E I N U N D D R E I ẞ I G

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31 || überarbeitet

 R I V E R

»Isaac, ich will nicht unhöflich erscheinen, aber bitte verpiss dich.« Erst sieht er mich etwas verblüfft an, doch dann breitet sich ein fettes Grinsen auf seinem Gesicht aus. »Ach River, deine Scherze sind wie immer köst- . . . Warte du meinst das ernst?« Schockiert blickt er zu mir und stemmt entrüstet die Arme gegen seine Hüften. »Ja, tut mir Leid Kumpel, aber du gehst mir gerade sowas von auf den Sack.« 

»Du . . . ich . . . ahhh, man bist du fies! Ich dachte wirklich wir wären Freunde, aber gut, dann eben nicht. Ich habe genug andere Bekannte die sich mit mir abgeben wollen. Ich brauche dich nicht! Fahr zur Höl..-« Ich nehme mein Glas vom Tisch und schütte es ihm ins Gesicht. Mein Gott, wie kann man nur so unfassbar nervig sein. So eine kleine Bitch. 

»Geh jetzt, Isaac.« Genervt schiebe ich ihn zur Haustür. »Ich dachte wirklich du wärst so etwas wie ein Mensch River, aber anscheinend bist du nur dieses kleine, unfreundliche, immer fetter werdende - ups, ist mir das rausgerutscht - Ding.« Er hustet ein paar Mal, bevor er wutentbrannt zur Tür stolziert und endlich aus meinem Haus verschwindet. Das dachte ich zumindest, doch noch bevor ich die Tür zuschlagen konnte, stellte er einen Fuß dazwischen. »Bevor ich gehe... meine Hand. Sie schmerzt ein wenig und ich werde sie zuerst noch verbinden müssen.«

Was soll das denn jetzt? Er verhält sich wie die größte Heulsuse Amerikas. Wie kann man so einen Aufstand machen? Er macht aus einer Maus einen Elefanten. Man kann exakt nichts auf seiner Hand erkennen. Doch das scheint ihn nicht zu stören und so stolziert er hochnäsig in mein Bad und durchwühlt den Schrank. Schnellen Schrittes gehe ich ihm hinterher, da ich schon kommen sehe, was als nächstes passiert. 

Mit einer Hand wühlt Isaac im obersten Fach meines Badezimmerschrankes herum. Die andere Hand hält er schmerzvoll verkrampft vor seiner Brust. Anscheinend aufgrund seiner schwerwiegenden Verletzung. Er zieht das unterste Handtuch des Stapels heraus, wodurch alle darüber liegenden Handtücher auch mit raus gezogen werden und samt eines kleinen Haufens Waschlappen auf Isaac fällt. Theatralisch lässt er sich auf den Teppich hinter ihm fallen und ist nun begraben unter einem Berg schwarzer und weißer Handtücher. Er rollt sich hin und her, was die Situation nur noch lustiger macht. 

Ich kann mir das Lachen mittlerweile nicht mehr verkneifen und pruste deshalb los. Isaac erstarrt in seiner Bewegung und sofort schießt ein Kopf unter dem weiß-schwarzen Haufen hervor. Dummerweise sieht er nun aus wie ein übergroßes Stinktier, was mein Lachen noch schlimmer macht. »Ist das gerade den Ernst?«, fragt er entrüstet und krabbelt - natürlich nur mit einer Hand - unter dem Berg Handtücher hervor. »Du lachst deinen besten Kumpel aus, wenn er sich ernsthaft verletzt? ICH HÄTTE STERBEN KÖNNEN!« 

Nun kann ich mich gar nicht mehr halten und sacke lachend auf dem Boden zusammen. Isaac stapft wütend aus dem Badezimmer. Keine fünf Sekunden später hört man die Haustür knallen, während ich mich immer noch wie eine zurückgebliebene Robbe auf dem Boden herumkugle. 

Keine zwei Minuten nachdem Isaac gegangen ist, klingelt es an der Tür. Kann man mich nicht wenigstens fünf Minuten alleine lassen? Vielleicht muss ich mal aufs Klo oder so? Ich habe es mir anders überlegt, ich bin heute doch lieber allein. Etwas angesäuert gehe ich zur Tür und öffne diese mit einem Ruck. Zuerst dachte ich, mir hätte jemand eine Wachsfigur aus Madame Tussauds vors Haus gestellt, doch ein weiterer Blick verrät mir, dass es sich hierbei nur um die überschminkte Version eines weiblichen Teenagers handelt.

»Was zur Hölle ist mit dir passiert?«, frage ich Pyper, deren Gesicht ich unter den Tonnen an brauner Pampe kaum noch erkennen kann. »Meine Mutter zwingt mich jetzt sofort auf ein Date mit dir zu gehen. Und dafür hat sie mich geschminkt.« Eine einzelne Träne kullert aus ihrem Auge und sie sieht wirklich verdammt verzweifelt aus. Ich kann mir das Lachen nur mit sehr viel Mühe verkneifen.

Die Augenbrauen meiner Nachbarin sehen aus, als hätte sie jemand mit einem Edding nachgezogen und die unnatürlich orangene Gesichtsfarbe gibt ihr einen Hauch vom geliebten Präsidenten der Vereinigten Staaten. »Komm rein, wir entfernen das erstmal, wir wollen ja nicht, dass du uns auf den TRUMPelpfad abkommst.« Geblendet von meiner Intelligenz und meinem Humor, gehe ich kichernd nach innen und lasse eine verstörte Pyper hinter mir. Ich höre, wie sie sich die Schuhe auszieht und dann endlich zu mir ins Wohnzimmer kommt.

»Sag sowas nie wieder!«, ermahnt sie mich, während sie mir mit ihren Krallenfingernägeln fast die Augen aussticht. Seit wann hat sie solche Teile? Als würde sie meine Gedanken lesen können, seufzt sie und sagt: »Meine Mum hat Fake-Nägel gekauft, damit ich endlich mal weiblich aussehe.« Die meint es ja echt ernst... 

Langsam habe ich schon etwas Mitleid mit Pyper, auch wenn ihre Mutter das so ziemlich coolste Wesen ist, das ich kenne. Obwohl... Pyper übertrifft sie da wohl. Diese sitzt mittlerweile auf meinem Sofa und gibt ein weinerliches Schluchzen von sich. »Hast du Abschminktücher?«, fragt sie und sieht mich ziemlich verzweifelt an. Sogar mit dem ganzen Makeup im Gesicht sieht sie umwerfend aus. Naja gut, nicht umwerfend. Aber immer noch besser, als der Rest der Welt. Abgesehen von mir natürlich!

Heilige Scheiße, seit ich Pyper kenne, sind meine Gedanken ein Strudel aus wirrem Liebesgeschnulze. Ich kann einfach nicht aufhören sie anzustarren. Beinahe hätte ich das Atmen vergessen, weil sie einfach so eine Wucht ist und ich... mich gerade echt für meine eigenen Gedanken schäme. Man, was macht sie nur mit mir?

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als mich eine genervte Pyper von unten abwartend anblickt. »Kannst du mir eventuell auch mal antworten?« Erst bin ich etwas stutzig und weiß nicht, was sie damit meint, doch dann fällt es mir wieder ein. »Achso, ja natürlich. Komm mit.«

Das war jetzt peinlich.

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A/N:

Sodala, ich melde mich auch mal wieder. Jetzt hab ich Ferien und finde endlich mal wieder die Zeit weiter zu schreiben. Tut mir wirklich Leid, dass so lange nichts mehr kam, ich glaube es ist sogar schon ein halbes Jahr her. Auf jeden Fall werden jetzt hoffentlich wieder etwas öfter Kapitel kommen.

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