26 || überarbeitet
„River warte, was hast du vor?", rufe ich ihm nach, als er böse grinsend um eine Ecke verschwindet, nachdem er mir meine Einkäufe wieder in die Hand gedrückt hat. „Das ist doch jetzt nicht dein Ernst!"
Ich versuche mich so gut es geht mit den Tüten in seine Richtung zu bewegen. „Na?" Ich kreische auf und reiße vor Schreck die Arme in die Luft. Dabei purzelt die ein oder andere Tomate aus der Tasche, doch das kümmert mich herzlich wenig. Ich drehe mich zu River um und erdolche ihn mit meinem Blick. „Du bist behindert." „Körperlich oder so wir du?"
Ein leises Schnauben verlässt meinen Mund. Ich muss zugeben, der war gut. Aber nicht gut genug. Mit erhobenem Kinn hebe ich die Tomaten vom Boden auf, stopfe sie zurück in die überfüllten Taschen und drücke sie meinem Nachbarn in die Hand. „So mein Freund, du trägst mir das jetzt schön nach Hause. Und wenn du mich nochmal so erschreckst, kastrier ich dich."
Ich höre noch ein leises „Scheiß die Wand an", bevor ich angerempelt werde und River an mir vorbei geht. Ich hoffe für ihn, dass das gerade keine Absicht war. Zufrieden stolziere ich hinter ihm her und achte nicht auf die Menschen, die uns einen kritischen, beinahe abwertenden Blick zuwerfen.
Als wir um die nächste Ecke biegen, kann ich kaum fassen, wer da auf uns zu gelaufen kommt. Reyna... „Hey Pyper, was machst du denn hier? Ist das etwa dein Freund?" Mit einem angeturnten Gesichtsausdruck zeigt sie auf River. Lass das du Kuh, mein Frühstück feiert gleich Comeback.
„Nein, wir sind nicht zusammen", erwidere ich, bevor River wieder irgendwas blödes sagt. Doch das ist wohl genau das, was sie hören wollte, denn binnen Sekunden steht sie vor River und streicht ihm über seine hammergeilen Bauchmuskeln. „Du, das ist mir gerade echt ein bisschen zu viel Nähe, wir kennen uns doch noch gar nicht", gibt River von sich und schiebt Reyna ein Stückchen von sich weg. Erst jetzt fällt mir auf, dass ihre Haare nicht mehr in dem dunklen braun über ihre Schultern fallen. Der Ansatz hat immer noch die gleiche Farbe, doch der Rest ihrer Mähne erstrahlt nun in einem hellen blond. Naja, es ist eher gelb.
Und verdammt, sogar diese hässliche Farbe sieht gut an ihr aus.
Das blondierte Huhn dreht sich kurz weg, um den Ausschnitt noch etwas tiefer zu ziehen, doch was mir da entgegen blickt, lässt mich schmunzeln. „Also, wie heißt du, mein Schöner?"
Ich gehe auf sie zu, drehe ihren Körper zu mir und beuge mich etwas zu ihr vor. „Stopf dir deine Socken das nächste mal etwas tiefer in den BH." Die blonde Verarschung von Draco Malfoy starrt mich wütend an, geht dann aber mit hochrotem Kopf an mir vorbei.
River bekommt sich fast nicht mehr ein vor Lachen. „Ich wollte sie schon darauf hinweisen, aber du bist mir zuvor gekommen." Er legt einen Arm um meine Schultern während er mit der anderen alle Tüten hält. Krass. Das muss er mir beibringen.
„Was war das überhaupt für eine Gestalt?", fragt er etwas verwirrt und blickt der hinfort stolzierenden Reyna noch einmal hinterher. „Mich wundert es, dass du ihr noch nie in der Schule begegnet bist... Also ihr Name ist Reyna und sie ist dieser Typ Mädchen, der heimlich bei dir einbricht, dich am nächsten Morgen überrascht, weil sie mit gespreizten Beinen auf deinem Küchentisch sitzt. So nach dem Motto Wer will noch nicht, wer hat nochmal."
Gerade als River anfängt lauthals zu lachen, kommt mir ein Gedanke. „Oh verdammt! Ich habe total vergessen, dass ich mich eigentlich vor zweieinhalb Stunden mit Jelly treffen wollte!" Schnell suche ich mein Handy heraus und suche es nach verwirrten Anrufen ihrerseits ab, doch ich werde nicht fündig. Das ist jetzt irgendwie komisch...
Misstrauisch wähle ich Jelly's Nummer und warte ungeduldig auf ihre Stimme. Wer hat sich eigentlich dieses nervige Getute ausgedacht?
„Guten Tag, Seniorenheim Pfitzer, Sie sterben, wir erben, was kann ich für Sie tun?" „Jelly! Es tut mir echt mega Leid, ich habe total die Zeit vergessen. Ich komme so schnell es geht zu dir, okay?" Anstatt mir zu antworten, zitiert sie irgendeine Bibelstelle und murmelt etwas von „Du, Pyper" und „in der Hölle schmoren".
„Jelly, ich habe doch gesagt, dass es mir Leid tut." „Worte, Worte, Worte...", genervt atmet sie ins Telefon. Ich gebe River ein Zeichen mir hinterher zu laufen. Dass er immer noch meine Taschen trägt, muss ich nicht nochmal erwähnen, oder? „Liebe Jelena, wie komme ich wieder aus der Hölle raus?"
~
„Also von allen Shirts, die du mir heute gegeben hast, ist das wohl... das beste."
Jelly hat mich nach meiner Ankunft zuhause doch tatsächlich dort angefangen und mich dazu gezwungen ihr alle meine Shirts, die ich nicht mehr brauche, zur Verfügung zu stellen.
Und wie sollte es anders sein, die einzige Farbe, die sich auf ihrem Haufen wiederfindet ist beige. Aber immerhin sind es nicht so hässliche Oma-Lappen, wie die, die sie sich neulich erst wieder gekauft hat.
Nun ist meine beste Freundin im Besitz aller meiner beigen Sachen und freut sich darüber wie ein Schnitzel. Ich kann es zwar echt nicht nachvollziehen, aber immerhin ist sie jetzt nicht mehr sauer auf mich. Die Dopamine haben sie wohl allen Hass auf mich vergessen lassen. Gut, dass es bei Frauen so etwas wie Shoppingrausch gibt.
●●● 26 ●●●
DU LIEST GERADE
Crazy Things
HumorDefiniert man den Begriff „verrückt", so liefert man doch meist eine negativ ausgerichtete Erklärung für dieses Wort. Pyper macht sich diesen Begriff jedoch zu eigen und definiert ihn auf ihre ganz eigene Art und Weise. Sie hat es sich zur Aufgabe...