Kapitel 35

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Summend schiebe ich den Einkaufswagen vor mich her und überlege, ob ich mir entweder Popcorn oder Kartoffelchips holen soll. Jungkook habe ich Zuhause gelassen, weil er sich sonst tausende Süßigkeiten holt, die er heute Abend auf der Couch verdrücken würde. Seit dem er mir versprochen hat, dass er keine Affären mehr haben wird, ist er abends und an den Wochenenden immer Zuhause und scheint entspannter zu sein. Wir verstehen uns etwas besser, aber kriegen uns dennoch oft in die Haare. 

Plötzlich knallt jemand mit seinem Einkaufswagen gegen meinen und ich sehe verwirrt nach rechts, um Hoseok vor mir zu sehen. 

"Hey, können Sie denn nicht aufpassen, wo sie hin fahren?", meckere ich ihn gespielt an.

"Machen Sie erst ihre Augen beim Fahren auf, dann können wir weiter sprechen", schimpft er mit mir und beginnt dann zu lächeln. 

Ich schüttle lachend den Kopf und umarme meinen alten Freund fest. Hoseok ist einer meiner besten Freunde gewesen. Es ist bedauernswert, dass unsere Freundschaft in die Brüche gegangen ist. 

"Wie geht es dir und deinem tollen Mann?", fragt er mich und klopft mir sanft auf die Schulter.

"Ach, uns geht es gut und dir?", antworte ich und möchte ihn auch eigentlich fragen, wie es Yoongi geht. 

"Mir geht es blendend und wieso schaust du mich so an? Was liegt dir schon wieder auf der Brust?", erwidert Hoseok und schaut mich skeptisch an. 

Ertappt wende ich den Blick ab und verfluche es, dass er mich so gut kennt und jede meiner Angewohnheiten und Ticks ablesen und deuten kann. Hobi schnippst mir gegen die Stirn und sorgt dafür, dass ich meinen Kopf wieder hebe. 

"Weißt du etwas von Yoongi, ob es ihm gut geht, er glücklich ist oder jemanden ne-.. Was sage ich da überhaupt? Vergiss bitte, was ich gesagt habe", gehe ich dem Drang nach ihn zu fragen, aber stoppe mitten dran, als ich bemerke, was ich da eigentlich tue.

"Oh, Mann. Ich würde es knuffig finden, dass du noch so sehr an Yoongi hängst, wenn du nicht seit einem Jahr verheiratet wärst. Ich sage dir mal etwas, Taehyung. Du musst über Yoongi hinweg kommen. Er ist glücklich an dem Ort, wo er ist und hat dich schon längst vergessen. Du hast einen gut aussehenden Mann an deiner Seite, der ein paar Macken hat, aber wenn du ihm eine Chance gibst, wird er dir Seiten von sich zeigen, die absolut niemand kennt. Zeig ihm, dass er dir vertrauen und auf dich zählen kann", meint Hoseok ernst und sieht mir fest in die Augen. 

"Wie kannst du dir da so sicher sein, dass Jungkook so ein netter Kerl ist? Du kennst ihn doch gar nicht", frage ich misstrauisch und bilde meine Augen zu schlitzen. 

Hoseok beginnt wie immer zu grinsen, wenn er etwas besser weiß und tätschelt beinahe liebevoll meine Wange. Ich hasse es echt sehr, dass er neben seinem Medizinstudium auch Psychologie studiert hat. 

"Erinnerst du dich noch an den Tag im Krankenhaus? Als ihr beide vor mit gestanden habt und plötzlich angefangen habt zu streiten? Rate mal, wer diesen Streit ausgelöst hat", er sieht mich vielsagend an und meine Augen weiten sich vor Ungläubigkeit.

"Ich? Wieso bin ich denn derjenige gewesen?", frage ich ihn entsetzt und zeige mit dem Finger auf mich selbst. 

"Du hast angefangen ihn vor mir anzuschreien, weil er immer so ein Lügner und ein Arschloch ist.  Was hätte Jungkook denn tun sollen? Schweigen? Er macht auf mich den Eindruck, dass er sich nur wie ein Arschloch aufführt und lügt, um sich selbst zu schützen. Tief im Inneren sehnt er sich nach einer Person, die ihn so annimmt wie er ist und ihm wahre Liebe gibt", erklärt er mir und hält sich eine Hand über sein Herz. 

Jetzt werde ich etwas nachdenklich. Ich weiß das alles eigentlich schon, aber es jetzt auch noch von Hoseok zu hören, ist irgendwie beunruhigend. Es beunruhigt mich. Ich habe es versucht zu ignorieren und normal weiter zu machen. Plötzlich reißt mich ein Klingeln aus meinen Gedanken. Ich gehe schnell an mein Handy und sehe, dass Jungkook mich anruft. 

Please, don't hate me | TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt