Kapitel 26

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Warum tut mir Taehyung auf einmal so leid? Sonst interessiert es mich auch nicht, ob es ihm beschissen geht, aber jetzt kann ich ihn irgendwie nicht ignorieren. Es stört mich einfach, weil seine Eltern einfach nur scheiße zu ihm sind. Meine Eltern lassen uns wenigstens in Ruhe und erwarten nichts von uns. 

Seufzend setze ich mich neben Taehyung auf das Bett und überlege, was ich zu ihm sagen kann. Wenn seine Cousine nicht unten sitzen würde, wäre ich nicht mal in sein Zimmer gegangen und müsste nicht in dieser unangenehmen Situation sein. Ich weiß gar nicht, wie ich ihn trösten soll und was ihn beruhigt. Wie gesagt, ich habe mich nie zuvor für Taehyungs Gemütslage interessiert.

"Sind sie gegangen?", fragt er mich leise und hebt seinen Kopf, um mir ins Gesicht zu schauen. 

"Ja. Ich soll dir von deiner Mutter ausrichten, dass sie dich irgendwann  anrufen wird", antworte ich genauso leise und sehe ihn etwas mitleidig an.

"Oh, Gott. Bitte nicht. Ich hole mir eine neue Telefonnummer. Nein, sie kommt dann hier her. Ich wander aus", ruft Taehyung verzweifelt und massiert sich das Nasenbein. 

Mir entkommt ein leises Lachen und Taehyung muss dadurch auch etwas lachen. Danach verfallen wir wieder ins Schweigen und ich schaue mich in seinem Zimmer um. Er hat kein einziges Bild von Familienmitgliedern oder seinen Freunden an den Wänden hängen, sondern nur irgendwelche Gemälde.

"Wieso hast du keine Bilder von deinen Freunden aufgehängt?", frage ich ihn irgendwann.

"Meine Freunde waren auch Yoongis Freunde und ich möchte nicht ständig daran erinnert werden, wie viel ich tatsächlich verloren habe", meint er etwas traurig.

Fuck, er macht mir unbewusst richtige Schuldgefühle. Ich kann mir nicht vorstellen wie es ist, eine Person, die du vom ganzen Herzen liebst, verlassen zu müssen. Ehrlich gesagt, habe ich noch keinen Menschen wirklich geliebt. 

"D-Das ist traurig", erwidere ich stotternd und presse die Lippen zusammen.

Was soll ich denn dazu sagen? Taehyung beobachtet mich von der Seite und beginnt zu grinsen. Fragend schaue ich ihn an, bis ich plötzlich von ihm auf die Seite geschubst werde. Ich gebe einen quickenden Laut von mir und halte mich an seinem Oberschenkel fest.

"Versuchst du etwa wirklich nett zu mir zu sein? Du fängst endlich an ein guter Ehemann zu werden. Gratulation", sagt Taehyung und schaut mich belustigt an.

"Dankeschön, ich gebe mir gerade Mühe", lache ich und setze mich wieder richtig hin.

Nach einigen Sekunden herrscht wieder Stille zwischen uns, aber es liegt nicht mehr diese unangenehme Stimmung in der Luft. Taehyungs sitzt komplett entspannt neben mir und legt dann seinen Kopf auf meine Schulter. 

"Heute ist ein ganz komischer Tag. Deine Anwesenheit stört mich gerade gar nicht, sonst kriege ich immer Wutanfälle, wenn ich dich bloß anschaue", murmelt Taehyung nachdenklich.

"Es ist wirklich ein komischer Tag. Ich habe nicht mal das Verlangen, dich zu knechten", meine ich und lege meinen Kopf zögerlich auf seinen.

"Wow, das ist ein Wunder. Hast du etwa dein Arschloch Image abgelegt oder bist du noch verkatert wegen gestern?", gibt er zurück und lacht etwas dabei. 

"Vielleicht bin ich noch verkatert. Aber mich hat deine Mutter so genervt. Ich habe einfach keine Kraft, um gemein zu sein", sage ich ihm und er stimmt mir genervt zu.

Please, don't hate me | TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt