25 || überarbeitet
„Wo bist du?" Dieses Geschrei meiner besten Freundin wird mich auf meine jungen Tage noch taub machen. Genervt kneife ich die Augen zusammen und halte das Handy etwas weiter von meinem Ohr weg. „Kannst du vielleicht etwas leiser reden? Ich bin im Supermarkt", antworte ich und versuche die ganzen Sachen auf meinem freien Arm zu balancieren. Ein entnervtes Schnauben verlässt ihren Mund. „Du wolltest vor zwei Stunden bei mir sein! Beeil dich mal." Ups. Etwas überfordert lege ich mit einem Jaa auf. Leider klinge ich dabei wie ein Junge, der seit drei Tagen im Stimmbruch ist.
Ich muss zugeben, ich bin nicht wirklich der pünktlichste Mensch. Vor allem wenn man mir irgend einen Auftrag gibt vergesse ich schnell die Zeit.
Gerade als ich noch ein Joghurt aus dem Regal nehmen möchte, droht der riesige Berg an Lebensmitteln auf meinem Arm in den Abgrund zu stürzen. Gerade noch rechtzeitig erreiche ich die Einkaufswägen und schmeiße das ganze Zeug rücksichtslos in eines dieser rostigen, alten Teile.
Warum müssen Einkaufswägen immer so schwer zu bedienen sein? Ich kenne keinen einzigen Laden, der nicht voller rostiger, quietschender Wägen ist.
Leider ist meiner einer der besonders schlimmen Sorte. Abgesehen von dem ganzen Rost an den Rädern, wodurch es fast unmöglich ist ihn zu schieben, quietscht das Gefährt nicht nur, es hat auch - wie auch immer das passiert sein mag - nur drei Räder. Das heißt, ich muss dieses Teil jetzt auch noch so ruhig fahren, dass es ausbalanciert wird und nicht mitten in einem Gang zusammenbricht.
Glücklicherweise fehlt mir nur noch etwas Mehl, dann ist mein Einkauf vollständig. Auf dem Weg zur Kasse klingelt mein Handy dann erneut. „Hallo?" Meine Stimme klingt genervter als eigentlich beabsichtigt. Ein fröhliches „Pyper, beeil dich!" ertönt vom anderen Ende der Leitung.
Ich versuche die Lebensmittel aus dem Einkaufswagen auf das Laufband zu legen, ohne dass mir dabei das Handy runter fällt. „Ja klar, ich warte einfach schneller." Der Mann vor mir dreht sich belustigt zu mir um, während die Frau an der Kasse darauf wartet, dass er ihr das Geld gibt. Frech grinse ich zurück.
„Wann kommst du?", fragt Jelly, die ich beinahe schon wieder vergessen habe. „Ich sage es dir jetzt noch ein letztes Mal, ich bin in zehn Minuten bei dir, also hör auf mich alle halbe Stunde anzurufen!"
Nachdem ich meinen Einkauf bezahlt habe und nun rechts und links von mir eine Tüte steht, fällt mir auf, dass ich diese unmöglich nach Hause tragen kann. Okay... ich will sie nicht nach Hause tragen. Aber die wiegen auch mindestens zehn Kilo.
Dennoch schließe ich die Augen und greife nach den beiden Tüten, die ich mit viel Mühe nach oben hieve. Dank der Erdanziehungskraft fühlen sich meine Arme schon nach ein paar Minuten langgezogen und taub an. Wenn ich nachher aussehe wie ein Affe, gebe ich meiner Mutter die Schuld. Immerhin muss ich nicht in der größten Kälte hier herumlaufen. Mittlerweile hat es tagsüber um die 20 Grad.
Gerade als ich mich darüber freuen möchte, peitscht mir ein Windstoß ins Gesicht. „Boaaa, ich raste gleich aus!", brülle ich, und glücklicherweise ist außer mir niemand auf die Idee gekommen, diese Straße entlang zu laufen. Einmal... einmal in meinem Leben will ich mich über etwas freuen können, ohne dass ich sofort wieder dafür bestraft werde.
Dass habe ich nicht verdient. Ich bin doch noch so jung...
