Kapitel 24

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Taehyung deckt den Esstisch im Esszimmer und stellt einen blauen Drachen aus Glas, der eigentlich immer in der Vitrine steht, in die Mitte des Tisches, nachdem er das Geschirr und die Servietten zurecht gelegt hat. Meine Mutter schenkt Taehyung bei fast jedem Besuch eine teure Glasfigur, die er alle in einer großen Vitrine in unserem Wohnzimmer stellt. Sie liebt Glasfiguren und findet sie total schön, aber sie besitzt schon viel zu viele und kann es nicht lassen neue Figuren zu kaufen. Darum bekommt Taehyung die neuen Figuren, weil sie wusste, dass er sie pflegen würde. Doch ich wusste nicht, dass Taehyung die Glasfiguren auf den Esstisch stellte, wenn meine Mutter zu Besuch kam. Naja, ich bin auch fast nie Zuhause, wenn sie uns besucht. 

"Jungkook, geh dich jetzt bitte umziehen. Unsere Eltern werden bald auftauchen und du hast immer noch eine Jogginghose an", bittet mich Taehyung zum dritten Mal, da ich mich seit zehn Minuten nicht von der Couch bewegt hatte. 

 Widerwillig stehe ich von der Couch auf und schaue kurz zu Taehyung, der ein weißes T-Shirt und eine helle Jeans trägt. Wenn seine Mutter her kam, trug er nie seine weiten Sachen, weil sie ihn sonst einen Penner nannte und seinen Modegeschmack kritisierte und seine Arbeit in Frage stellte. 

Auf einmal reißt mich die Klingel aus meinen Gedanken und ich blinzle etwas verdutzt. Habe ich ihn wirklich so lange angestarrt? Sie konnten doch noch nicht hier sein. Taehyung schaut mich frustriert an und schüttelt still den Kopf, bevor er in den Flur lief und die Haustür öffnet. Ich renne in der Zwischenzeit in die Küche und verstecke mich dort. 

"Guten Tag, Familie", begrüßt Taehyung sie gespielt erfreut und lässt alle in den Flur eintreten.

"Oh, Taehyung Schätzchen! Wie schön dich wiederzusehen!", höre ich meine Mutter fröhlich sagen und zwei Küsschen.

"Ich freue mich euch zu sehen", sagt Taehyung freundlich.

"Dir macht es ja nichts aus, wenn wir deine Cousine mitgebracht haben oder, Taehyungie?", fragt seine Mutter.

"Natürlich nicht, geht schon mal ins Wohnzimmer. Ich bereite Tee zu", meint Taehyung und kommt nach wenigen Sekunden in die Küche.

Er beißt sich hart auf die unter Lippe und schließt die Augen, um sich zu fassen. Schweigend bleibe ich vor ihm stehen und mustere sein angespanntes Gesicht.

"Meine Cousine ist auch hier. Lass dich nicht in ein Gespräch verwickeln, sonst denkt sie sich, dass irgendwas versuchen kann. Wieso bist du immer noch nicht umgezogen? Geh schon nach oben", keift er mich leise an und schubst mich in Richtung Treppen.

Ich steige leise die Treppen nach oben und ziehe mir schnell eine dunkle Jeans und ein schwarzes T-Shirt an. Danach gehe ich wieder runter in die Küche, aber Taehyung ist nicht mehr da. Aber dafür höre ich, wie meine Mutter nach mir fragt.

"Ist Jungkook schon wieder nicht da?", fragt sie ihn enttäuscht.

"Doch, diesmal ist er hier. Jungkook, kommst du bitte?", antwortet Taehyung und ruft darauf nach mir.

Zögerlich laufe ich ins Wohnzimmer und lächle alle an und begrüße sie. Alle Blicke liegen auf mir und Taehyung nickt auf den Platz neben sich.

"Das wird dich an einem Samstag hier sehen, mein Sohn", sagt mein Vater lächelnd.

"Man muss ja nicht jeden Samstag irgendwas unternehmen, nicht wahr?", erwidere ich grinsend und setze mich rechts von Taehyung auf die Couch, während seine Cousine links von ihm sitzt.

"Da wir ja alle da sind, wollten wir euch eigentlich bitten, ob ihr Lisa für eine Nacht bei euch schlafen lassen und sie dann morgen zum Flughafen fahren könntet. Ihr wohnt näher am Flughafen und wir haben leider keine Zeit sie zu fahren", bittet Taehyungs Mutter uns und sitzt absolut steif da oder eher gesagt 'elegant'.

Sie hat ihren Oberkörper nach rechts zu ihrem Mann gedreht und hat ihre Hände auf ihr Knie gelegt, währenddessen drückte sie ihren Rücken gerade durch und streckt ihr Kinn nach oben. 

"Jungkook, passt du überhaupt auf?", fragt Taehyung und legt seine Hand in meine.

Perplex löse ich den Blick von ihrem Anblick und schaue dafür Taehyung an. Dieser schaut mich nur lieb lächelnd an, obwohl seine Augen mich umbringen wollen.

"Nein, tut mir leid. Kannst du das nochmal wiederholen?", murmle ich und er bohrt seine Nägeln in meinen Handrücken, als er unsere Hände miteinander verschränkt.

"Wir haben gerade gesagt, dass Lisa hier schlafen und ich sie dann zum Flughafen fahren kann. Dafür musst du aber das Gästezimmer beziehen", wiederholt er sich und ich nicke stumm.

Please, don't hate me | TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt