Kapitel 22

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Jungkooks Sicht:

Vollkommen verkatert wache ich am späten Morgen auf und wälze mich im Bett herum, um irgendwie wieder einschlafen zu können, aber natürlich funktioniert das nicht mehr.Mein ganzer Kopf brummt und ich fühle mich so, als würde ich gleich sterben. Ich trinke für die nächsten Monate keinen Alkohol mehr. Okay, nicht so viel Alkohol. Was ist gestern Abend überhaupt passiert? Meine Unterlippe tut total weh und fühlt sich angeschwollen an. Ich fahre mit meinen Fingerkuppen über meine schmerzenden Lippen und spüre wie rau und dick sie sich anfühlen. 

"Aua, was zum Teufel ist passiert?", murmle ich und versuche mich an die Geschehnisse von Gestern zu erinnern. 

Also ich war mit Yugyeom in dieser Bar. Wir haben zusammen paar Gläser getrunken und dann hat mich diese Frau angesprochen. Ich habe ihr einige Gläser ausgegeben. Anschließend haben wir rumgemacht und wollten dann zu mir nach Hause. Warte mal. Ich bin doch mit ihr nach Hause gekommen. Wo ist sie jetzt? Die kann doch nicht einfach abgehauen sein. Verwirrt schaue ich mich in meinem Zimmer um und sehe auch nur meine Klamotten auf den Boden. War sie überhaupt hier oder habe ich das nur geträu-.. Oh mein Gott, Taehyung ist doch ins Zimmer gestürmt und hat uns angeschrien! Die ist dann abgehauen und wollte mich nie wieder sehen.  Ich bin deswegen zu Taehyung ins Zimmer und Taehyung.. 

Er hat mich geküsst. Taehyung hat mich einfach geküsst und ich habe auch noch wie eine gierige Bitch mitgemacht. Mir schießt das Blut ins Gesicht und ich verstecke es hinter meinen Händen. Das kann doch nicht wahr sein! Mein Verhalten war so peinlich. Ich will mich überhaupt nicht daran erinnern.

Jetzt tut nicht nur mein Kopf weh, sonder mein Ego ist auch noch verletzt. Ich brauche dringend eine Aspirintablette. Ächzend schlage ich die Decke von meinem Körper weg, stehe mit wackligen Beinen auf und verlasse mein Zimmer, um in die Küche zu gehen. Dort sitzt Taehyung an unserer Kücheninsel und isst Cornflakes, während er auf seinem Tablet herumzeichnet. Anscheinend juckt ihn diese Sache überhaupt nicht oder er versucht es zu verdrängen.

Still betrete ich den Raum und beachte Taehyung erstmal nicht. Ich hole mir ein Glas aus den Schränken und schenke mir Wasser in dieses ein. Ohne irgendwas zu sagen, schiebt Taehyung eine Aspirintablette in meine Richtung und wendet kein einziges Mal den Blick von seinem Tablet ab. Der Ältere ist total konzentriert und scheint wohl an etwas zu arbeiten. Ich setze mich nachdem ich die Tablette geschluckt hatte, mit meinem Glas zu ihm und sehe, dass er am Brautkleid von Mrs. Park arbeitet.

Unauffällig betrachte ich Taehyung von der Seite und bin echt erstaunt davon, dass er sich nichts anmerken lässt oder unseren Vorfall erwähnt. Denkt er etwa, dass ich mich nicht daran erinnere und möchte mich nicht darüber aufklären? Hoffentlich spricht er mich auch nicht darauf an, denn ich habe wirklich keine Lust darüber zu sprechen. 

"Jungkook, ich brauch deine Hilfe", reißt mich Taehyung aus meinen Gedanken und rückt näher zu mir mit dem Tablet.

Perplex blinzle ich ihn erst an, aber rücke anschließend näher an ihn heran, damit ich besser auf den Bildschirm schauen kann. 

"Bei was denn?", brumme ich und schaue mir das Kleid an.

"Soll ich entweder ein Reißverschluss hinten anbringen, oder doch lieber eine Korsage? Sie hat gesagt, dass sie mir die Entscheidung überlässt", fragt mich Taehyung und tippt auf dem Bildschirm, damit ich mir die zwei Entwürfe anschauen kann.

"Nimm den Reißverschluss. Er ist unauffälliger und sie kommt einfacher ins Kleid und aus dem Kleid", antworte ich ihm murmelnd.

Er nickt leicht und schaut sich die beiden Entwürfe nochmal an, bevor er sich dann bedankt und weiter macht. Ich beobachte ihn wieder und frage mich, wie er das einfach ignorieren kann, dass er mich geküsst hat. Eine Entschuldigung wäre auch mal ganz nett. Meine Lippen tun echt weh wegen ihm. Meine Augen wandern augenblicklich zu seinen Lippen, die auch etwas geschwollen aussehen. 

"Jungkook? Hörst du mir überhaupt zu?", ruft Taehyung genervt und schnippst vor meinem Gesicht rum.

Verwirrt schaue ich ihn an und schiebe seine Hand von meinem Gesicht weg.

"Was ist?", frage ich dann genauso genervt.

"Ich hab dir die Bestellungen geschickt, damit du mir die Stoffe holst. Ich brauch die spätestens in drei Tagen. Und unsere Familien kommen heute Nachmittag zu Besuch", sagt Taehyung und schaut mich wütend an.

"Hä? Wieso kommen die?", frage ich entsetzt.

"Du bist unmöglich. Es ist Samstag und sie kommen jeden Samstag zu Besuch. Du verpisst dich einfach jedes Mal, bevor sie herkommen, aber heute gehst du nirgendwo hin", seufzt Taehyung und steht auf.

"Wieso muss ich bitte hier bleiben? Ich hab kein Bock auf die", jammere ich.

"Denkst du ich hab Bock auf unsere scheiß Familie? Die fragen mich jedes Mal, wo du steckst. Ich muss jedes Mal, irgendeine Lüge erfinden, weil ich nie weiß, wo du bist", erwidert er an und fährt sich durch die braunen Haare. 

"Es geht dich und ihnen einen Scheiß an, wo ich meine Zeit vertreibe", gebe ich mies gelaunt zurück und kassiere einen festen Schlag gegen den Rücken. 

"Aua! Das hat weh getan!", rufe ich mit schmerzverzerrtem Gesicht. 

"Hast du verdient für deine ekelhafte Antwort. Jetzt steh auf und hilf mir putzen", befehlt Taehyung und zieht mich am Arm vom Stuhl.

Was ist denn mit dem los?

"Ne, ich werde dir ganz bestimmt nicht helfen", weigere ich mich sofort und will seinen festen Griff um meinem Arm lösen, aber er zwickt mich plötzlich und dreht meine Haut zwischen seinen Fingern, sodass ich laut aufschreie. 

"Was 'Ne'? Du hilfst mir gefälligst! Du kannst deine blöde Bettwäsche selbst abziehen und waschen und deine dreckigen Sachen gleich mit! Ich werde die ganz bestimmt nicht anfassen", meint er wütend und zerrt mich mit sich nach oben.

"Ist ja gut! Ich mache meine Sachen selbst weg! Jetzt lass mich los, Taehyung!", sage ich ihm weinerlich, als er mich schon wieder zwickt und beiße in seinen Arm, nachdem er noch fester zupackt. 

Ruckartig lässt er mich mit einem Schrei los und hält sich die schmerzende Stelle an seinen Arm.

"Aua! Bist du behindert?!", faucht er mich an. 

"Halt die Fresse! Du bist behindert!"

Please, don't hate me | TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt