Kapitel IV.

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Kapitel IV.

„Nein, verdammt“ knurrte ich und griff nach seinem Arm. Der Marsch durch die Stadt hatte ihm wohl einiges abverlangt, denn ich konnte nicht gerade behaupten dass er nach Rosen roch.

Seufzend sah ich ihn an, „Wie wär‘s wenn du dich drüben im Badezimmer ein wenig frisch machst? Ich versuche inzwischen etwas … nachzulesen.“

Er sah mich verständnislos an und ich sah genauso verständnislos zurück. „Ich verstehe nicht ganz…“

„Du stinkst, Schotte.“, klärte ich ihn nun nicht ganz sanft auf und deutete hinüber zur Tür die ins Badezimmer führte. „Ich mach dir ein wenig Wasser warm.“

Prüfend roch er an seinen Achseln und kam wohl zum Entschluss, dass ich gar nicht mal so Unrecht hatte, denn er nickte zaghaft. „In Ordnung.“

Während ich vier Töpfe mit Wasser auf dem Herd ansetzte, drehte ich mich noch einmal um und sah ihn mahnend an. „Und währenddessen kannst du dir schon mal überlegen was wir nun machen werden.“

Der Schotte erwiderte nichts, aber ich wusste dass er meine Worte sehr wohl verstanden hatte und so schüttete ich das warme Wasser in die große Waschschüssel die im Badezimmer stand und legte ein Baumwolltuch, was ich in einem der Schränke fand, auf den Rand. Wortlos huschte der Schotte schließlich an mir vorbei und ich schloss die Tür, ehe ich mich auf die Couch fallen ließ.

Okay, nachdenken lautete die Devise. Was sollte ich nun mit ihm machen? Ratlos fuhr ich mir durch die Haare und lauschte auf jedes verdächtige Geräusch, aber nichts Ungewöhnliches drang an mein Ohr.

Schluckend suchte ich schließlich meine Tasche und kramte in ihr bis ich mein Handy fand. Ich wusste nicht ein und aus und der einzige Mensch dem ich so etwas erzählen konnte war meine Mutter.

So schwach das auch wirken musste, so sehnlichst wünschte ich mir im Moment einen Rat von einem Menschen der nicht unbedingt aussah wie aus dem 17 Jahrhundert.

Es tutete einen Moment, dann meldete sich meine Mutter mit ihrem Familiennamen.

„Mom?“

„Schätzchen? Hey, wie geht es dir?“

Schlecht um ehrlich zu sein, ich meine … hier hockte ein Schotte in meinem Badezimmer und .. Gott, das hörte sich alles so verdammt unreal an. „Mir geht es gut, Mom. Ich … hab nur ein kleines Problem.“

Ich sah fast wie sie gespannt die Augenbrauen hochzog, „Wieso? Was hast du? Stimmt was mit dem Haus nicht!?“

„Nein, nein … es .. na ja..“ und so begann ich ihr die ganze Geschichte von vorn bis hinten zu erzählen. Meine Mutter hörte mir schweigend zu und am Ende der Geschichte war ein lautes Seufzen zu vernehmen.

„Und was soll ich jetzt tun, Mom?“

„Geh auf den Dachboden, fünf Schritte geradeaus, zwei nach rechts und von dort 17 nach vorn. Du musst nur die Augen aufmachen, mein Schatz.“

„Aber“

„Nein“ murmelte sie, „Du schaffst das.“

Ohne noch ein Wort zu sagen legte sie auf und mir blieb nichts als das Tuten der Leitung. Empört sah ich auf das Telefon und wollte sie zurückrufen, aber ihr Handy war ausgeschalten.

Wütend pfefferte ich es wieder in meine Tasche und schreckte auf, als ein zaghaftes „Mädchen?“ die Stille durchbrach.

Stöhnend warf ich den Kopf in den Nacken und sah ihn fragend an. „Ja?“

„Ich bin fertig, das Wasser ist noch warm also ..“ Ich sah ihn mal wieder vollkommen verständnislos an und realisierte aber allzu bald das er indirekt meinte, ob ich das Wasser nicht auch noch nutzen wollte.

22 Days;Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt