E L F

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11 || überarbeitet

Eines habe ich gelernt, diskutieren mit meiner Mutter ist zwecklos. Und deshalb hocke ich jetzt auf einem Klappstuhl und kaue auf meinem Steak herum.

„Schmeckt es dir?", fragt River hoffnungsvoll und scheint allem Anschein nach nicht zu bemerken, dass sein Steak komplett verbrannt ist und sich schwerer kauen lässt, als Schuhsohlen. „Mhm", antworte ich mehr oder weniger begeistert. Das Fleisch ist wirklich viel zu zäh. Das könnte glatt als Kaugummi durchgehen. Ich will nach Hause.

„Wie lange habt ihr noch vor zu bleiben?", flüstere ich und lehne mich näher zu meinem Vater, damit River es nicht hört. „Solange bis wir fertig sind." Ich hasse solche Antworten. Jetzt bin ich genauso schlau wie vorher.

„Weißt du schon, was du nach der Schule machen willst Pyper?", fragt River mich gerade ernsthaft und sieht auch noch so aus, als würde es ihn wirklich interessieren. „Uni, denke ich", murmele ich in meinen nicht vorhandenen Bart. Also erstmal hoffe ich natürlich, dass ich meinen Abschluss schaffe.

„Antwortest du bitte in ganzen Sätzen", mault meine Mutter und sieht mich mit dem typischen Lehrerblick an. Gruselig. Es sind Ferien, warum muss ich selbst jetzt an die Schule erinnert werden. „Ich will nach der Schule auf die Uni gehen." Genervt greife ich nach einem Bier, was mir aber sofort wieder aus der Hand gezogen wird. „Alkohol gibt es nur für Erwachsene." River grinst mich blöd an, wofür ich ihm gerade gerne in sein dämliches Gesicht schlagen würde. Sind wir hier im Kindergarten oder was?

River hat sich übrigens Katzen gekauft. Die hat er uns vorhin erst mal total stolz präsentiert. Nach der zehnten habe ich aufgehört zu zählen. Und sie heißen alle „Mimi"y

„Also River, ich muss schon sagen, du bist echt unglaublich", schleimt mein Vater. „Unglaublich intelligent? Unglaublich hübsch? Unglaublich talentiert? Ich weiß..." Und auch noch unglaublich selbstverliebt. „Eh nein... Ich meinte eigentlich wegen dem Essen. Es war vorzüglich." Ich dachte wenigstens mein Vater hätte etwas gegen River, aber anscheinend würde auch er ihn nicht von der Bettkante stoßen.

Ich bearbeite immer noch mein Steak und fühle mich dabei, als würde ich auf einem Stück Holz rumkauen. „Es hat mich sehr gefreut, dass du uns eingeladen hast, aber wir müssen jetzt leider gehen. Pyper kann ja noch etwas bleiben und fertig essen." Man kann bei diesem Fraß zwar nicht wirklich von essen reden, aber ich erspare mir einen Kommentar dazu. Unauffällig zwinkert mir meine Mutter zu. Ich weiß genau was sie vor hat.

„Ich bin ehrlich gesagt ziemlich müde. Ich glaube ich komme mit." „Du hast noch nicht aufgegessen. Das wäre äußerst unhöflich von dir, Pyper. Du kannst nachkommen wenn du fertig bist." Grinsend verschwinden meine Eltern nach nebenan. „Ich finde wir würden echt gut zusammen passen." Hat der einen Schaden? Jetzt habe ich mich auch noch an dem verbrannten Gummiholz verschluckt. „Du bist so komisch", murre ich und kaue weiter auf der Schuhsohle, als ich mein Husten wieder unter Kontrolle gebracht habe.

„Nein, ich bin River." Lustig.

Da hat wohl jemand in der Witz Kiste geschlafen. Doch leider findet das hier niemand amüsant.

„Du darfst ruhig lachen, ich bin lustig." Nein, du bist River. Das würde ich ihm am Liebsten gegen den Kopf werfen, doch ich erwidere lieber gar nichts. Stattdessen versuche ich endlich dieses mickrige Stück Fleisch zu essen. Nach weiteren fünf Minuten habe ich es dann endlich geschafft.

„Pyper?" Aufgrund meiner Müdigkeit drehe ich mich nicht mehr zu River um. „Pyper ist gerade nicht ansprechbar. Komm morgen wieder." Er geht hinter mir her zur Haustür, die er mir dann wie ein wahrer Gentleman aufhält.

„Ich denke, dass sollten wir wiederholen." „Denk lieber nicht, das ist nicht so deine Stärke", sage ich bevor ich das Haus verlasse und schlaftrunken zu meinem eigenen schlurfe. Meine Mutter steht bereits breit grinsend in der Haustür und erwartet mich. Obwohl ich jetzt lieber schlafen würde - was meine Mutter auch ganz genau weiß - muss ich jetzt dann wahrscheinlich erst einmal einen ausführlichen Monolog über Rivers Schönheit anhören.

Gerade als ich mein Haus betreten möchte, stolpere ich und kann mich noch gerade so auf den Beinen halten. Eine von Rivers Katzen liegt direkt vor ihr. Gönn dir ruhig.

„Und?" „Was und?" „Was habt ihr gemacht? Erzähl mir Einzelheiten, ich will alles wissen." Es war so klar... „Kann ich vielleicht erst mal rein kommen?", frage ich und ziehe mir einen Schuh aus. „Nein!" Bitte? Das ist auch mein Haus. „Ich habe fertig gegessen, dann bin ich gegangen." Enttäuscht sieht sie mich an. Wahrscheinlich hat sie jetzt erwartet, dass er mir seine Liebe gestanden und einen Heiratsantrag gemacht hat.

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„Was soll das, ich will schlafen!", maule ich Trish und Jelly an, die Steine an mein Fenster geschmissen und mich somit aufgeweckt haben. Wieso wecken die mich denn mitten in der Nacht? „Komm runter", flüstert Jelly. „Wieso?" Sie gibt mir keine Antwort, sondern verschrenkt nur trotzig die Arme vor der Brust und wartet darauf, dass ich zu ihnen gehe. Jetzt bin ich natürlich neugierig und das weiß sie ganz genau. Gähnend ziehe ich mir warme Kleidung an und laufe dann bedacht leise die Treppe runter.

Ich fühle mich wie der letzte Penner mit dem Assidutt, der vom Schlafen zurstrubbelt ist, und der grauen Jogginghose mit einem Einhorn auf der linken hinteren Hosentasche. Ich könnte wirklich als Gucci Model durchgehen.

„Was steht an?", frage ich, als ich mich erfolgreich aus dem Haus geschlichen habe. „Wir müssen dir etwas erzählen. Über River."

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