S E C H S

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06 || überarbeitet

„Heißt du wirklich River?", fragt Trish meinen Nachbarn, während wir das Café verlassen. „Nein, Pyper hat mich vorhin nur so genannt, weil wir auf verrückte Rollenspiele stehen." Schmunzelnd nehme ich beide an der Hand und hoffe, dass sie sich dadurch nicht gegenseitig an die Gurgel fallen.

„Was haben sich deine Eltern eigentlich gedacht? Komm Heinrich, wir brauchen einen außergewöhnlichen Namen für unseren Sohnemann. Wie wär's denn mit Fluss?" Zugegeben, Trish hat schon irgendwie Recht. Vielleicht haben sie einen Zufallsgenerator für ihren Namen benutzt und das erste Wort, das erschien wurde dann eben Rivers Name.

Meine äußerst interessanten Gedanken werden durch das Geplärr der beiden Jungs unterbrochen. „Schau dich doch mal an, was soll Trish denn bitte heißen?" „Das ist nur ein Spitzname, okay! In Wirklichkeit heiße ich Thomas und dieser Name ist ja wohl normal."

„Hey ihr beiden Klatschweiber! Sind wir hier im Kindergarten? Eure Namen sind wundervoll und ihr seid sowieso die tollsten Menschen auf der ganzen Welt. Und jetzt hört auf euch anzugiften wie ein altes Ehepaar." Glücklicherweise halten sie jetzt ihre Klappen.

„Heute Abend schmeißt Loreen ne Party. Wollen wir da hingehen?", frage ich hoffnungsvoll und wechsle somit erfolgreich das Thema. „Auf keinen Fall!", antwortet Trish und sieht mich vielversprechend an. „Aber warum denn nicht?"

Empört bleibe ich stehen und starre meinen besten Freund an. „Du warst doch gestern erst auf einer!" „Ja und? Man muss sein Leben leben solange man noch jung ist. Mit 45 kann ich nicht mehr auf irgendwelche Partys gehen. da begleite ich meine Freundinnen höchstens auf eine Tupperparty oder einen Putzmitteltauschhandel."

„Also ich finde Pyper hat Recht." Mit diesen Worten meldet sich River zu Wort und ich bin froh, dass er zu mir hält. Denn nun steht es zwei zu eins.

„Du musst ja nicht mitkommen, Trish. Aber wir beide..-" Ich klopfe River auf die Schulter „... lassen heute die Sau raus. Und wenn uns jemand in die Quere kommt hetze ich Mozart auf ihn."

Mozart ist der circa 30287 Jahre alte Dackel meiner Oma. Er hört fast nichts mehr und hat meiner Meinung nach schon seit drei Jahren den grauen Star. Aber noch bevor ich weiter über Mozart oder seinen Katarakt nachdenken kann, legt River nickend einen Arm um meine Schultern.

„Nimm dir mal ein Beispiel an deiner Freundin und komm aus deiner Ich-bin-ja-schon-so-erwachsen-ich-hasse-Partys-Attitude raus." Eigentlich sollte sich River ja erwachsener verhalten, aber irgendwie hat er das anscheinend noch nicht verstanden. Jedoch sagt meine Mutter auch immer, bis 30 sei man im Geiste noch ein Kind.

Beleidigt geht Trish weiter. „Trishii." Ich löse mich von River und renne ihm hinterher. „Jetzt sei nicht sauer", sage ich leise und ziehe eine Schnute. Anscheinend wirkt dies bei ihm, da er seufzend stehen bleibt. „Bin ich nicht. Aber dieser River hat einen schlechten Einfluss auf dich."

„Leute ich kann euch hören", mischt sich genannter ein und begutachtet uns missmutig von der Seite. Da ist jemandes Testosteronspiegel heute aber ganz schön hoch.

„Jetzt komm schon, ich verspreche dir, dass ich diese Woche dann auf keine Party mehr gehe." Meine Leber wird mir dafür auch danken.

„Danach wirst du sicherlich auch nicht gehen, dann fängt die Schule nämlich wieder an. Apropos Schule, River sag mir bitte, dass du nicht auf unsere Schule gehen wirst." Lachend gesellt sich mein Nachbar neben mich. „Keine Sorge. Ich gehe auf gar keine Schule mehr. Ich bin 22."

Heilige Mutter... der Mann ist alt!

Die nächsten Minuten laufen wir schweigend nebeneinander her. Unerträglich diese Stille. Aber glücklicherweise hält das Schweigen nicht lange an. Naja, wohl eher Glück im Unglück. Der Mensch mit der größten Makeup-Sammlung der Welt läuft auf mich, beziehungsweise uns zu. Okay ich korrigiere, Ashley - oder wie ich sie gerne nenne: laufender Schminkkoffer - rennt auf uns zu und hält ihre hochgepushten Brüste fest.

Nicht gut.

„Leute, weg hier!", zische ich und schiebe meine beiden Kumpanen hinter einen Brunnen. Verwirrt sehen sie mich an. „Aber sonst geht's dir gut oder?", fragt Trish und blickt genervt drein. Ich bedeute ihm, dass er leise sein soll.

Ashley bleibt stehen und sieht sich verwundert um. Heilige Scheiße ist die blöd. „Pyper?", ruft sie und sieht sichtlich verwirrt aus. Ihre Stimmt ist nicht unbedingt angenehm und sie hat auch noch ein wirklich lautes Organ.

Adieu Trommelfell.

Langsam bewege ich mich nach hinten bis ich gegen einen Körper stoße. Schnell drehe ich mich um. Ihhh... Vor mir steht ein alter Mann mit komisch langem Bart.

„Na Püppchen, alles klar im BH?" Oh. Mein. Gott. Run. Der pedophile Kartoffellutscher streckt seine Hand nach mir aus und grinst dämlich. Leider habe ich mich von dem Zusammenprall so erschrocken, dass ich mich für einige Sekunden nicht bewegen kann.

Ruckartig werde ich nach hinten gezogen. „Lassen Sie sie in Ruhe, ja?" Ach Trish, mein Retter in der Not. Leider hat Ashley mittlerweile auch mitbekommen wo wir sind und stöckelt jetzt auf ihren Hacken auf uns zu.

Gott steh mir bei.

„Pyper! Zum Glück treffe ich dich hier. Ich wollte dich nämlich fragen ob du mir am Samstag bei den Vorbereitungen meiner Party helfen kannst." Warum zur Hölle sollte sie mich so etwas fragen. Ich bin die letzte Person die sich mit ihr abgibt und auch sie würdigt mich normalerweise keines Blickes.

„Wieso?", frage ich etwas misstrauisch und mache vorsichtshalber einen kleinen Schritt nach hinten. „Naja, niemand anderes kann mir helfen und wir wohnen ja nicht weit voneinander weg, also dachte ich mir, kann ich ja auch dich fragen." Sicherlich bin ich die letzte Person auf ihrer Liste, die sie fragen wollte. Anscheinend möchte sich keiner ihrer Freunde bereit erklären sich einmal im Leben die falschen Fingernägel schmutzig zu machen. 

Irgendwo tut sie mir auch Leid, weil ich genau weiß, warum ihr keiner hilft. Eigentlich sind ihre Partys auch immer ziemlich cool, auch wenn ich das nur ungern zugebe. Augenrollend gebe ich nach. „Nagut, meinetwegen!"

„Danke danke danke!" Stürmisch umarmt sie mich und schüttelt mich einmal komplett durch. Mensch, jetzt fühle ich mich voll sozial. Auch wenn diese Umarmung ein wenig zu übertrieben ist. „Also ich muss dann wieder, meine Freunde warten." Ashley winkt mir zum Abschied zu, lächelt und... warte was? Sie hat mich gerade angelächelt? Ashley?! Ich kenne von ihr nur dieses dümmliche Grinsen, aber ein richtiges Lächeln? Wow.

••• 6 •••

Crazy ThingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt