29 || überarbeitet
Dieser Kuss ist besser als die anderen. Doch gerade als ich ihn intensivieren will, entfernt River seine Lippen von meinen. Meine Augen sind immer noch geschlossen, als River sich von mir löst. Ich spüre, dass er ein Stück nach hinten rutscht und aufsteht. Als ich die Augen öffne, sehe ich direkt auf seinen Schritt. »Wehe du lässt jetzt vor mir deinen Schiedelwutz raus!« Rivers raues Lachen füllt den Raum, weshalb ich ihn böse ansehe. »Ich meine es Ernst, River. Setz dich wieder hin oder du hast gleich Schmerzen an deinem Südpol.« Dieser Idiot glaubt doch nicht wirklich, dass ich ihm für diesen mickrigen Kuss einen runterjodeln werde.
Seine Hände wandern provokant zu seinem Gürtel, den er mit einer schnellen Bewegung öffnet. Ich glaube sein nicht vorhandenes Gehirn spackt. Ich stehe grimmig - und vielleicht auch etwas panisch - auf und gehe nach oben in sein Schlafzimmer, schnappe mir den nächstbesten Gegenstand und warte bewaffnet darauf, dass er mir nach oben folgt. Als ich seinen Körper schließlich am Ende der Treppe ausfindig machen kann, verstärke ich den Griff um den... moment, ich habe nach einem Atlas gegriffen? Das wird weh tun mein Lieber.
Ich beuge mich etwas über das Geländer der Treppe und platziere dieses riesige Teil so, dass es Rivers Kopf perfekt trifft. Doch leider Gottes sieht er genau in dem Moment zu mir hoch, als ich das Buch gerade fallen lassen will. »Was soll das?!« Erschrocken lasse ich den Atlas los, welcher mit Karacho auf meinen Nachbarn zu donnert. Gerade als ich meine Augen schließen will, um es nicht mit ansehen zu müssen, höre ich ein tiefes Lachen. Der Atlas hat River um mindestens dreißig Zentimeter verfehlt. Und genau deswegen vermeide ich es auch einen Ball zu werfen, wenn mir jemand zusieht. Meine Werfkünste gleichen denen eines armlosen Schwulen mit Muskelschwäche.
»Wolltest du mich gerade erschlagen?« Er erklimmt die letzten Stufen, ehe er vor mir steht und auf mich herab blickt. Ich löse mich jedoch nicht aus meiner Starre, sondern versuche zu überdenken, wie ich die Spuren hätte beseitigen sollen. »Pyper, dir fallen gleich die Augen aus dem Hirn!« Anstatt ihm zu antworten, plane ich jedoch weiterhin das potenzielle Verschwindenlassen einer Leiche. Wäre ich nicht so wahnsinnig schlecht in Chemie, hätte ich ihn wohl in Säure aufgelöst und diese dann im Klo runtergespült.
Um wieder meine Aufmerksamkeit zu bekommen, wedelt River mit seiner einen Hand vor meinem Gesicht herum, während er die andere schonmal zum Schutz vor seinen Körper hält. Grimmig schnappe ich mir seinen Arm und bringe ihn somit dazu, mit diesem Gefuchtel aufzuhoren. »Lass das.« »Warum hast du mich so angestarrt?«, fragt er verwirrt und als hätte er meine Gedanken lesen können, blitzt in seinem Blick auch ein wenig Angst auf. Ich kann ihm ja wohl kaum sagen, dass ich damit beschäftigt war einen perfekten Mord und Leiche-Vernichtungsplan zu entwerfen. Also muss schnell eine andere Ausrede her. »Du bist so abgrundtief hässlich River, man muss dich einfach anstarren.«
»Einspruch! Ich bin der schönste Mensch der Welt, innerlich und auch äußerlich.« Meine Mundwinkel zucken verdächtig, als ich sein Grinsen sehe. »You wish. Wovon träumst du eigentlich nachts?« Er lehnt sich etwas weiter zu mir und wackelt mit den Augenbrauen. »Oh glaub mir, das willst du nicht wissen.« Seine Hände schlingen sich um meine Taille, während er - mit mir im Schlepptau - auf die Wand hinter uns zu geht.
Seine linke Hand streicht meine Körper entlang nach oben und bleibt an meinem Hals hängen. Mit seinem Daumen zeichnet er kleine Kreise darauf. Ich schließe die Augen und lehne mich erschöpft gegen die Wand. Seine Hand umgreift nun meinen Kopf und lehnt diesen leicht zur Seite. Als ich die Augen wieder öffne, sehe ich direkt die von River. Seine Pupillen sind geweitet und sein Mund ist leicht geöffnet. Schwer atmend sehe ich ihm dabei zu, wie er seinen Kopf zu Seite neigt und meinem Hals gefährlich nahe kommt. Als ich seine Lippen auf meiner Haut spüre, breitet sich über meinem gesamten Körper eine Gänsehaut aus.
Ein verteilt leichte Küsse von meinem Schlüsselbein bis zum Kiefer, bevor er mit seiner Hand in meine Haare fährt und beginnt an einer Stelle unter meinem Ohr zu saugen. Ich schließe die Augen und kralle meine Finger in seine Schultern. Als River dies bemerkt, muss er grinsen und lässt seine Zunge über meine Haut fahren.
Das macht das ganze jedoch noch schlimmer und meine Knie beginnen weich zu werden. Benommen sacke ich etwas nach unten, weshalb River seinen freien Arm um meine Hüfte schlingt und mich fest an sich drückt, damit ich nicht umfalle.
Seine Lippen wandern immer tiefer, bis sie bei meinem Dekolleté angekommen sind. Dort haucht er mir noch einen leichten Kuss auf die Haut und hebt dann seinen Kopf an. Seine Lippen sind nicht weit von meinen entfernt. Ich müsste mich nur nach oben strecken und dann...
Doch noch bevor ich mich überhaupt bewegen kann, schnellen Rivers Lippen auf meine zu und drängen mir einen Kuss auf. Sobald ich meinen Mund einen Spalt öffne, fährt er auch schon mit der Zunge über meine Unterlippe und bringt mich damit komplett um den Verstand. Meine Knie sind mittlerweile Wackelpudding, weshalb ich meine Arme und seinen Hals schlinge, um nicht umzufallen. Er sieht das jedoch als Aufforderung mich noch stürmischer zu küssen. Meine Hand wandert in seine Haare und zieht leicht an diesen, was ihm ein leichtes Stöhnen entlockt.
»Du weißt gar nicht, wie sehr du mich gerade anmachst«, raunt er mir mit tiefer Stimme zu. »Das kann ich nur zurück geben«, antworte ich ihm und ziehe seinen Kopf wieder zu mir, um meine Lippen erneut auf seine zu legen.
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Crazy Things
HumorDefiniert man den Begriff „verrückt", so liefert man doch meist eine negativ ausgerichtete Erklärung für dieses Wort. Pyper macht sich diesen Begriff jedoch zu eigen und definiert ihn auf ihre ganz eigene Art und Weise. Sie hat es sich zur Aufgabe...