Kapitel 76

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Jin schaut seinem besten Freund mit offenem Mund hinter her und kann nicht fassen, dass er jemals sowas aus ihm hören würde. Nach mehreren Sekunden dreht er sich zu mir um und sieht mich mit weiten Augen an. Ich muss bei seinem Gesichtsausdruck lachen, aber verkneife es mir lieber und bitte ihn mit mir ins Wohnzimmer zu kommen. 

"Sag mal, bist du dir sicher, dass Yoongi ihm nicht ebenfalls auf den Kopf gehauen hat? Seit wann steht er freiwillig in der Küche?", fragt er nach und lässt sich ächzend auf die Couch fallen. 

"Ich glaube eher, dass er endlich aus seiner Traumwelt erwacht ist", murmle ich ihm zu, weil Jungkook  das nicht unbedingt mitbekommen soll. 

"Das war mal langsam fällig. Ich hatte schon die Befürchtung, dass er für immer so ein ekelhaftes Arschloch sein wird. Es hat zwar lange gedauert, aber du hast ihn positiv verändert. Man merkt, dass du ihm gut tust und er dir ebenfalls, wenn er so lieb bleibt", stimmt mir Jin zu und klopft mir lächelnd auf meinen rechten Oberschenkel. 

Bei seinen Worten wird mir ganz warm ums Herz und ich lächle wie der größte Vollidiot. Ich bin froh, dass ich den Jüngeren nicht aufgegeben oder ihn einfach verlassen habe. Manchmal kam ich wegen ihm echt an meine Grenzen und wollte ihn umbringen, aber durch meine Mühe konnte ich endlich seine guten Seiten aus ihm herauskitzeln. 

"Ich habe euch jetzt einen Pfefferminztee gemacht, wenn es okay ist", kommt Jungkook mit einer vollen Teekanne ins Wohnzimmer und stellt sie mit zwei Tassen auf den Kaffeetisch vor uns. 

"Passt schon. Wieso bist du eigentlich nicht arbeiten? Hast du nichts besseres zu tun, als Taehyung zu nerven?", entgegnet Jin und zieht seine Augenbraue nach oben, als Jungkook sich auf den Sessel neben uns setzt. 

"Ich wollte Tae nicht alleine lassen und habe Namjoon gesagt, dass ich Zuhause arbeiten werde. Aber wenn ich dich nerve, dann kann ich auch wieder zur Arbeit", antwortet Jungkook auf Jins Frage und sieht mich verunsichert an. 

Mein Blick schellt zu Jin Hyung, der seinen besten Freund baff ansieht, und ich schaue ihn böse an, weil er mein süßes Baby ständig verunsichert. Jungkook versucht alles richtig zu machen und gibt sich voll die Mühe. 

"Ich war noch nie so stolz auf dich, Jungkook. Du wirst endlich zum richtigen Mann. Jedenfalls bin ich nicht wirklich wegen dir hier sondern wegen Taehyung. Ich wollte nur wissen, ob du diesen Yoongi noch anzeigen wirst oder nicht, weil du das nicht einfach so stehen lassen kannst", sagt Jin zu Jungkook und wendet sich dann an mich. 

Darüber habe ich gar nicht nachgedacht, wenn ich ehrlich bin. Ich denke auch, dass ich ihn nicht anzeigen werde. Yoongi war nicht er selbst in diesem Moment und ich möchte lieber mit ihm in Ruhe über den Vorfall sprechen, anstatt ihn vors Gericht zu zerren. Es wäre unnötige Arbeit und irgendwo kann ich verstehen, dass ihn diese ekelhafte Eifersucht gepackt hat. Immerhin waren wir jahrelang ein Paar und haben uns wirklich sehr geliebt. Ich war auch nicht sehr angetan, dass er mit diesem Bogum zusammen ist, aber konnte im Gegensatz zu Yoongi dadurch mit der Vergangenheit abschließen und mein Herz komplett für Jungkook öffnen. 

"Nein, ich werde ihn nicht anzeigen. Ich rede lieber mit ihm", meine ich und ernte sofort zwei  entsetzte Blicke. 

"Du willst mit ihm reden? Taehyung, er hat dir eine Gehirnerschütterung verpasst und wollte uns auseinander bringen!", ruft Jungkook außer sich und sieht mich wütend an. 

"Diesmal verstehe ich auch nicht, warum du noch mit Yoongi reden möchtest. Ich würde dem lieber ins Gesicht hauen. Gestörter Psychopath", gibt Jin dazu und sieht mich verständnislos an. 

"Ihr könnt das auch nicht verstehen. Ich war so lange mit ihm zusammen und kannte ihn in uns auswendig, aber in dem Moment erkannte ich ihn kaum wieder und möchte einfach nur antworten. Ich will verstehen, wieso er das getan hat", verteidige ich mich und meine Entscheidung.

"Was für Antworten? Er wird dir doch keine richtige Antwort geben. Er wollte uns einfach nur auseinander bringen, damit du wieder mit ihm zusammenkommst. Nichts weiter, dafür brauchst du nicht mit ihm reden", zischt mich Jungkook an und wird immer wütender. 

Automatisch werde ich auch wütend und sehe ihn still an. Ich darf jetzt nicht auch zickig werden, sonst artet es zwischen uns aus und das möchte ich vermeiden. 

"Ich weiß, dass er uns auseinander bringen wollte. Das habe ich schon verstanden, aber ich will mit ihm abschließen. Wenn ich jetzt nicht mit ihm rede, dann werde ich immer daran denken müssen. Tut mir leid, wenn es dir nicht passt. Jedoch denke ich zu viel über Dinge nach, die in der Vergangenheit liegen. Ich will auch nicht den ganzen Tag mit ihm reden, sondern maximal eine halbe Stunde", erwidere ich ruhig und versuche meine Wut zu unterdrücken. 

"Sogar eine halbe Stunde ist zu viel", murmelt dieses Kind trotzig. 

"Kann es sein, dass mir irgendwie nicht vertraust und deswegen nicht möchtest, dass ich mit Yoongi rede?", frage ich ihn genervt. 

"Ich vertraue dir, aber ich traue Yoongi nicht", antwortet er und verschränkt die Arme vor der Brust. 

"Wenn das so ist, kannst du ruhig bei dem Gespräch dabei sein. Anscheinend weißt du, wo Yoongi wohnt und kannst mich morgen dahin fahren", sage ich ihm und sehe ihn daraufhin erwartungsvoll an. 

"Na gut. Aber danach wirst du nie wieder mit ihm reden und wirst alle Bilder und Videos, die du noch von ihm hast, löschen. Ich will seine Fresse nicht mehr sehen", gibt er nach und stellt direkt Bedingungen auf, die ich erfüllen muss. 

Ah, da kam der alte Jungkook wieder raus. Jin merkt das natürlich auch und legt unauffällig seine Hand auf meinen Rücken, während ich versuche nicht auszurasten. Jedoch nicke ich einfach nur wie der größte Vollidiot und halte meinen Mund. Natürlich verstehe ich ihn. Mich würde es auch stören, wenn Jungkook Bilder von seiner Ex-Freundin auf dem Laptop oder Handy hat. Aber mich regt es auf, dass er mich dazu zwingt, anstatt mich darum zu bitten. Diese Angewohnheit muss ich ihm noch gewaltsam austreiben.

Please, don't hate me | TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt