in mein Zimmer komme ist Jelly weg. Sag bloß die ist nach Hause gegangen ohne mir Bescheid zu geben.

„Jelly?", rufe ich und gehe die Treppen nach unten. Aus der Küche ertönen Geräusche, also begebe ich mich dort hin.

„Jelena Zara Tucker! Was genau hast du vor?" Sie holt gerade alle möglichen Gefäße aus unseren Schränken und lässt diese einfach fallen, sobald sie merkt, dass es nicht das ist, wonach sie sucht. „Hattet ihr nicht mal irgendwo Kaffeepulver?", fragt sie ohne meine Frage zu beantworten.

„Ja, wir haben Kaffeepulver. Es steht neben dir auf der Theke und nicht zwischen den ganzen Dosen und Schüsseln, die du jetzt wieder einräumen darfst, mein Spätzchen. Wo warst du als es Gehirne geregnet hat?"

„Tut mir Leid, aber bei uns ist das Kaffeepulver auch in dem Schrank, in dem sich die Schüsseln befinden", murmelt sie und macht sich daran die Schüsseln wieder an ihren Platz zu stellen. Dabei fallen jedoch die meisten Sachen sofort wieder raus. Das Geschick in Person.

Gerade will ich ihr doch meine Hilfe anbieten, als die Klingel mich schon zum zweiten Mal an diesem Tag unterbricht.

„Das darf doch wohl nicht wahr sein..-" Genervt gehe ich zur Haustür, reiße ich diese auf und funkele meinen Gegenüber an. Vor mir steht schon wieder mein neuer Nachbar.

„Eh... ich wollte mich eigentlich nur nochmal vorstellen, weil du ja jetzt offenbar angezogen bist."

„Das ist schön für dich, aber leider bin ich im Moment sehr verplant und muss wichtigere Dinge erledigen." Auch wenn ich gerade etwas harsch klinge, tut es mir nicht wirklich leid. Ich muss mich gerade eher um Jelly kümmern, sonst fliegt höchstwahrscheinlich binnen Sekunden die ganze Küche in die Luft.

„Die da wären?" Verwirrt sehe ich den Schönling an, der sich lässig gegen den Türrahmen gelehnt hat. „Wie bitte?" Schmunzelnd wiederholt er seine Frage noch einmal. Leider verschränkt er auch seine Arme vor der Brust und... holy crap diese Muskeln.

Um nicht zu starren blicke ich ihm wieder ins Gesicht. „Ich muss meiner geistig gestörten Freundin helfen die Küche aufzuräumen." „Und danach?", fragte er und zwinkerte mir zu.

Igitt.

Warum ist er denn so scharf darauf sich vorzustellen? Bekommt er sonst Minderwertigkeitskomplexe oder was.

„Ich muss erst in meinen Terminkalen..-" „Pyper", unterbricht er mich. Moment, er erinnert sich an meinen Namen? Das kann ich leider nicht behaupten.

„Ich weiß ganz genau, dass du Zeit hast."

Und durchschaut.

„Was wenn ich dich gar nicht kennenlernen will? Denn du bist gar nicht so interessant wie du glaubst."

Anscheinend wurde Jelly in der Zwischenzeit neugierig und lugt nun um eine Ecke. Als sie diesen hübschen Kerl erblickt, kommt Germanys-Next-Topmodel-like auf uns zu.

„Hallihallo, ich bin Jelena, aber du musst mich Jelly nennen. Im Gegensatz zu Pyper würde ich dich allerdings sehr gerne kennenlernen. Aber bilde dir bloß nichts ein, das liegt nur an meinem Aussehen."

Innerlich gebe ich mir einen Facepalm.

„Was Jelly damit eigentlich sagen wollte ist, dass ihr beide euch jetzt noch einem schönen Nachmittag machen könnt, während ich die Küche aufräume." Bei meinen letzten Worten blicke ich meine beste Freundin vielversprechend an.

Damit schiebe ich die beiden nach draußen und mache die Tür zu.

„Hey, Pyper! Lass mich doch nicht mit dem alleine! Was wenn er ein Serienkiller oder ein Vergewaltiger ist?" ertönt die gedämpfte Stimme meiner besten Freundin durch die Tür.

„Viel Spaß!", rufe ich und winke ihr durch das kleine Fenster neben der Haustür zu.

Grinsend gehe ich wieder in die Küche und mache mich an die Arbeit.

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