Mir fällt erst auf, dass mein Körper vollständig zusammengeklappt auf dem Boden liegt, als jemand über mich stolpert und sich fluchend den Fuß hält. „Aua", sage ich nicht wirklich überzeugend, hoffe innerlich aber, dass ich jetzt Schmerzensgeld oder so bekomme. Als ich meinen Kopf nach oben drehe, begegne ich nicht den schönsten Augen dieser Welt und ich fange auch nicht an zu sabbern. Vor mir steht River im Bienchen-Schlafanzug und sieht verwirrt zu mir herunter.
„Was hast du da bitte an?" Sein Blick gleitet seinen Körper entlang und trifft schließlich wieder zurück in meine Augen. „Der gehörte mal Isaac. Aber ich fand ihn bequem, also habe ich ihn mit nach Hause genommen."
„Alles klar, Biene Maja."
Ich strecke ihm meine Hand entgegen, die er jedoch nur ansieht und sich nicht von der Stelle bewegt. Ich verdrehe die Augen und hole tief Luft, um ihn nicht anzuschnauzen, weil er so verdammt dumm ist.
„Willst du mir vielleicht mal hoch helfen?" Seine Lippen formen ein 'O', während er meine immer noch ausgestreckte Hand annimmt und ich mich mit einem Ruck wieder auf meinen Beinen befinde. „Was hast du eigentlich auf dem Boden gemacht?" „Ach ich dachte, ich such mal dein Niveau."
Amüsiert beugt er sich ein Stückchen zu mir nach unten. „Und hast du es gefunden?" Ich seufze theatralisch, ehe ich antworte: „Nein, ich muss wohl noch etwas tiefer graben."
Kein Wunder, dass ich immer noch Solo bin, so wie ich mich verhalte. Irgendwie ist es schon komisch, sich so völlig normal mit River zu unterhalten, obwohl wir seit mehr als einer Woche kein Wort mehr miteinander gewechselt haben. Ich war sauer auf ihn und er hat mich ignoriert, weil ich ja ohne Grund sauer war. Ergibt das jetzt Sinn?
„Wieso hast du so viele Lebensmittel dabei?", fragt dieser Spaten mich doch allem Ernstes. „Ich weiß nicht was dich so dumm macht, aber es funktioniert wirklich super."
„Jetzt fängt das schon wieder an! Du bist total gemein zu mir." Ein amüsiertes Schnauben verlässt meinen, zu einem Grinsen verzogenen Mund. „Das war nicht gemein, höchstens verbal überlegen." „Weißt du eigentlich wie arrogant das klingt?", fragt er. Sein Gesicht sieht nun ebenfalls etwas aufgeheitert aus.
„Oh Schätzchen, Überlegenheit sieht nur von ganz weit unten aus wie Arroganz."
„Man, wenn du stirbst muss man deinen Mund extra tot schlagen, damit du endlich Ruhe gibst." Ein wenig perplex sehe ich ihm dabei zu, wie er die Tüten - mit unvorstellbarer Leichtigkeit, man das will ich auch können - vom Boden aufhebt, mir dabei einen undefinierbaren Blick zu wirft, und seine Beine schlussendlich wieder in Bewegung setzt.
„Was soll das werden du Kürbiskopf?" „Nach was sieht es denn aus?" Genervt schlage ich mir auf die Stirn. Ach ich dachte du bügelst gerade die Unterwäsche meiner Oma.
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A/N:
Mir gehen die Ideen aus...
Will mir irgendjemand sein Gehirn schenken, damit ich mal was interessantes schreiben kann? Meines fängt nämlich so langsam an zu spacken.
Was heißt so langsam, eigentlich hat es schon immer recht schlecht funktioniert.Also dann,
see u later, alligatorxoxo
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Crazy Things
HumorDefiniert man den Begriff „verrückt", so liefert man doch meist eine negativ ausgerichtete Erklärung für dieses Wort. Pyper macht sich diesen Begriff jedoch zu eigen und definiert ihn auf ihre ganz eigene Art und Weise. Sie hat es sich zur Aufgabe...