09 || überarbeitet
„Pyper?" „Ja." „Bringst du bitte Bananenbrot mit?" „Wo soll ich bitte Bananenbrot her bekommen?" „Keine Ahnung. Bring einfach eins mit ja? Danke." Ich lege auf und schmeiße mein Handy in den Einkaufswagen. Ich wusste bis vor zwei Sekunden noch nicht einmal, dass Bananenbrot überhaupt existiert. Aber was tut man nicht alles für seine Mutter. Schlecht gelaunt gehe ich auf einen Verkäufer zu.
„Bananenbrot." Verwirrt dreht er sich um. „Kann ich Ihnen helfen?" „Bananenbrot." „Es tut mir Leid, aber wir haben nur normales Brot." Ich drehe mich um, murmele noch ein „Danke" und gehe dann zu den Süßigkeiten. Da schnappe ich mir einfach alles was mir in die Hände kommt. Ich will gerade nach der letzten Oreo Packung greifen, als sie mir vor der Nase weggeschnappt wird. Von River. Oh Schnucki, das hättest du nicht tun sollen.
„So schnell sieht man sich wieder", gibt er von sich und schmunzelt. Noch lacht er. In meinem Kopf spielen sich gerade die verschiedensten Mordmethoden ab. „Willst du sterben?", frage ich und schwanke noch zwischen Verbrennen und Erschießen. „Nein?" River macht vorsichtig zwei Schritte zurück und mustert mich verwirrt. „Dann gib mir die Oreos!" „Nein." Er hat es nicht anders gewollt.
Ich hole aus, bereit ihn zu schlagen, doch kurz vor seinem hübschen Gesicht fängt er meine Faust ab. „Siehst du das?" Er zeigt auf sein blaues Auge. Oh, das war wohl ich. „Ich melde dich echt mal bei einer Antiaggressionstherapie an. Das ist ja nicht mehr normal." „Aber ich wollte die Oreos", schmolle ich. „Du kannst ja mit zu mir kommen, dann können wir sie uns teilen", schlägt er vor.
Keine gute Idee, wenn man bedenkt was gestern passiert ist. Ich habe keine Lust zwei Tage hintereinander einen Kater zu haben. Und was soll meine Mutter denken, wenn ich nicht mehr daheim schlafe? Also verneine ich seinen Vorschlag. „Dann gibt's auch keine Oreos." Grinsend geht er weiter.
„Das ist Erpressung!", brülle ich durch den ganzen Laden. „Ich könnte dich au anzeigen, wegen Kinder..-" Ich überlege kurz. „Kindersex!" Er dreht sich um und zieht eine Augenbraue nach oben. „Wir hatten keinen Sex!", ruft er genauso laut zurück und rempelt aus Versehen eine alte Dame an. Diese geht an mir vorbei und murmelt etwas von „Keinen Respekt mehr, diese Jugendlichen".
„Schnapp sie dir Tiger!", ruft River und wedelt mit der Packung in der Luft herum. Also gut.
Ich schiebe meinen Wagen auf die Seite und renne los. Kurz bevor ich River erreiche rennt er ebenfalls los. Das Problem dabei ist, er ist viel schneller als ich. Doch sobald wir bei den Kosmetikartikeln angekommen sind, sitzt er in der Falle. Grinsend gehe ich auf ihn zu.„Na was willst du jetzt machen?" „Das." Er stellt sich auf Zehenspitzen und reckt den Arm in die Luft, sodass ich nicht mehr an die Packung ran komme. „Man River." Mit verschrenkten Armen warte ich darauf, dass er seine Hand runter nimmt. „Komm zu mir, dann kriegst du auch welche." „Ist das deine Masche Mädchen in dein Haus zu bekommen?", frage ich und lehne mich genervt gegen ein Regal. „Nein, normalerweise kommen sie freiwillig."
Arrogantes Arschloch.
Ich weiß nicht, wie lange wir schon so da stehen, aber er will mir die Oreos immer noch nicht geben. „Wie lief's denn so mit Ashley?" Er will nur ablenken. Na gut, kann er haben. „Gut. Wir haben uns darüber unterhalten, was für gutaussehende Typen es doch hier gibt. Leider finden wir, dass du nicht dazu zählst." „Was willst du damit sagen?" Ich seufze. "Du bist so abgrundtief hässlich, das ist ja kaum auszuhalten."
Natürlich stimmt das nicht.
Aber seine Augen weiten sich dennoch ein Stück und er lässt seine Hand sinken. „Wie bitte? Das kannst du doch nicht ernst meinen!" Verletzt sieht er mich an. Schnell schnappe ich mir die Oreos. „Doch."
Ich höre, wie er mir hinterher rennt. Schnell schnappe ich mir meinen Wagen und schiebe ihn zur Kasse, wobei ich drei kleine Kinder fast umfahre. Naja, ein bisschen Schwund ist ja immer.
Aber die standen halt auch im Weg. Außerdem gilt rechts vor links. „Pyper bleib stehen!", ruft mein Nachbar. Er scheint mir dicht auf den Versen zu sein. Zum Glück öffnet gerade eine neue Kasse, zu der ich renne und die Oreos aufs Laufband knalle. Bei den anderen Sachen lasse ich mir alle Zeit der Welt. Der Mann hinter mir beschwert sich schon, dass ich schneller machen soll, weil er noch Gassi gehen muss und es ja bald dunkel wird. Ja und? Ist das etwa mein Problem? Jetzt kann mich nichts mehr aus der Ruhe bringen.
Als ich dann meine Einkäufe bezahlt habe, sehe ich mich nochmal nach River um. Der steht ganz hinten in der Schlange und schaut grimmig drein. Tja Bitch, don't fuck with me. Draußen muss ich erstmal versuchen alles in die Tüte zu bekommen, die mir meine Mum mitgegeben hat. Und bekomme ich einen ganzen Wagen voll in eine mickrige Tüte?
Ganz genau, nein.
Ich will ein Auto. Moment mal, River hat ein Auto. Aber wenn ich ihn jetzt frage ob ich mitfahren darf, dann klaut er mir wieder meine Oreos. Ach man, warum muss mein Leben so blöd sein.
Als ich den Supermarkt verlasse nachdem ich bezahlt und River noch ein dreckiges Grinsen zugeworfen habe, höre ich, wie jemand meinen Namen ruft. Ich drehe mich um und sehe Jelly, die mich angrinst.
„Brauchst du Hilfe?", fragt sie und richtet ihren Blick auf die ganzen Lebensmittel, die ich in meinen Armen habe. Grinsend nicke ich und drücke ihr ein paar meiner Sachen in die Hand. Im Gegensatz zu mir hat sie schon ein Auto. Aber ich musste ja auch fünfmal durch die Führerscheinprüfung fallen, nur weil ich über rote Ampeln gefahren bin. Ist doch nicht so schlimm. Immerhin habe ich niemanden totgefahren. „Was machst du eigentlich hier?", frage ich sie, während wir meine Einkäufe in den Kofferraum räumen.
„Ich war shoppen!" Begeistert hält sie mir drei hässliche graue Fetzen vor die Nase. „Eh...cool." „Ja, nicht wahr? Die waren sogar im Angebot. Zwei zum Preis von einem." Ich nickte anerkennend. Wenn sie damit in die Stadt oder Schule geht sind wir entfreundet.
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Crazy Things
HumorDefiniert man den Begriff „verrückt", so liefert man doch meist eine negativ ausgerichtete Erklärung für dieses Wort. Pyper macht sich diesen Begriff jedoch zu eigen und definiert ihn auf ihre ganz eigene Art und Weise. Sie hat es sich zur Aufgabe...