18 || überarbeitet
„Wie heißt du, meine Schöne?", fragt Isaac Jelly, die sich etwas fehl am Platz vorkommt. River hat sich neben meine Wenigkeit gesetzt und versucht jetzt, eine Haarsträhne von mir um seinen Finger zu wickeln.
Er sollte sich wirklich mal ein Hobby suchen.
„Jelena", murmelt meine Freundin und sieht mich mit einem Hilfe suchenden Blick an. Das kann sie vergessen.
Sie hat mich gegen meinen Willen hier her verschleppt, jetzt werde ich ihr bestimmt nicht aus der Klemme helfen. Ich bin schließlich nicht ihr Bodyguard.
River hat seinen Ring mittlerweile mit meinen Haaren verknotet und versucht vergeblich, seinen Finger aus meiner Haarpracht zu befreien. „Was kannst du eigentlich?", frage ich genervt und ziehe einmal an der Strähne, die sich sofort aus dem Ring löst und wieder zurück an ihren alten Platz fällt.
„Das hätte ich auch hinbekommen", murmelt mein Nachbar und sieht seine Hand mit einer Mischung aus Kritik und Fassungslosigkeit an. Okay.
Ich rücke ein Stückchen weg und trinke einen Schluck meines Wassers, das vor mir auf dem Wohnzimmertisch steht.
„Gehst du noch zur Schule?", wird Jelly nun von der Vokuhilafrisur gefragt. „Ja..-" Sie sieht genervt aus dem Fenster und schlägt ihre Beine übereinander, damit ihr Knie nicht mehr das Bein dieses Möchtegern-Stars berührt.
Amüsiert rutsche ich ein Stückchen nach unten und liege nun wie ein Fladen auf der Couch. Das Spektakel, das sich mir bietet ist besser als ein Film der Kategorie Humor.
Doch die Show wird durch meinen geliebten Nachbarn unterbrochen, als er seine Hand abermals nach meinen Haaren ausstreckt.
„Du weißt, dass ich dich gleich umbringe, wenn du es nicht lässt, oder?" Verstört starre ich ihn an, doch er scheint sich davon nicht beirren zu lassen. Meine Hoffnung, ihn mit diesen Worten abzuwimmeln, verpufft endgültig, als er grinsend einen Arm um mich legt und meinen Körper viel zu nah an seinen drängt.
„Meine Haut wird weggeätzt, wenn ich Menschen berühre, wusstest du das?" Noch ein Versuch, mich aus seiner Umarmung zu befreien, und schon wieder scheitere ich. „River, ich sage es dir, ich kotz' hier gleich im Kreis und kotz' wieder zurück, das ist doch jetzt nicht dein Ernst!", maule ich ihn an und werde am Ende meines Satzes immer lauter.
Isaac hatte Rivers Geste anscheinend als eine Art Aufforderung empfunden, da Jelly nun auch von ihm zu Tode geknuddelt wird.
„Du gehst also gerne mit deiner Freundin feiern..."
Bla bla bla.
Bla bla.
Bla.
Blaaaaaaa.
„Heute ist Dienstag", stellt River plötzlich fest und sieht in meine Richtung. Ich antworte ihm mit einer übertrieben netten Stimme: „Oh mein Spätzchen, das hast du ganz toll erkannt." Meine Stimmlage senkt sich jedoch wieder und ist nun wieder das gleiche unverständliche Gemurmel, wie vorher. „Und was willst du uns damit sagen?" Auf seiner Stirn bilden sich ein paar Falten.
„Hab' ich vergessen." Herr, lass Hirn regnen...
Mein Kopf donnert auf den Tisch zu und schlägt mit einem lauten Knall darauf. „Gibt es dich eigentlich auch in schlau?" Ein empörtes Schnauben verlässt seinen Mund. „Also!"
Ich erhebe meinen Kopf wieder und stelle zu meinem Unglück fest, dass dieser ganz schön weh tut. Hoffentlich bekomme ich jetzt keine Beule. Naja obwohl, die würde immerhin zu der noch immer etwas blauen Nase passen. Dann sehe ich aus wie ein richtiges Mannsweib.
„Warum bist du immer so?", fragt River gekränkt. „Wie so?", gebe ich von mir und imitiere seinen blöden Gesichtsausdruck. „Na, so so." „Ich muss schon sagen, du drückst dich sehr gewählt aus."
Beleidigt dreht er seinen Kopf weg und wirft mir leise Beleidigungen an den Hals. Oh Freundchen, ich kann dich hören. Schaufel dir lieber schon einmal ein Grab.
Das Gesprächsthema meiner besten Freundin und ihres neuen Verehrers fängt an wieder spannend zu werden, also schnappe ich mir meine imaginäre Tüte Popcorn und lege die Füße auf den Wohnzimmertisch.
„Du hörst mir überhaupt nicht zu!", beschwert sich der Vokuhila Typ. „Doch doch, rede ruhig weiter, bis dir etwas Gutes einfällt." Ich kann mir das Lachen nur schwer verkneifen, da Isaac nun etwas verwirrt zu mir sieht. „Was meint sie damit?", fragt Isaac an mich und meinen Nachbarn gerichtet.
Oh Gott, ist der blöd.
Schnell zucke ich mit den Schultern und schaue zu River, der immer noch Beschimpfungen vor sich hin murmelt.
Ich greife nach der Wasserflasche auf dem Tisch und halte sie so an den Mund, dass sie wie ein Mikrofon aussieht.
„Und was sagen Sie als Unbeteiligter zu dem Thema Intelligenz?" „Warum bist du so fies zu mir? Ich habe dir überhaupt nichts getan!", entgegnet mein River und ignoriert meine vorher gestellte Frage. „Dagegen kann ich nichts machen, das liegt in meiner Natur."
Seufzend steht er auf und geht in die Küche. „Willst du auch einen Tee, Isaac?", fragt River und gibt ein angestrengtes Seufzen von sich. „Klar, ich hätte gerne einen Schwarzen." „Ja ich auch, der könnte uns dann den Tee machen und ich müsste nicht extra aufstehen." Bevor River überhaupt merkt, was er da von sich gegeben hat, ist er schon in der Küche verschwunden.
„Was?"
„Was?"
Vollidioten...
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Crazy Things
HumorDefiniert man den Begriff „verrückt", so liefert man doch meist eine negativ ausgerichtete Erklärung für dieses Wort. Pyper macht sich diesen Begriff jedoch zu eigen und definiert ihn auf ihre ganz eigene Art und Weise. Sie hat es sich zur Aufgabe...