S E C H Z E H N

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16 || überarbeitet

Die Autofahrt dauert länger als gedacht. Mittlerweile sind wir schon wieder aus Torys Schrottkarre ausgestiegen, weil sie meinte, sie hätte Justin Bieber gesehen. Das Schlafen hat auch nicht wirklich geklappt, da mir River die ganze Zeit in die Seite gestochen hat.

„Wisst ihr wo sie hin ist?", frage ich meine Freunde und sehe mich suchend nach meiner Cousine um. „Nein", antwortet Jelly und kaut auf ihrem abgebrochenen Fingernagel herum.

Wieso kann sich Tory nicht einfach mal wie ein normaler Mensch benehmen und nicht gleich immer in jedem Touristen einen Superstar vom roten Teppich sehen. Ich kollabiere gleich, weil ich meine Cousine verloren habe.

Gibt es im Internet eine Wie finde ich meine gestörte Cousine, die abgehauen ist Website? Nein...

„Ist sie das nicht? Da hinten neben dem Typen mit dem Schnauzer?", fragt Jelly und deutet auf einen schleimigen Italiener. „Soll das ihr Justin Bieber sein?", lacht Trish, der mittlerweile zum Glück wieder etwas nüchterner ist. „Ich hoffe nicht, denn sonst lasse ich sie wirklich in die Klapse einweisen!"

Langsam nähern wir uns meiner wild um sich schlagenden Cousine. „Aber Sie haben ihn doch auch gesehen!", brüllt sie den Italiener an, der seine Kugel Eis seelenruhig weiter isst. „Sagen Sie, dass sie ihn auch gesehen haben!" Hilfe, wo ist die nächste Psychiatrie? Ich glaube ich lasse nicht sie, sondern mich einweisen.

Der Mann wendet sich gelangweilt an mich. „Kennen Sie dieses Mädchen?" Ich nicke und gebe ein leises Ja, leider von mir. „Tory wir gehen! Hier ist kein Justin Bieber. Und auch kein anderer Star, also schwing die Hufe und setz dich wieder ins Auto."

„Aber-" „Jetzt! Sattel die Hühner, wir fahren!" Mal im Ernst, wie alt ist sie? Fünf?

„Was ist denn mit Pyper los?", vernehme ich die leise Stimme von Trish. Eure Mutter ist los. River kommt auf mich zu und legt einen Arm um meine Schultern. „Alles wird gut Py." Langsam hebt er seinen anderen Arm und streichelt mir, als wäre ich ein Hund, über den Kopf.

„Ich glaube, du legst es darauf an morgen unter der Erde aufzuwachen", schnauze ich ihn an und schlage seinen Arm genervt aus meinem Gesicht. Davon lässt sich mein betrunkener Nachbar jedoch nicht beirren und zieht mich noch näher an sich. Sein Mund öffnet sich um was zu sagen, doch es ertönt nur ein leises Rülpsen. „Schulz!", ruft Trish von links und lacht sich ins Fäustchen.

Warum... nein ich frage erst gar nicht.

„River, wenn du mich nicht sofort loslässt, dann schwöre ich dir..-" „Ich gehe ja schon", murmelt er traurig und hebt seine Arme dramatisch in die Höhe. Mit erhobenen Händen macht er noch ein paar weitere Schritte zurück, bis er wieder neben Jelly steht.

Ich schnappe mir Tory Arm und ziehe sie hinter mir her zum Auto. „So, jetzt wird nicht mehr angehalten!" Sie setzt sich wieder hinters Steuer und startet den Motor.

„Glaubst du nicht, dass dieses Auto langsam etwas zu alt ist, um noch auf normalen Straßen fahren zu dürfen? Ich meine, es hat nur noch drei Fenster, der Radio funktioniert nicht mehr, genauso wie die Handbremse", gebe ich zu bedenken.

„Glaubst du nicht, dass du lieber die Klappe halten solltest, weil Rodríguez dich sonst ausspuckt?" Tory wirft mir einen klaren Blick zu. „Ist ja schon gut, ich bin schon-... Warte, dein Auto heißt Rodríguez?" „Hast du ein Problem damit?", keift sie und versucht den Blinker anzumachen, welcher anscheinend auch den Geist aufgegeben hat. Schmunzelnd drehe ich mich zum Fenster.

Die anderen sind mittlerweile auch eingestiegen, damit wir endlich losfahren können. Nach drei Versuchen springt diese Klapperkiste auch endlich an und tuckert langsam los. Mal im Ernst, Torys Auto sieht aus wie eine Caprisonne.

„Pass auf!", kommt es plötzlich von hinten. Mein Kopf schnellt nach vorne. „Du hast ihn fast umgefahren!", beschwert sich Trish. „Er lebt doch noch, also kein Grund zur Panik", gibt Tory in aller Seelenruhe von sich, nachdem sie eine saubere Vollbremsung hingelegt hat.

Der junge Mann kommt wütend auf uns zu und versucht gegen die Fensterscheibe auf der Beifahrerseite zu schlagen. Seine Faust landet jedoch direkt in meinem Gesicht, da es, wie schon gesagt, nur noch drei Fensterscheiben in diesem Auto gibt.

„Ah, sag mal hackt's bei dir?", schreie ich ihn an. „Ihr hättet mich fast umgefahren!" Heul doch. Wegen ihm ist meine Auge jetzt kaputt. „Weißt du Göre eigentlich wer ich bin?" Empört stemmt er seine Hände in die Hüften und gibt ein Schnauben von sich. „Oh Sie armer, haben Sie etwa Ihren Namen vergessen? Das tut mir Leid." Sein Gesicht wird so rot wie die Ampel vor uns. Wäre das hier ein Comic würde bestimmt Rauch aus seinen Ohren kommen.

Ich lasse meinen Blick seinen Körper entlang schweifen. „Ihre Schuhe scheißen." Verwirrt sieht er an sich herab. „Bitte?", fragt er verwirrt. „Sie haben Dreck an den Schuhen." Zur Verdeutlichung mache ich eine Geste, die auf seine Schuhe zeigt.

„Und was geht dich das an?" „Sie verschmutzen die Stadt." Er versucht wütend und angsteinflößend auszusehen und kneift dabei sein ganzes Gesicht zusammen.

„Lassen Sie das lieber, sonst bleibt das noch und das wollen wir ja nicht." „Du kleine Göre!" Er streckt seine Hand nach mir aus, welche aber sofort weg geschlagen wird. „Lass sie in Ruhe du Pimmelberger!", zischt Jelly ihn an. „Und jetzt verschwinde, sonst überfahren wir dich wirklich."

Seine Augen weiten sich, während er einen Schritt zurück macht. Tory nutzt diese Moment aus und braust wie eine 200-jährige Oma auf Crack davon.

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