Kapitel 23

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Müde liege ich in meinem Bett und habe meinen Unterarm über meine Augen gelegt, während ich Taehyungs Geschrei versuche auszublenden. Er telefoniert mit seiner Mutter, die ihn anscheinend richtig auf die Palme bringt. Ich muss aber wirklich sagen, dass diese Frau fürchterlich ist. Ich mag sie überhaupt nicht, obwohl sie total freundlich mir gegenüber ist. Aber man merkt ihr an, dass sie das alles nur vorspielt und richtig eklig sein kann. Ich habe keine Lust heute nochmal nach unten zu gehen, aber meine Eltern kommen gleich und Taehyung würde mir den Hals umdrehen, wenn ich nicht unten auftauchen würde. 

Darum rolle ich mich aus dem Bett und gehe die Treppen runter. Taehyung macht ordentlichen Krach in der Küche und diskutiert immer noch mit seiner Mutter. 

"Ich backe euch doch gerade schon einen Kuchen, Mutter! Du musst mir nicht tausend mal sagen, dass ihr nach dem Essen ein Dessert wollt!", faucht er seine Mutter genervt an.

Meine Güte, nun verstehe ich wieso Taehyung Samstage so schrecklich findet! Seine Mutter geht ihm ja ständig auf die Nerven und ruft ihn die ganze Zeit an. Ich betrete die Küche und setze mich still an die Kücheninsel. Taehyung steht den mit dem Rücken zu mir gerichtet und wischt über die Marmorplatten der Theken. 

"Wieso sollen wir uns eine Putzhilfe holen? Willst du damit sagen, dass unser Haus dreckig ist?", fragt er sie gereizt und hält in seinen Bewegungen inne. 

Nach wenigen Sekunden schmeißt er den Lappen mit voller Wucht ins Waschbecken und ballt seine Hand zu einer Faust. Erschrocken zucke ich etwas zusammen und höre Mrs. Kim irgendwas am anderen Hörer quasseln. 

"Wenn es hier so staubig wäre, dann würde Jungkook kaum Luft bekommen und mir im Schlaf verrecken. Ich wische jeden zweiten Tag einmal durch ganze Haus und wenn du später hier bist, kannst du mir ja zeigen, wo es in diesem Haus staubig oder dreckig ist. Ich muss jetzt auch auflegen, Eomma. Tschüss", erwidert er nun richtig wütend und legt ohne auf eine Antwort zu warten auf.

"Irgendwann werde ich zum Massenmörder wegen dieser Frau! Die will mir wirklich verklickern, dass mein Haus dreckig ist. Die ist doch bescheuert! Nur weil sie nicht richtig putzen kann, heißt es nicht, dass ich genauso wenig wie sie kann", regt er sich weiter über seine Mutter auf und fuchtelt wild mit seinen Armen herum.

Anschließend schnauft Taehyung genervt auf und fährt sich erschöpft durch die Haare. Einerseits habe ich Mitleid mit ihm, aber andererseits finde ich es sehr amüsant, wie er so ausrastet. Ich beobachte ihn still weiter, als er den Kuchen aus dem Ofen holt, dabei entfaltet sich ein schöner Vanille Geruch  und ich merke, wie hungrig ich eigentlich bin. Tae dreht sich zu mir um und schreit erstmal auf, als er mich sieht und lässt beinahe den Kuchen fallen.

"Sag mal, bist du bescheuert? Wieso sagst du nichts?!", meckert er mich an und legt den Vanillekuchen vorsichtig vor sich auf die Theke.

"Ich wollte dich nicht stören bei deinem Ausraster", lächle ich und er sieht mich giftig an.

"Halt die Fresse. Anstatt hier rum zu sitzen, kannst du die benutzten Schüsseln in die Spülmaschine stellen", murrt Taehyung verärgert und schiebt dann irgendwas anderes in den Backofen, aber da Alufolie über das Blech gespannt wurde, kann ich nicht erkennen, was es ist. 

Ich stehe seufzend auf und tue, was er von mir verlangt. Wenn ich ihn jetzt noch weiter provozieren würde, bin ich mir sicher, dass er mir irgendwas an den Kopf werfen wird. 

"Hast du gehört, was die gesagt hat? Die will mich doch verarschen. Ich könnte gerade echt ausrasten und irgendwas zerstören", sagt Taehyung aufgebracht und schlägt mit seiner Faust auf die Marmorplatte, um seine Wut irgendwie umzuleiten.

"Wieso regst du dich so sehr auf? Du weißt doch, wie sie ist", antworte ich und spüle währenddessen eine Schüssel aus, weil sich noch Teig in dieser befindet.

"Ja, aber wenn du 23 Jahre deines Lebens nur kritisiert wirst, geht die das auf die Nerven, was du natürlich nicht verstehst, weil deine Eltern wenigstens nett zu dir sind und dich in Ruhe lassen. Du hetzt ja selbst meine Mutter auf mich auf", entgegnet er verbittert und starrt mich mit kalten Augen an. 

Darauf kann ich nichts erwidern, da es irgendwie stimmte, somit starre ich ihn erst wie ein stummer Fisch an und wende ihm dann den Rücken zu. Meine Eltern waren wirklich viel netter als seine, obwohl sie mich bitterlich enttäuscht haben, als sie mir von dem Vertrag mit Taehyungs Eltern erzählten. Ich glaube, dass sie sich schuldig fühlen und mich deswegen in Ruhe lassen.

"Dazu kannst du nichts sagen, hm?", murmelt Taehyung und ich höre, wie er mit schnellen Schritten die Küche verlässt.

Please, don't hate me | TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt