34 || P Y P E R
Ich habe das Zeitgefühl verloren. Keine Ahnung, wie lange River und ich hier schon stehen und uns einfach nur küssen. Ich bin mir nicht wirklich sicher, ob ich River liebe. Ich weiß noch nicht einmal was Liebe ist. River scheint zu bemerken, dass ich mich nicht mehr auf ihn konzentriere, da er sich von mir löst und mich verwirrt ansieht.
»Was ist los?« Ich beiße mir nervös auf meine Unterlippe und richte meine Augen auf den Boden. Er kommt mir wieder näher und gibt mir einen kleinen Kuss auf die Wange, der mich dazu bringt, zu ihm auf zu schauen. »Komm schon Pyper, sag mir was los ist.« Ich nehme einen tiefen Atemzug bevor ich ihn ihn ein Stück von mir drücke und ihm endlich in die Augen sehe.
»Ich... ich bin mir nicht sicher ob..-« Mein Blick wandert nervös umher. So kenne ich mich gar nicht, denn normalerweise bringt mich nichts und niemand aus dem Konzept.
River greift sanft unter mein Kinn und bringt mich so dazu, mich wieder auf ihn zu konzentrieren. »Ob?«, hakt er nach. »Ob ich dich liebe.«
Es dauert eine Weile, bis die Wörter bei ihm ankommen, doch dann tritt er einen Schritt zurück und sieht mich mit einem Blick an, den ich vorher noch nie bei ihm gesehen habe.
»Wie bitte?«, fragt er mit einem wütenden Unterton, der mir ehrlich gesagt mehr Angst einjagt, als es für mich gut ist. »Was ist denn los mit dir? Wieso hast du es dann überhaupt erwidert? Weißt du wie es sich für mich anfühlt, zu wissen, dass mich endlich jemand liebt? Dieses Gefühl ist mit keinem anderen auf dieser Welt vergleichbar. Und dann... was machst du? Versaust wieder alles! Toll gemacht, Pyper.«
Ich weiß nicht, was ich erwartet habe. Vielleicht keine zweite Liebeserklärung, aber definitiv mehr Verständnis. Ich mache das hier zum ersten Mal, und ich bin auch nur ein Mensch, der Fehler macht und aus diesen lernt.
»Geh.«
Entgeistert sehe ich ihn an. Wir hätten darüber reden können, ich hätte ihm mein Gefühlschaos erklären können. Doch anscheinend ist ihm das alles gerade egal.
Tränen schießen in meine Augen, als mein Körper sich wie in Trance umdreht und auf die Tür zu bewegt. Ich sagte nicht einmal, dass ich ihn nicht lieben würde, sondern lediglich, dass ich mir nicht sicher sei. Er hat das ganze komplett falsch interpretiert, und jetzt stehe ich hier vor seinem Haus und heule mir die Seele aus dem Leib. Wieso muss er denn so ein Drama daraus machen?
Okay, vielleicht sollte ich nicht ihm die Schuld geben. Ich fände es auch blöd, wenn jemand sagt er möge mich und im nächsten Moment ein komplett anderes Bild von mir hat und sich auf einmal doch nicht mehr sicher ist.
Ich bin so unendlich dumm.
Es ist kein Wunder, dass er sauer ist, wenn ich nicht einmal weiß, was ich will.
Und schon wieder... erst gebe ich Ihnen die Schuld, und jetzt ersaufe ich in Selbstmitleid, weil vielleicht doch ich das Falsche getan habe.
Was ist zur Zeit bloß los mit mir. Vielleicht sollte ich erstmal im Reinen mit mir selbst sein, bevor ich River hier in irgendetwas mit rein ziehe. Und vielleicht ist es für ihn auch besser, wenn ich mich vorerst fern von ihm halte.
Als ich meine eigene Haustür aufmache und ins Haus trete, kommt mir der Geruch von verbranntem Essen entgegen. Mein Blick wandert in die Küche wo meine Mutter, auch wenn der Ofen qualmt und das Essen komplett im Eimer ist, noch fröhlich zu Last Christmas tanzt. Wir haben Sommer und diese Frau hört Weihnachtslieder. Ich setze mich auf die Treppe und sehe ihr zu, was meine trübe Stimmung sogar etwas aufhellt.
Doch bevor sie mich entdeckt, gehe ich nach oben in mein Zimmer, damit ich nicht auch noch sie unglücklich mache, wenn ich ihr erzähle, was zwischen River und mir ist. Beziehungsweise was zwischen ihm und mir war.
Denn ich glaube nicht, dass er nun noch sonderlich viel Lust auf mich hat.
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Crazy Things
HumorDefiniert man den Begriff „verrückt", so liefert man doch meist eine negativ ausgerichtete Erklärung für dieses Wort. Pyper macht sich diesen Begriff jedoch zu eigen und definiert ihn auf ihre ganz eigene Art und Weise. Sie hat es sich zur Aufgabe...
