35 || PYPER
Zwei Wochen sind mittlerweile vergangen, seit River mir mehr oder weniger klar gemacht hat, dass er nichts mehr mit mir zu tun haben will. Seitdem bin ich eine Depression auf zwei Beinen. Meine Mutter wollte mich schon in Therapie schicken, da sie meint, ich würde mich jede Sekunde umbringen wollen. Also so schlimm ist es dann auch wieder nicht.
»Pyper, was ist mit dem hier? Der sieht doch gut aus.« Ich blicke wieder zu Jelly, die mir ihr Handy unter die Nase hält und Rayner (24) auf dem Display erscheint. Meine beste Freundin hat mich vor einer Woche auf Tinder angemeldet, und versucht mir dort einen neuen Freund zu suchen.
Sie hat dabei jedoch eher weniger Erfolg.
»Was denkst du?«, fragt sie mich und ist schon dabei diesem zugegebener Maßen gut aussehenden Menschen einen Like zu geben. »Ja... er sieht schon gut aus«, gebe ich von mir, wende mich dann jedoch wieder meinem Fenster zu.
Meine Gedanken schweifen wieder ab, im Hintergrund höre ich noch wie Jelly Kommentare über die einzelnen Tinder-Männer abgibt. »Oh, der ist ein Fall für die Mülltonne... weg mit dir!«
Es ist schon verrückt wie schnell sich das Leben ändern kann. Du bist unfassbar glücklich und hast endlich jemanden gefunden, der dich liebt, doch in der nächsten Sekunde verbockst du es und dein Leben ist ein einziger Haufen Scheiße.
»Sag mal, willst du dich nicht auch an diesen hotten Typen... wie sagt man das... ergötzen?«, fragt Jelly mich mit einem Elan, dann mir fast der Kopf gegen die Fensterscheibe donnert. Wie kann sie so motiviert sein, wenn ich hier gerade in einer Midlife-Crisis stecke und vergeblich versuche da wieder raus zu kommen.
Okay, das war egoistisch von mir.
»Jelly zum letzten Mal, ich will keinen anderen. Ich will River, aber mit dem habe ich es mir ja verspielt. Wegen mir such weiter auf Tinder nach potentiellen Heiratskandidaten, aber dann bitte für dich und lass mich damit in Frieden.« »Aber du brauchst jetzt etwas Ablenkung! Schau dich doch mal an, du ziehst ein Gesicht, wie drei Tage Regenwetter.«
Wieso benutzen Menschen solche Sprüche? Die ergeben nicht einmal Sinn.
»Und außerdem hast du einen viel besseren verdient.« Ich finde es ja lieb von ihr, dass sie versucht mich aufzumuntern, aber es klappt leider nicht. Meine Gedanken sind nur bei ihm und das wird sich in nächster Zeit auch nicht ändern.
»Ich gehe kurz auf die Toilette«, teile ich Jelly mit, schnappe mir mein Handy und gehe aus dem Raum. Im Badezimmer angekommen setze ich mich auf den Badewannenrand und öffne den Chat mit River. Ich fange an zu schreiben, ohne wirklich zu bemerken, was ich hier tue. Mein Finger schwebt noch eine Sekunde über der Tastatur, bevor ich die Nachricht absende.
Ich schließe meine Augen und muss nicht einmal zwei Minuten warten, da kommt auch schon seine Antwort.
Hast du heute Zeit? Ich möchte mit dir reden... Es ist wichtig.
Nein.
Es war klar. Was habe ich mir überhaupt dabei gedacht ihn anzuschreiben. Ich bin so dumm. Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als es an die Badezimmertür klopft. »Pyper, ist alles in Ordnung?« Ich seufze und rufe: »Ja, ich komme gleich.«
Meine Augen bleiben am Spiegel hängen. Ich sehe schrecklich aus. Meine Augen blicken lustlos in den Spiegel. Unter ihnen haben sich dunkle Schatten gebildet, die mir einen leicht gruseligen Gesichtsausdruck verschaffen.
Bevor ich noch weiter über mich selbst nachdenke, schließe ich schnell die Tür auf und gehe wieder in mein Zimmer, wo Jelly wortwörtlich am Fenster klebt und nach unten starrt. Ich stelle mich neben sie und versuche zu erkennen was oder besser gesagt wen sie hier beobachtet. River steht unten in seinem Vorgarten mit einem Mädchen, dass ich nur allzu gut kenne.
Reyna.
Er streicht ihr gerade über ihren Arm und flüstert etwas in ihr Ohr, was sie anscheinend unfassbar witzig findet, da sie ihren Mund aufreißt und los wiehert.
»Was zur Hölle?!«
Ich trete einen Schritt zurück und starre Jelly, die sich mittlerweile zu mir umgedreht hat, wütend an. »Warum macht er was mit ihr? Er hat zu mir gesagt, dass er sie total lächerlich findet!«
Vielleicht ist es keine gute Idee jetzt zu den beiden nach unten zu gehen, aber wann hatte ich bitte keine schlechten Ideen? Außerdem habe ich es mir mit ihm sowieso verbockt. Da ist es egal, ob ich mich jetzt noch weiter in die Scheiße reite oder nicht.
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Crazy Things
HumorDefiniert man den Begriff „verrückt", so liefert man doch meist eine negativ ausgerichtete Erklärung für dieses Wort. Pyper macht sich diesen Begriff jedoch zu eigen und definiert ihn auf ihre ganz eigene Art und Weise. Sie hat es sich zur Aufgabe...