S I E B Z E H N

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17 || überarbeitet

Kennt ihr das, wenn Mathe so unfassbar einfach ist und man für jede Aufgabe eine Lösung hat? Ich auch nicht. „Pyper, lesen Sie doch mal bitte vor, was Sie bei Aufgabe drei haben", bittet der Lehrer, mit einer übertrieben netten Stimme. So startet man doch gerne in den Montagmorgen.

„Ich muss Sie enttäuschen, doch ich habe - laut meiner Mutter - nicht die nötige Intelligenz um solche Aufgaben zu lösen", antworte ich ihm schnippisch und lehne mich genervt zurück. Enttäuscht sieht er zu mir und runzelt die Stirn. „Dann nehmen Sie Nachhilfe." Nett. Das habe ich sogar schon versucht, aber irgendwie wollte jeder dieser Nachhilfelehrer nur mit mir schlafen. Das hat die 14-jährige Pyper dann natürlich verstört und sie hat sich deshalb nie wieder an Nachhilfe herangetraut.

Ich sitze manchmal stundenlang an einer Aufgabe, doch die passende Lösung gibt es wohl nur im Gesamtpaket, welches ich nicht besitze.

Enttäuscht von mir selbst lehne ich mich wieder nach vorne, stütze mein Kinn auf meinen Händen ab und versuche nicht andauernd nach draußen zu schauen, wo River mit einem Spaten Löcher in den Boden gräbt. Oben ohne, wenn ich das erwähnen darf. Dass der Schulleiter das überhaupt erlaubt.

„Hast du heute Abend Zeit?", fragt Jelly, weshalb ich meinen Blick widerwillig von River abwende. Heute Abend ... „Klar!" Meine Augen machen sich selbstständig und schielen nach draußen, während Jelly mir von irgendeinem Promi erzählt, der heute in der Stadt sein soll. Sie wedelt begeistert mit den Armen in der Luft herum, und achtet gar nicht auf ihre Banknachbarin, die sie dabei fast erschlägt.

Glücklicherweise bemerkt der Lehrer ihre wilden Gesten nicht und führt seinen Unterricht fort.

„Hörst du mir überhaupt zu Pyper?", fragt sie, als sie bemerkt, dass meine ich ihr nicht wirklich zugehört habe. Schnell nicke ich und mache einen interessierten Gesichtsausdruck. Kurz begutachtet sie mich kritisch, erzählt dann aber weiter.

„Ich habe gehört, dass er einen Freund in der Stadt besucht, und deswegen ein paar Tage länger als erwartet bleibt", erzählt sie voller Begeisterung. „Er soll aber leider eine Freundin haben." Etwas enttäuscht lehnt sie sich zurück. Als wenn sie auch eine Chance bei ihm hätte.

Nicht, dass Jelly nicht hübsch wäre, denn das ist sie auf jeden Fall, aber die meisten Menschen des männlichen Geschlechts werden von ihrer komischen Art - mit der ich mich auch identifizieren kann - meistens abgeschreckt.

Und außerdem trägt sie ja so gerne diese furchtbar grauen Fetzen, die sie meiner Meinung nach aus der Altkleidersammlung heraus fischt.

••• •••

„Sag mal, hab ich erwähnt, dass River der Freund ist, den Isaac McFarland besucht?", fragt Jelly unschuldig. Schwungvoll drehe ich mich zu ihr um und frage mich ernsthaft, wieso ich mit ihr befreundet bin. „Das ist nicht dein Ernst!" Meine beste Freundin zuckt nur mit den Schultern, als wäre es das normalste der Welt, dass mein Nachbar mit einem verdammten Star befreundet ist.

„Ich habe River Bescheid gesagt, dass wir später mal vorbei kommen." „Ich glaube du legst es darauf an, morgen unter der Erde aufzuwachen."

Erschöpft will ich mich auf mein Bett fallen lassen, verfehle es jedoch knapp und hänge jetzt wie eine schlabbrige Nudel über meinem Sessel.

„Wir haben noch fünf Minuten, also zieh dir was schönes an, damit wir gehen können!", fordert mich Jelly auf und klatscht in die Hände. Ich will aber nicht. „Mein Körper weigert sich, Sport zu betreiben und zu meinem Schrank zu laufen. Und außerdem habe ich keine Lust auf diesen Isaac. Wir kennen ihn doch überhaupt nicht."

Kopfschüttelnd geht sie auf meinen Kleiderschrank zu und wirft eine Hose auf mich. „Beeil dich", ist das einzige was sie sagt, bevor sie aus meinem Zimmer verschwindet.

Genervt befreie ich mich aus der Leggins, die ich trage und zwenge mich in die Skinny Jeans. Mein T-Shirt lasse ich an, auch wenn es am Ausschnitt einen Essensfleck hat. Ich habe ja nicht vor River oder Isaac zu heiraten.

Ich verlasse mein Zimmer und gehe extra langsam nach unten, um Jelly zu provozieren, die schon ungeduldig am Ende der Treppe steht und panisch auf ihre Armbanduhr schaut.

„Wir sind schon eine Minute zu spät!" Oh nein, wie schlimm. Wir werden alle sterben! Jelly reißt die Tür auf und stürmt nach draußen. Ich folge ihr, schnappe mir jedoch noch schnell eine Jacke, da es tagsüber, als auch nachts nicht wirklich warm ist. Sie rennt schon fast auf Rivers Haus zu und drückt auf die Klingel.

Ein paar Sekunden später wird die Tür geöffnet und ein Typ, der aussieht wie die überfahrene Version von Gareth Bale blickt uns entgegen. Sein Vokuhila Haarschnitt macht die Sache nicht wirklich besser.

Aber ich bin ja tolerant.

„Hey, ihr müsst die Freunde von River sein. Kommt doch rein!"

„Wieso genau findest du ihn nochmal hübsch?", raune ich Jelly zu, als wir das Haus betreten. „Gute Frage", flüstert sie und begutachtet kritisch seine Frisur. Leider hat dieser Isaac unser Getuschel gehört und stellt sich nun breitbeinig vor uns hin. „Habt ihr was gegen meinen Haarschnitt?", fragt er beleidigt und rümpft seine Nase. „Ach pff... nee..-", fange ich an mich zu rechtfertigen, allerdings klingt es nicht sehr überzeugend.

Er dreht sich leicht zur Seite. „Meine Frisur hat wenigstens Stil!" Er streicht sich seine Mähne nach hinten und schließt die Augen. „Vorne Business und hinten die Party."

Na das kann ja was werden.

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