F Ü N F

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05 || überarbeitet

Nein.

Neeeiiin.

NEEEEEEIIIIIIIINNNNN!!!!

Meine Pizza ist runter gefallen und klebt jetzt regungslos am Boden. Mein Leben hat keinen Sinn mehr. Mit Tränen in den Augen versuche ich den Belag vom Boden aufzukratzen. Was soll ich denn jetzt essen?

Unser Kühlschrank ist gefüllt mit lauter Biofraß, weil meine Mutter immer mehr zur Ökotante wird. Das esse ich sicher nicht. Neulich habe ich mich dazu ermutigt einen Salat zu essen, aber anstatt Vitamine krabbelten in diesem viele kleine Tierchen herum.

„Mamaaaaa!" Meine Stimme hallt etwas zu laut durchs Haus. Wahrscheinlich können selbst unsere Nachbarn meinen Hilferuf ebenfalls hören. Ich warte ein paar Sekunden, aber als keine Antwort kommt lasse ich mich mit dem Kopf voraus auf die Couch fallen.

Ruhe in Frieden, wahrscheinlich gebrochene Nase. Also irgendwas läuft schief in meinem Leben. „Hast du mich gerufen?", fragt meine Mutter, die sich zum ersten Mal seit Stunden auch mal wieder blicken lässt.

„Bist du tot?" fragt sie etwas zu hoffnungsvoll. „Nein, aber fast", seufze ich. „Achso..." Enttäuscht geht sie in die Küche. Kann man sich selbst zur Adoption frei geben? Wenn ja, werde ich da in den nächsten Tagen tun. Oder ich wünsche mir zu Weihnachten einfach eine neue Mutter.

Gelangweilt, aber auch ein wenig traurig begebe ich mich nach oben in mein Zimmer. Heute morgen bin ich glücklicherweise zuhause und nicht im Krankenhaus aufgewacht. Noch eine Alkoholvergiftung will ich nicht.

Meine Gedanken werden durch die Klingel unterbrochen. Ich schwöre, wenn das jetzt River ist, kastriere ich ihn. Das wäre schon das dritte Mal in dieser Woche, dass er mich durch seine Anwesenheit belästigt.

Am besten ich lasse meine Mutter aufmachen. Von unten sind erst zwei Stimmen zu hören und dann lautes Gepolter. Hoffentlich kein Amoklauf. Ich wüsste gar nicht, was ich dann machen sollte. Ich bin noch nicht bereit zu sterben. Ich bin doch noch so jung... und schön. Die Schritte kommen meinem Zimmer gefährlich nah.

Vorsichtshalber greife ich nach dem Baseballschläger unter meinem Bett, auf dem groß Fuck off, I'm Mrs. Dylan O' Brien steht. Sicher ist sicher.

„Hallo hallo", ertönt die Stimme meines geliebten Nachbars. River spaziert fröhlich durch meine Tür und setzt sich auf meine Couch. „Sag mal geht's noch?" Was denkt der denn wer er ist. Glaubt der er kann einfach so reinkommen und mein Zimmer in Beschlag nehmen oder was.

„Ja, geht gut und dir?" Ist der blöd? Seufzend lasse ich den Baseballschläger wieder fallen und setze mich aufs Bett. River schenkt meinen selbstgebasteltem Schätzchen nicht einmal Aufmerksamkeit, weshalb ich sein Profil böse anstarre.

„Was machst du überhaupt hier?", frage ich ihn neugierig und hoffe insgeheim, dass er etwas mit mir unternehmen will, da ich mich wirklich ziemlich langweile.

„Meinst du mit hier hier in der großen spirituellen Frage nach dem Zweck unseres Daseins auf Erden, denn..-"

„Ahh, mein Gehirn. Bitte hör auf zu reden." „Ich will wissen was du hier bei mir machst. Hast du keine Freunde?" Eine relativ unnötige Frage, wenn man bedenkt, dass er erst seit wenigen Tagen hier wohnt. „Nein, tatsächlich habe ich noch keine Freunde gefunden, Sherlock."

Mitfühlend sehe ich ihn an. „Oh das tut mir Leid. Ich kann dir meine leihen wenn du willst", biete ich ihm an. „Eh, nein danke. Ich wollte eigentlich nur fragen ob du gerade Zeit hast." Ich ahne schreckliches...

„Wieso?" „Weil mir langweilig ist und Ferien sind und ich dashalb etwas unternehmen will. Und weil ich hier keine Freunde habe musst du her halten." Wenn der Typ nicht so gut aussehen würde, fände ich ihn echt komisch. „Und was willst du machen?", frage ich und wippe wie ein kleines Kind hin und her. „Rumlaufen? Also draußen." Mensch, der ist ja einfallsreich und kreativ.

Weil ich gerade sowieso nichts besseres zu tun habe stimme ich ihm eben zu. Schlimmer als wenn ich den ganzen Tag alleine in meinem Zimmer hocken würde, kann es ja gar nicht werden. Hoffe ich zumindest.

••• •••

„Und dann?", frage ich lachend. „Naja, dann ist sie schreiend abgehauen." Ich liege mittlerweile auf dem Boden und bekomme fast Nasenbluten vor Lachen. River hat mir gerade von seinem etwas peinlichen Vorfall mit einer Austauschpartnerin erzählt.

„Sie hat mich den Rest der Woche ignoriert." Ist ja auch verständlich wenn man seinen Austauschpartner nackt sieht, weil er vergessen hat das Badezimmer abzuschließen.

„Aber das schlimmste war, ich habe dabei auch noch Wild Thoughts gesungen. Und zwar genau die Stelle wo Rihanna Know you wanna see me nakey nakey naked singt." Jetzt kann ich mich nicht mehr halten vor lachen. Die anderen Gäste im Café starren mich an, als wäre ich ein Alian.

Es wäre mir ja peinlich, wenn ich nicht gerade mit lachen und dabei ersticken beschäftigt wäre. Amüsiert leht River sich über den Tisch. „Lebst du noch?" Zur Zeit habe ich eindeutig viel zu viele Déjà-vus.

Glucksend strecke ich meine Hand aus, um mich am Tisch hochzuziehen. Würde sich River nicht noch immer auf den Tisch stützen, wäre dieser jetzt hundertprozentig auf mich gekracht. Mühsam stelle ich mich wieder auf meiner Beine, als ich eine bekannte Stimme höre.

„Pyper?" Grinsend drehe ich mich zu meinem schwulen besten Freund um. „Trishhiii." Schon werde ich in eine viel zu enge Umarmung gezogen. Hilfe, Erstickungsgefahr! „Ist das Sahneschnittchen, das da am Tisch sitzt schwul?"

„Weiß nicht...", antworte ich ihm und hoffe insgeheim, dass es nicht so ist. Obwohl River und Trish wohl auch ein süßes Pärchen abgeben würden.

Erfreut wendet sich Trish dem Sahneschnittchen aka River zu. „Hast du ein Beatmungsgerät?", fragt er, wobei seine Augen voller Vorfreude funkeln. „Eh... nein, warum?"

„Weil dein Anblick mir den Atem raubt. Hi, ich bin Trish und du bist heiß."

Meine viel zu laute Lache lässt die beiden zu mir schauen. Ups.Da habe ich wohl gerade einen hochromantischen Moment zerstört.

„River, das ist Trish. Er ist schwul, falls du es noch nicht bemerkt hast. Und Trish, das ist River und er ist nicht schwul." Traurig mustert Trish sein Sahneschnittchen. Seit Wochen versucht er schon einen Freund zu finden, aber irgendwie findet ihn niemand wirklich attraktiv. Oder es liegt an mir, dass kann auch sein...

„Also was machen wir jetzt?" „Wir?", fragt River und sieht verstört zu Trish. „Ja, wir", antwortet dieser.

••• 5 •••

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