I. Vertrauen

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°°oCo°°

Die folgenden Tage eilte ich jeden Morgen zur Farm um nach den Lämmern zu sehen, zuerst gegen halb sechs und erneut kurz vor acht, dazwischen sorgte ich für Holly und Calidus. Und abends elf Uhr sah ich das letzte Mal nach ihnen. Sie entwickelten sich gut, alle drei und ich war überaus erleichtert, dass auch das Erstgeborene keine Anzeichen von Schwäche zeigte. Freitag war ich mir sicher, dass ich dies Mr. Depp zu verdanken hatte. Kurz überlegte ich eines der Schafe nach ihm zu benennen. Dip? Pepp? Jo? John? Alles was sich in meinem Kopf umher drehte empfand ich als unpassend und wenig originell. Nachmittags kam ich mit Holly zurück, wie ich es ihr versprochen hatte. Sie war sehr angetan von den Lämmern und hätte am liebsten alle drei ins Auto geschafft und mit Heim genommen. Ich erklärte ihr dass dies nicht möglich war und dass es Miss Marple wohl traurig machen würde. Ich war immer wieder überrascht wie sehr die Tiere Hollys Nähe suchten, selbst das Mutterschaf lag dicht an ihrer Seite.

„Wie heißen sie?"
„Sie haben noch keine Namen"

Ich bot ihr an für eines der Lämmer einen Namen zu wählen, zwei Böckchen und ein weibliches Lamm waren es, sie entschied sich für letzteres. Schlicht. Liz.
„Du solltest Mr. Johnny einladen und dich bedanken, er hat dir geholfen!", sagte Holly während sie im Stroh saß und eines der Lämmer liebevoll knuffte.
„Er wollte nicht", schnaubte ich.
„Ich werde Mr. Johnny überreden!", meinte sie dann und ich glaubte ein listiges Grinsen in ihren Augen zu erkennen.
Mr. Johnny! Das wäre ein passender Name für eines der Böckchen, ich sollte fragen was er davon hielt. „Hast du Calidus heute schon gesehen?"
Holly schüttelte den Kopf.

Er war verschwunden, ich hatte ihn heute noch nicht gesehen. Er verschwand selten für wenige Stunde ohne etwas zu sagen, da er erstens wusste, dass ich ihn umbringen oder das Fell über die Ohren ziehen würde (oder erst das eine dann das andere) käme er ohne ein Wort gesagt zu haben wieder Heim und zweitens, dass ich mich um ihn sorgte, da dies sonst niemand tat.
Ebenso sah und hörte ich drei Tage lang nichts von Mr. Depp, ich war mir ziemlich sicher dass er sich im Cottage verkrochen hatte und in Selbstmitleid dahinsiechte, was auch immer der Grund dafür sein möge. Hazel hatte hin und wieder Kontakt zu ihm, doch gab sie nichts von dem was sie wusste preis. Sie meinte es sei an mir, selbst herauszufinden was es war, das ihn so sehr quälte. Nur dass sie ihn anscheinend überredet hatte letztendlich doch mit Ann auszugehen ließ sie kurz durchblitzen. Ich erledigte noch einige Arbeiten während Holly sich mit den Schafen vergnügte.

Am frühen Abend stand ich als Aushilfe im Apple Tree hinter dem Tresen, Holly gleich am benachbarten Tisch ihr Abendessen verschlingend und Vincent – dem ich noch ein Bier schuldig war – saß neben ihr, ließ sich offensichtlich beim Karten spielen über den Tisch ziehen. Der Abend verlief ruhig, so ruhig, wie es an einem Freitag Abend nur sein konnte. Nach sieben füllte sich das Pub stetig und nach neun ließ sich ein erster Höhepunkt verzeichnen, da beinahe alle Plätze belegt waren und die Temperatur mindestens um 5°c gestiegen war. Seufzend schrubbte ich über einige Gläser nachdem ich Vincent eine neue Flasche Bier auf den Tresen gestellt hatte. Er und Holly waren einer Gruppe gewichen und saßen mir nun direkt gegenüber an der Bar.

„Denkst du Ann und Mr.Depp kommen miteinander aus?", fragte Vincent und legte eine Karte auf den Stapel.
„Ich hoffe es, er wäre eine gute Partie für Ann"
„Ja, vermutlich", stimmte er mir zu.
„Ann passt nicht zu Mr. Johnny", platzte es aus Holly heraus. „Er ist ein Schloss, sie ist ein Puzzlestück. Für ihn braucht es einen Schlüssel"

„Das werden wir ja sehen", sagte Vincent und ich pflichtete ihm bei: „Genau, warten wir ab"
„Habt ihr 'ne Ahnung", maulte sie.

Hatten wir nicht.

Und das zeigte sich darin, dass Mr.Depp sehr früh (zu früh) das Pub betrat und neben Holly auf den Barhocker glitt. Mit ihm kam Calidus herein. Er flitzte zu mir hinter den Tresen und um mit ihm kommunizieren zu können, bückte ich mich. Er war völlig außer Atem, meinte er müsse sich kurz ausruhen, da es ein weiter Weg hin zu den Ebenen und zurück sei. Ich redete mir ein dass er halluzinierte, er konnte unmöglich die Ebenen betreten haben. Er sank alle Beine von sich gestreckt neben dem Spülautomat zusammen. Verwundert erhob ich mich und begrüßte Mr.Depp.

Er sah wenig entzückt aus und verlangte nach einem Glas Wein, das ich ihm zukommen ließ. Trotz dass wir nicht zusammen auskamen und uns erneut in einem Zwist wieder fanden, ließ ich es mir nicht nehmen ihm nach dem Date mit Ann zu fragen. Vincent horchte auf und ehe wir feststellen konnte dass die Verabredung ein Misserfolg war, mischte sich Holly in das Gespräch ein, lenkte es in eine äußerst diffuse Richtung.

„Chloe liebt Sie, sie weiß es nur noch nicht!"
„HOLLY!" Entsetzt spie ich ihren Namen aus. Was fiel dieser Göre nur ein so etwas zu sagen, überhaupt zu denken? Nur Vincent lachte ausgelassen. Mr.Depp lächelte milde und wich meinem Blick und Calidus hatte inzwischen den Platz gewechselt, saß zwischen zwei Pflanzen auf dem Fensterbrett das Spektakel beobachtend.

„Ich entscheide immer noch selbst wen ich liebe und wen nicht"

Feuermond | Johnny Depp Fan-FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt