Kapitel 30

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Ungeduldig schaue ich aus dem Küchenfenster und kaue auf meinen Fingernägeln herum. Es ist halb zwölf und von Taehyung fehlt immer noch jede Spur. Manchmal hasse ich mich für meine Selbstsucht. Auch wenn Tae und ich uns nicht wirklich mögen, habe ich dennoch Angst, dass ihm etwas auf dem Weg zurück nach Hause passiert ist. 

Die ganze Zeit über, auf die ich schon auf seine Rückkehr gewartet habe, sind mir die schlimmsten Szenarien in den Kopf gekommen. Wie zum Beispiel, dass Taehyung während dem Fahren einschläft, von der Spur abkommt und anschließend gegen einen Baum fährt. Aber das macht keinen Sinn, weil ich immer noch nicht von einem Krankenhaus angerufen wurde, wenn das wirklich passiert wäre. 

Zum ersten Mal fühle ich mich unwohl alleine in meinem Haus, sonst habe ich es immer eine kleine Party gefeiert, wenn Taehyung nicht anwesend war, aber jetzt ist mir überhaupt nicht nach feiern zu mute. 

Ich setze mich still an die Kücheninsel und starre trotzdem noch aus dem Fenster. Vielleicht sollte ich mal im Internet nach schauen, ob es einen Unfall auf der Strecke gab. Zögerlich nehme ich mein Handy von der Marmorplatte und suche bei Google nach Berichten von Autounfällen hier in der Nähe. Doch das war ein riesiger Fehler, weil meine Befürchtung stimmte. Es gab um acht Uhr morgens einen Unfall auf der Autobahn, über die Taehyung fahren musste. Ich lese gar nicht erst weiter und sperre mein Handy, um den Artikel nicht mehr sehen zu müssen.

"Nein, nein. Das ist jetzt nicht wahr", lache ich ungläubig auf und schmeiße mein Handy rücksichtslos zurück auf die Marmorplatte, damit ich mein Gesicht hinter meinen Händen verstecken kann.

Mein Kopf brummt und mein Blutdruck schießt in die Höhe. Taehyung geht es gut. Er ist es nicht, der diesen Unfall hatte. Auf keinen Fall ist er das. Ihm geht es gut. Alles ist okay. 

Wie als hätte jemand erbarmen mit mir gehabt, höre ich plötzlich ein Auto in unsere Einfahrt fahren. Sofort springe ich auf und schaue kurz aus dem Fenster, um mich zu vergewissern, dass es Taehyung ist. Aber erkenne mein Auto schon von weitem und renne in den Flur, reiße die Haustür auf und sprinte zur Garage in der Taehyung mein Auto parkt. Als er den Motor ausgeschaltet hat und die Tür öffnet, zerre ich ihm am Arm aus dem Wagen und habe das Verlangen meine Arme, um seinen Körper zu schlingen, doch ich halte in meinen Bewegungen inne, nachdem ich in sein verwirrtes Gesicht schaue.

"Geht's dir gut? Du siehst so aus, als hättest du einen Geist gesehen!", fragt mich Taehyung und sieht mich etwas besorgt an. 

Ich starre ihn erst still an und spüre, wie sich die ganze Panik und Angst in mir in Wut verwandelt. 

"Wofür hast du eigentlich ein verdammtes Handy, wenn du es Zuhause liegen lässt? Ich hatte so eine Angst, dass du derjenige gewesen bist, der diesen Unfall hatte, du verblödetes Arschloch!", schreie ich ihn an und schlage ihm mehrmals gegen die Schulter.

Taehyung blinzelt mich sprachlos an und versucht meine Hände festzuhalten, die pausenlos auf ihn einschlagen und bestimmt für riesige blaue Flecken sorgen werden. 

"Hör endlich auf mich zu schlagen! Jungkook, stop! JUNGKOOK, VERDAMMT NOCHMAL HÖR AUF MICH ZU SCHLAGEN!", versucht er erst ruhig mit mir zu sprechen, doch da ich nicht mal daran denke aufzuhören, brüllt er mich so laut wie noch nie an, sodass ich erschrocken still halte und ihn mit riesigen Augen anstarre.

Wir beide atmen schwer und er sieht mich ernst an, während er meine Hände sanft von seiner Brust herunter nimmt und mit seinen Händen umschließt. Ich mustere sein ganzes Gesicht und plötzlich fließen mir Tränen über die Wangen. 

"Pscht, ich bin doch hier. Du brauchst nicht weinen", flüstert Taehyung und zieht mich vorsichtig in eine Umarmung. 

Er legt seine Hand auf meinen Kopf und streichelt sanft über meine Haare. Dagegen schlinge ich meine Arme um seinen Oberkörper und lege meinen Kopf auf seiner Schulter ab. 

"Ich habe aber niemanden außer dich. Wie soll ich das alles ohne dich schaffen?", murmle ich weinerlich.

"Du hättest doch noch Jin Hyung an deiner Seite", meint Taehyung leise.

"Jin Hyung kann nicht jedes Mal wegen mir alles stehen und liegen lassen, um zu mir zu kommen. Er hat sein eigenes Leben und hat selbst viel um die Ohren", erwidere ich und höre nur ein Brummen von Taehyung. 

Please, don't hate me | TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt