Kapitel 77

4.3K 313 5
                                    

Am nächsten Morgen ist Jungkook immer noch eingeschnappt und sitzt seit acht Uhr morgens in seinem Büro, aus dem er kein einziges Mal raus gekommen ist. Angepisst sitze ich im Garten und schaue auf meine Armbanduhr, die mir anzeigt, dass er sich seit drei Stunden nicht mehr blicken lässt. Ich bin kurz davor einfach nach oben zu stürmen und ihn zu zwingen, mich zu Yoongi zu fahren. Er arbeitet gerade nur, weil er nicht will, dass ich mich mit ihm treffe. 

So einen Scheiß mache ich nicht mehr mit. Wenn er denkt, dass er irgendwas erreicht, indem er wieder in sein altes Verhaltensmuster verfällt, dann kann er es vergessen. Entschlossen stehe ich von meinem Stuhl auf und gehe durch die Terrassentür wieder ins Haus. Ich stampfe laut nach oben, damit sich Jungkook schon darauf gefasst machen kann, was ihn jetzt erwartet. Vor seinen Büro atme ich tief ein und reiße schließlich die Tür auf, bevor ich sein Büro betrete und ihn wütend anstarre. Jungkook schaut mich gelangweilt an und fragt desinteressiert, was ich von ihm möchte. In mir fängt es an zu brodeln und ich beginne gespielt zu lächeln, während ich auf ihn zu laufe und mich langsam auf die Kante seines Schreibtischs setze. Er zieht eine Augenbraue hoch und sieht mich erwartungsvoll an. 

"Fährst du mich zu Yoongi oder soll ich mir ein Taxi rufen?", frage ich ihn abschätzig.

Jungkook verdreht die Augen bei meiner Frage und wendet sich von mir ab, um an irgendeinem Dokument weiterzuschreiben. Ich mustere ihn unglaubwürdig und bin kurz davor auszurasten, aber er schaut mich nach wenigen Sekunden wieder an und dreht sich mit seinem ganzen Körper zu mir. 

"Nein", sagt er schließlich und verschränkt seine Hände auf seinem Schoss. 

"Wie 'Nein'?", gebe ich gereizt von mir. 

"Ich fahre dich nicht zu Yoongi und du rufst dir auch kein Taxi", erwidert er gleichgültig. 

"Willst du mich eigentlich verarschen? Du hast gestern doch gesagt, dass du damit einverstanden wärst. Hast du das nur gesagt, weil Jin Hyung dabei gewesen ist?", rege mich dann doch auf und erhebe mich aufgebracht vom Tisch. 

"Taehyung, beruhig dich. Ich fahre dich nicht zu Yoongi, weil er hier her kommt. Ich habe heute morgen Hoseok angerufen und ihn darum gebeten mit Yoongi herzukommen, damit ihr reden könnt", entgegnet er und bringt mich zum Verstummen. 

Die Wut in mir verpufft augenblicklich und ich sehe Jungkook sicherlich wie ein Vollidiot an, da sich ein schiefes Lächeln auf seinem Gesicht bildet und er seinen Kopf schüttelnd senkt. Ich beiße mir auf die Lippen und fühle mich direkt schlecht, weil ich ihn direkt angezickt habe, anstatt ruhig mit ihm zu reden. 

Als ich mich entschuldigen möchte, klingelt es plötzlich an der Haustür. Jungkook steht von seinem Schreibtischstuhl auf und murmelt eher zu sich selbst, dass mein Liebling und mein verlorener Schwager vor der Tür stehen. Er geht an mir vorbei und verlässt sein Büro, während ich immer noch an der selben Stelle stehe und von meinem schlechten Gewissen heimgesucht werde. 

Das hast du mal wieder toll gemacht, Taehyung. 

Seufzend verlasse ich ebenfalls sein Büro und gehen die Treppen nach unten, um gleich von Hoseok und Yoongi empfangen zu werden. Jungkook hat ihnen die Tür geöffnet und sie in einem freundlichen Ton begrüßt, was wohl eher an Hoseok ging als an Yoongi. 

"Lasst uns das schnell hinter uns bringen. Ich will nicht länger als nötig in diesem Haus verbringen", sagt Yoongi genervt und läuft ins Wohnzimmer, wobei er niemanden von uns anschaut. 

Hoseok massiert sich das Nasenbein und folgt seinem Bruder. Jungkook wirft mir einen kurzen Seitenblick zu und will mir vermitteln, dass es eine dumme Idee gewesen ist, mit ihm zu reden. Ich presse meine Lippen zusammen und richte meinen Blick zu Boden, bevor ich zu den anderen ins Wohnzimmer gehe. Mein Mann geht mir widerwillig nach und setzt sich still neben mich auf die Couch, während Hoseok und Yoongi auf die zwei Sessel, die rechts und links neben der Couch stehen, setzen. Hoseok, der rechts von mir sitzt, sieht so aus, als würde er gerade dafür beten, dass sein Bruder keine Kacke baut. Dieser schaut nur gelangweilt durch unser Wohnzimmer und meidet es uns anzusehen. Sein Blick bleibt bei unserem Hochzeitsfoto stehen und er runzelt für eine Millisekunde die Stirn, bevor er mir direkt in die Augen schaut.

"Wieso hast du mich hier her bestellt, Taehyung? Über was möchtest du noch mit mir reden?", möchte er wissen. 

Please, don't hate me | TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt