V I E R Z E H N

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14 || überarbeitet

Lady Madonna, children at your feet...", singt River, sobald die ersten Klänge des Liedes ertönen. „Wonder how you manage to make ends meet", setze ich ein und beuge mich etwas zu ihm, sodass wir genau auf Augenhöhe sind. Grinsend kommt er mir näher.

Who finds the money when you pay the rent. Did you think that money was heaven sent?", gibt er von sich und ich muss sagen, das klingt bei ihm noch schrecklicher als bei mir. Ich glaube wir beide haben bis jetzt noch keinen einzigen Ton getroffen. „Friday night arrives without a suitcase, Sunday morning creeping like a nun. Mondays child has learned to tie his bootlace."

Jelly richtet ihr Handy auf uns und filmt unser Duett. Naja, bei unseren Sing-Künsten ist das wohl eher ein Duell. River räuspert sich, bevor er nach seiner Bierflasche greift, um diese als Mikrofon zu verwenden.

See how they run. Lady Madonna, baby at your breast. Wonders how you manage to feet the rest?" Mittlerweile ist er über mich gebeugt und stützt seine Hände neben mir auf dem Klappstuhl ab. Ich möchte den Moment ja gerade echt nicht zerstören, aber dieser Stuhl hält meiner Meinung nach nicht mehr so lange durch.

„Hey, wir wollen hier keinen Liveporno sehen. Beherrscht euch!", ruft Trish lachend und nippt einmal an seinem Bier.

Gerade als ich denke, dass wir fertig mit unserer Gesangseinlage sind, legt River erst so richtig los.

See how they run. Lady Madonna, lying on the bed. Listen to the music playing in your head" River kommt noch näher, sodass er beinahe auf meinem Schoß sitzt und unsere Nasenspitzen sich berühren. Wäre ich nicht schon etwas angeheitert, würde ich diese Situation in jeder Hinsicht meiden.

Allgemein ist mir Körperkontakt mit Menschen in jeglicher Form unangenehm. „Tuesday afternoon is never ending
Wednesday morning papers didn't come. Thursday night your stockings needed mending. See how they run. Lady Madonna, children at your feet.
Wonder how you manage to make ends meet", rattere ich herunter, um diese Situation möglichst schnell zu beenden.

Anscheinend sieht mein Nachbar das Ganze etwas anders, denn er neigt seinen Kopf leicht nach links und legt eine Hand in meinen Nacken. Sein Blick wandert zu meinen Lippen und ich muss zugeben, mir wird heiß. Nervös knete ich meine Finger, wobei diese Knacksen, was River aufsehen lässt.

Mit einem verschmitzten Lächeln entfernt River sich wieder.

„Zugabe!", brüllt Jelly und applaudiert.

Ich verbeuge mich gespielt arrogant. „Danke, danke. Ich liebe euch meine Fans." „Sag mal, haben wir noch Bier?", fragt River.
Ich sehe mich um und schüttele den Kopf. „Du hattest sowieso schon genug", antworte ich ihm und nicke, um meine eigene Aussage zu bestätigen. „Pah, gar nicht."

Grinsend wende ich meinen Blick wieder den Straßenmusikern zu, die vorhin Lady Madonna gespielt haben.

„Sie sind echt gut", gibt Trish zu und nickt der Truppe anerkennend zu. „Ich bin auch gut. Vor allem im Bett." River zwinkert mir zu und wackelt anzüglich mit den Augenbrauen.
Ein mittelschwerer Kotzreitz überrollt mich. „So einen Bullshit habe ich ja schon lange nicht mehr gehört."

Die Straßenmusiker stimmen ein neues Lied ein. „Das Lied kenne ich doch", sagt Trish und runzelt die Stirn. Ich überlege. Woher kenne ich diese Lyrics...

„Riptide. Ich habe es auch nur am Text erkannt. Die singen das total anders, als das Original", erklärt Jelly und reibt sich mit der Faust den Hinterkopf. Eh... okay?

Trish stimmt ihr zu, begutachtet ihr komisches Kratzverhalten aber auch sehr kritisch. River grinst Trish dümmlich an. „Sag mal warst du schon immer so hässlich?", lallt er und nimmt einen Schluck aus seiner leeren Flasche Bier. Innerlich schlage ich mir auf die Stirn. Vor gefühlt zwei Sekunden war er doch noch nüchtern. Und er hat wirklich nicht viel getrunken.

Trish lehnt sich nach vorne und kotzt River auf die Schuhe. Tja, Karma is a bitch.

Jelly steht lachend auf. Anscheinend juckt ihr Kopf nicht mehr. „Wir sollten besser gehen, sonst kotzt ihr euch hier noch gegenseitig die Gedärme auf die Füße", schlägt sie vor und schwankt leicht nach links.

Zustimmend nicke ich.

„Pyper wollen wir zusammen in meinem Bett schlafen?" Rivers heftige Fahne klatscht mir ins Gesicht. Angeekelt mache ich einen Schritt nach hinten. „Sicher nicht."

„Wieso?"

Hilfe, der hat ja schon Tränen in den Augen.

„Weil Baum."

Jelly nimmt die beiden Jungs an der Hand und führt diese zu Rivers Auto.

Ich schnappe mir die Klappstühle und die leeren Flaschen Bier und trotte hinter ihnen her. Ich kann diese Leute nicht leiden, die ihren Müll überall liegen lassen. Vor allem ist auf diesen Flaschen Pfand drauf.

„Jelly?", frage ich, als mir klar wird, dass wir alle getrunken haben. „Was ist?", fragt sie verwirrt. „Wie kommen wir jetzt nach Hause? River ist sturzbetrunken und wir anderen drei haben keinen blassen Schimmer wie man Auto fährt." Okay, eigentlich bin ich die einzige, die nicht Autofahren kann. Jelly hat wenigstens schon ihren Führerschein. Das heißt jedoch nicht, dass sie weiß wie man richtig fährt. Aber egal jetzt.

Jellys Augen weiten sich.

„Fuck." Da sitzen wir mal schön in der Scheiße. „Kannst du nicht Tory anrufen?", fragt sie und zieht eine Schnute. „Glaubst du, dass sie um diese Uhrzeit noch wach ist, geschweige denn an ihr Handy geht?" „Probier's einfach mal." Sie stupst mich leicht an, was anscheinend motivierend wirken soll.

Ich hole mein Handy raus und suche in meinen Kontakten nach der Nummer meiner Cousine. Nach ein paar Sekunden ertönt das altbekannte Tut.

„Hallo?", fragt eine verschlafene Stimme. Sie ist bestimmt nur müde, ich glaube nicht, dass ich sie gerade geweckt habe. Neeein.

„Tory?", frage ich unnötigerweise, da ich meine Cousine bereits an ihrer Stimme erkannt habe. „Ja?" „Kannst du uns abholen?", frage ich und spreche ein stilles Gebet zum Himmel. Wenn sie jetzt nicht kommen kann, haben wir ein klitzekleines Problem. „Hast du mal auf die Clock gewatched, es ist mitten in der Nacht!", brüllt sie in den Hörer, weshalb ich kurz Angst habe, an einem Tinnitus zu erkranken. „Ja ich weiß." „Wo seid ihr?", seufzt sie. „Am Strand."

Es ertönt kein Geräusch mehr, weswegen ich verwirrt auf mein Handy schaue. Sie hat eiskalt aufgelegt. „Und?" „Ich denke mal, sie kommt."

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