Kapitel 25

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Unsere Familie war schon seit fünf Stunden hier und so langsam sinkt meine Laune bis zum Mittelpunkt der Erde. Taehyungs Eltern fragen uns, seit dem sie das Haus betreten haben, über belanglose Sachen aus. Es ging vom Haus zur Arbeit, bis hin zu unserer Gesundheit. Es fehlt noch, dass sie uns fragen, wie unser Stuhlgang aussieht. Taehyung sitzt angespannt neben mir und hat seinen Arm um meine Schulter gelegt. Seine Cousine wusste nicht, dass wie unfreiwillig geheiratet haben. Darum lehne ich mich etwas gegen Taehyung und hoffe, dass sie alle bald gehen würden. 

"Ah, Taehyung! Ich habe ganz vergessen, dir die neue Glasfigur zu geben! Warte kurz, ich hole sie", sagt meine Mutter ganz aufgeregt und springt von der Couch auf, um in den Flur zu wuseln. 

Es raschelt im Flur und ein dumpfer Knall ertönte, der sich so anhörte, als hätte sie ihre Handtasche auf den Boden geschmissen. Dann kommt sie mit einer Tüte von Swarovski in der Hand zurück ins Wohnzimmer und überreicht diese Taehyung. Dieser nimmt seinen Arm von meiner Schulter herunter und packte die Figur aus. Es ist eine Glasfigur von Winnie Puuh, der einen rosa Schmetterling auf der Nase hat. 

"Die Figur ist echt süß, Mrs. Jeon. Dankeschön, die muss bestimmt teuer gewesen sein", bedankt sich Taehyung und wirkt zum ersten Mal heute wirklich fröhlich. 

"Ach, das waren knapp 200 Euro, aber ich fand sie so schön und musste sie unbedingt für dich mitnehmen", antwortet sie und lächelt ihn strahlend an.

Taehyung bedankt sich nochmal und steht von der Couch auf, um meiner Mutter einen kleinen Kuss auf die Wange zu geben. Sie fängt an zu kichern und umarmt ihn herzlich. Manchmal glaube ich, dass meine Mutter Taehyung mehr mag als mich, weil er so freundlich, ordentlich und wie ein Gentleman auf sie wirkte und ihre Liebe für Glasfiguren teilte oder eher akzeptierte. Ich bin noch nie so begeistert von ihren Glasfiguren gewesen und so wie Taehyung bin ich auch nicht. Die Beiden setzen sich wieder hin und Taehyung greift nach seinem Glas Wasser, um zu trinken. 

"Wann wollt ihr eigentlich ein Kind adoptieren oder nach einer Leihmutter suchen?", fragt Taehyungs Vater plötzlich und mein Herz rutschte mir sofort in die Hose.

Da Taehyung gerade noch von seinem Wasser getrunken hat, verschluckt er sich und fängt nun an zu husten. Ich schlage ihm sofort auf dem Rücken und bin selbst etwas geschockt. Wie kommt er überhaupt darauf, dass wir irgendwann ein Kind haben möchten?

"Kam die Frage etwa unerwartet?", fragt Lisa und mustert uns mit skeptischen Augen.

"Das fragst du noch? Wir sind erst seit einem Jahr verheiratet und Jungkook ist 21 Jahre alt!", hustet Taehyung und schaut seine Eltern entsetzt an.

"Wieso schaust du uns so an? Du bist 23 Jahre alt und wirst dieses Jahr 24. Langsam musst da mal was passieren. Wir werden nicht jünger", erwidert seine Mutter ernst. 

"Was ist das denn für ein bescheuertes Argument? Wir dürfen doch selbst entscheiden, ob wir überhaupt ein Kind haben wollen und wenn ja, wann wir es bekommen möchten! Es kann uns doch egal sein, dass IHR alt werdet", sagt Taehyung furchtbar wütend.

"In welchem respektlosen Tonfall redest du eigentlich mit mir, Jeon Kim Taehyung?", fragt seine Mutter aufgebracht.

Wir anderen starren die Beiden stumm an und sagen kein einziges Wort. Dennoch merke ich, wie die Stimmung immer ungemütlicher wird und dass Taehyung sich immer weiter anspannt. Deshalb lege ich meine Hand auf Taehyungs Schulter und drehe ihn etwas zu mir.

"Schatz, beruhig dich. Okay?", murmle ich und zwinge mir ein Lächeln auf.

Taehyungs Augen spiegeln seine Wut und ich habe das Gefühl, er wird noch wütender, als er mich ansieht. Das bestätigt sich, als er meine Hand weg schlägt und einfach aufsteht, um aus dem Raum zu verschwinden. Ich stehe sofort auf und entschuldige mich kurz bei allen, um dann Taehyung hinter her zu laufen. Er läuft in sein Zimmer und ich schlüpfe noch schnell rein, bevor er die Tür zu donnert.

"Sind meine Eltern eigentlich komplett bescheuert? Die wissen ganz genau, dass wir uns nicht lieben und verlangen von uns ein Kind groß zu ziehen? Wie soll das überhaupt funktionieren?", knurrt Taehyung aggressiv und läuft in seinem Zimmer auf und ab.

"Taehyung, beruhig dich. Du hast doch eben selbst gesagt, dass wir selbst entscheiden können, ob wir Kinder haben wollen oder nicht. Wir müssen nicht auf sie hören", versuche ich ihn zu beruhigen und nähere mich ihm etwas.

"Es regt mich aber auf, dass sie sich ständig in mein bzw. unser Leben einmischen müssen. Die beiden nerven mich den ganzen Tag lang mit ihren dummen Fragen und mit der Frage haben sie es an die Spitze gebracht. Ich will einfach nur, dass sie gehen und mich in Ruhe lassen", gibt er ermüdet und energielos von sich.

Tae setzt sich auf sein Bett und vergräbt sein Gesicht in seinen Händen. Unbeholfen stehe ich da und kann nichts darauf erwidern, darum verlasse ich zögerlich sein Zimmer und laufe die Treppen herunter. Unerwartet stehen unsere Eltern im Flur und sind dabei ihre Jacken anzuziehen. 

"Wir gehen jetzt. Sag Taehyung, dass ich ihn irgendwann anrufen werde. Das Thema ist noch nicht gegessen", meint Mrs. Kim streng.

Ich nicke und verabschiede mich von meinem Eltern. Nachdem sie das Haus verlassen haben, schließe ich die Haustür und schaue kurz ins Wohnzimmer. Lisa sitzt immer noch dort und macht es sich auf der Couch gemütlich. Ich gehe dann wieder nach oben, gehe in Taehyungs Zimmer und finde ihn dort deprimiert auf seinem Bett sitzen. 

Please, don't hate me | TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt