Kapitel 31

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Taehyungs Sicht:

Jungkook sitzt im Wohnzimmer auf der Couch und hat sich in eine Decke eingewickelt. Ich mache ihm gerade einen Kamilletee, damit er sich endlich entspannt. Ich kann immer noch nicht fassen, realisieren, dass er wegen mir geweint und was er eigentlich zu mir gesagt hat. 

'Ich habe aber niemanden außer dich. Wie soll ich das alles ohne dich schaffen?'. Nie im Leben hätte ich erwartet, dass Jungkook so etwas zu mir sagen würde oder sich wirklich Sorgen um mich machte, aber nach diesem Gefühlsausbruch sehe ich den Jüngeren mit anderen Augen. Er tut seit Jahren so als würde er niemanden brauchen und spielt die Rolle des arroganten riesen Arschloches. Er spielt dabei mit den Gefühlen anderer Menschen und wickelt sie um seinen kleinen Finger, um sie dann zu verletzen. Dieses ganze Theater veranstaltet er, nur um niemanden zu zeigen, wie verletzlich und unsicher er selbst ist. 

Vielleicht liebten ihn seine Eltern, aber sie haben ihm nie diesen richtigen Halt gegeben, den er brauchte. Ich weiß, dass sie ihn wirklich vom Herzen liebten. Das wird mir jedes Mal bewiesen, wenn sie zum Besuch kamen und ihren Sohn herzlich in die Arme schlossen. Dennoch haben sie einen riesigen Fehler begannen in seiner Kindheit. Sie war nie für ihn da, weil sie von morgens bis abends in ihrer Firma arbeiteten und haben ihren Sohn bei etlichen Kindermädchen gelassen, die alle drei Monate gewechselt wurden, damit er sich ja nicht an die Person zu sehr gewöhnte. Sicherlich haben sich Verlustängste in Jungkook gebildet, denn alle Menschen, die für ihn da waren und ihm halt gaben, haben ihn irgendwann wieder verlassen. 

Jungkook hat mir vor einigen Monaten, als wir zu viel Intus in uns hatten, über seine Kindheit erzählt, aber ich konnte ihm an dem Abend nicht ernst nehmen und lachte über jedes Wort, das er sagte. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, hätte ich das alles viel früher merken sollen.  Er behandelte mich nur so widerlich, um einen Abstand zwischen uns aufzubauen, damit ich ihn nicht verletzen kann, wenn ich irgendwann gehe und ihn alleine lasse. 

Ich nehme die Tasse Tee in die Hand und laufe ins Wohnzimmer. Jungkook schaut mich an und bedankt sich leise, als ich ihm die Tasse auf den Tisch stelle. 

"Nichts zu danken", erwidere ich und setze mich neben ihn auf die Couch. 

"Taehyung, kannst du bitte vergessen, was vorhin passiert ist?", bittet mich Jungkook beschämt und schaut mir kein einziges Mal in die Augen.

Seufzend lehne ich mich zurück und sehe ihn an. Ich habe schon erwartet, dass er mich darum bittet alles zu vergessen. Er merkt meinen Blick auf ihm und hebt seinen Kopf, um in meine Augen zu sehen. 

"Jungkook, ich bin ehrlich. Ich werde nicht vergessen, was du gesagt hast", sage ich ihm und beobachte seine Reaktion.

Seine Gesichtszüge verhärten sich und er zieht seine Augenbrauen zusammen. Ihm gefällt meine Antwort wohl überhaupt nicht. 

"Wieso? Willst du mich ab heute immer damit aufziehen, dass ich geheult habe?", fragt er verbittert und wendet den Blick von mir ab. 

"Nein, das werde ich nicht tun. Denk nicht immer so negativ. Ich kann es einfach nicht vergessen, weil ich dich nie so gesehen habe", antworte ich.

"Was soll das jetzt heißen?", möchte er irritiert wissen. 

"Dass ich eine andere Seite von dir kennen lernen durfte. Ich durfte endlich mal dein wahres Ich sehen. Nicht dein arrogantes oder betrunkenes Ich", erkläre ich ihm. 

Jungkook beißt sich auf die Innenwangen und nickt bloß.

Please, don't hate me | TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt