I. Dreimal mehr Schafe

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°°oJo°°


Schon wieder war sie verschwunden - direkt vor meinen Augen.

Viermal gingen wir die Szene durch, bis sie stimmig war und es ausreichend Material gab, um etwas anständiges daraus basteln zu können. Dann jagte ich auf der Suche nach ihr durch die Gänge des Gewölbes und fand Chloe schließlich auf einem riesigen Balkon. Sie saß auf dem breiten Sandsteingeländer, die Füße schwangen in der Luft und der Blick war zum Park gerichtet, wo tausende Blüten kalifornischen Mohns in der Sonne leuchteten und in der Mitte, in einem runden Springbrunnen, eine schmale Wasserfontäne in die Höhe schoss.

Ich räusperte mich und sagte leise: „Nicht erschrecken Cookie!"

Das tat sie nicht, sie sah über die Schulter herüber und lächelte, ehe sie die Beine über die Brüstung hob und sich um ihre halbe Achse drehte. Ihre Locken wehten im sommerlichen Wind, als ich näher an sie herantrat. Sie lachte mich an, vermutlich auch wegen meines höfischen Aufzugs aus.
„Ich muss mich aber nicht vor dir verbeugen oder?", fragte sie.
„Nein milady, nicht nötig!", sagte ich. Chloe zog mich am Hemd zu sich und beugte sich herunter, um mich zu küssen. Dann sah sie zu Boden. „Du weißt, dass das nur gespielt ist, Cookie!", sagte ich und blickte sie von unten an.
„Ich weiß, es fühlt sich trotzdem eigenartig an und ich konnte es nicht länger mit ansehen", meinte sie ehrlich und versuchte zu lächeln. Es gelang ihr nicht und so wirkte sie ein wenig gequält von dem, was sie gesehen hatte.
„Es fehlen nur noch paar Szenen bis der komplette Film fertig ist, danach habe ich Zeit für dich. Du kannst das Gelände besichtigen, wenn du möchtest!"
Sie schüttelte den Kopf: „Die Straßen hier sind viel zu schön, um sie meinem Motorrad vorzuenthalten!", sagte sie und sah mich verschwörerisch an.
„Sei vorsichtig", meinte ich, küsste ihre Wange. „In zwei Stunden treffen wir uns wieder hier"
Ich kehrte zum Set zurück, wurde umgeschminkt und dann kamen die letzten Szenen und einige, die wiederholt werden mussten. Es dauerte länger als ich vermutet hatte, aber kurz nach drei Uhr am Nachmittag, holte ich Chloe am vereinbarten Treffpunkt ab.

„Heute Abend findet ein Abschiedsessen statt. Möchtest du mich vielleicht begleiten?"
„Ich weiß nicht, ist das so ein Ding das man zusammen tun sollte?", fragte sie unsicher.
„Wir können die Zeit auch allein verbringen, wenn dir das lieber ist, aber ich würde mich freuen, wenn du mitkommst", sagte ich.
„Dann begleite ich dich!", sagte sie blitzschnell.
„Chloe, wenn du nicht möchtest, dann gehen wir nicht"
„Nein, du musst doch gehen und ich komme mit; so funktioniert das doch oder?"
„Nicht immer!", sagte ich.

Ich legte den Arm um ihre Schulter und zog sie mit zu meinem Trailer.
„Du hast den Tisch reparieren lassen!", sagte sie lachend als wir eintraten.
„Ja und ich möchte dass er zumindest den heutigen Tag noch übersteht", sagte ich.
„Das sollten wir hinbekommen!", meinte Chloe halbernst und sah sich um. „Holly ist bis Freitag in London, der Kater ist bei Hazel und ich - "
„Du bist hier, bei mir, das genügt mir zu wissen!", sagte ich und strich zärtlich durch ihr vom Wind zerzaustes Haar.
„Ja das bin ich, bei dir!", wiederholte sie und ihre Augenlider zuckten nervös.
„Sag mir, wenn es dir zu viel wird!", meinte ich, küsste ihre Stirn.

„Es liegt nicht nur daran" Sie seufzte kurz und fuhr fort: „Ich habe ein wunderbares Talent dafür, das zu tun, was ich nicht tun sollte. Und du bist genau das, was ich nicht tun sollte, aber ich kann dir nicht mehr fernbleiben, ich kann dich nicht mehr aus meinen Gedanken fortschicken. Du bist da! Und ich sollte eigentlich nicht hier sein, zumindest nicht aus den Beweggründen, aus denen ich es bin" Ihre Worte waren fast verzweifelt ehrlich, aber gleichzeitig verwirrend: „Ich weiß nicht wie ich das sagen soll, ich will nur, dass du weißt, dass ich dir niemals weh tun möchte, aber um dich nicht in Gefahr zu bringen, muss ich dir die Wahrheit verschweigen!"

„Von welcher Gefahr sprichst du? Gehörst du zur Mafia? Scotland Yard? MI6?"
„Weder noch", sagte sie. „Es ist etwas anderes, ein Teil meines Geheimnisses! Bitte versprich mir, dass du mich nicht danach fragen wirst, ich will dich nicht belügen müssen!"
„Das kann ich nicht", sagte ich. „Ist das für dich alles nur ein irres Spiel in dem man vier Leben hat und zum Schluss eine Hühnernudelsuppe isst?"
„Nein, John! Ich kann und darf es dir nicht sagen!"
„Weißt du eigentlich wie viel du von mir verlangst?"
„Es tut mir leid, aber ich kann nicht anders im Moment", erklärte Chloe während ihr Unterkiefer bebte. „Ich möchte ehrlich zu dir sein, aber ich kann es nicht, nicht, wenn du mich nach dieser einen Sache fragst! Und ich denke, dass ich es dir nicht mal verübeln kann, ich höre mich schließlich an wie eine Irre! Himmel!" Sie schüttelte den Kopf und verbarg ihr Gesicht in den Händen.
Resignierend hob ich ihre Fingerspitzen an meine Lippen. „Okay,Cookie. Aber ich bitte dich darum, mich nicht ewig hinzuhalten, ich habe Grenzen!"

„Ziehe dir etwas über, wir machen einen Ausflug!", sagte sie nun.
Ich zog mir einen dünnen Pullover über und schlüpfte in bequeme Sneakers, dann reichte sie mir einen Helm und grinste. Ihre Augen funkelten vor Energie und Vorfreude, ich konnte regelrecht spüren wie sie auf mich übersprang und ich mir eilig den Helm über stülpte. Schweigend gingen wir vom Gelände des Schlosses und erreichten ihr Motorrad auf dem Parkplatz. Da ich mich wohlweislich unter dem Helm versteckte, konnten wir ungestört davon fahren. Ich saß hinter ihr und schlang die Arme um ihren Bauch. Die Maschine rumorte unter unseren Körpern, ihrer war hart, angespannt, um mich und das Motorrad zu halten. Chloe bremste immer wieder sanft ab und ich stellte mir vor, wie sie sich selbst und die Maschine in Gedanken zurückhielt.

Wir verließen den Brecon Beacons Nationalpark in Richtung Südwesten, bogen nach einigen Minuten wieder in die nördliche Richtung ab und fuhren direkt zurück in den Nationalpark. Hügel erhoben sich zwischen den Wäldern, frisch gemähte Wiesen dufteten. Vereinzelte Häuser wechselten sich mit Laternen und Büschen am Straßenrand ab und zogen schnell an uns vorüber. Auf einer Hügelkuppe erhielten wir einen Blick über die weite Landschaft, die sich bis über den Horizont hinaus zu strecken versuchte. Auf dieser Höhe, gab es am Rande der Straße nur mehr Wiesen, verirrte und vereinsamte Sträucher, ein paar Schafe und Steine als Markierungen. Irgendwann verließen wir die Hauptstraße und fuhren auf eine schmale Schotterstraße, schlängelten uns durch den Straßenverlauf ins Tal bis wir den Parkplatz eines kleinen Dorfes, dessen walisischen Namen ich nicht aussprechen konnte, erreichten.
„Wir müssen noch ein Stück gehen!", sagte sie und deutete auf die Straße. Still liefen wir diese entlang, dicht nebeneinander, unsere Arme streiften sich immer wieder. Wenige Gebäude waren in die von Wiesen bedeckten Hügel gesetzt, Schafe grasten auf ihnen und viele Hecken säumten ab nun beidseitig den Weg. Chloe schmunzelte und genoss den Spaziergang, tief sog sie die saubere Luft ein und ihre Blicke schweiften immer wieder durch die Gegend, an den Wäldern blieben sie hängen, bis eine Biegung ihr den Blick versperrte. Wir selbst bogen auf einen schmalen Weg ab, der sich weiter ins Tal zu drehen schien und irgendwann zog sie an meinem Arm und teilte vorsichtig den Stechginster am Wegesrand. Dahinter verbarg sich ein Flusslauf dem wir entgegen der Fließrichtung folgten.

Der Flusslauf war bemoost, große und kleine Steine lagen in dem unwegsamen Flussbett und gaben dem Wasser Widerstand.
„Wohin führst du mich?", fragte ich.
Chloe antwortete nicht, nahm schmunzelnd meine Hand und zog mich weiter bis sich Felskaskaden aus dem Boden erhoben und wir in einer Art Hufeisen stehen blieben. Sie hüpfte über die glitschigen Steine und ich dachte, sie würde jeden Moment ins Wasser fallen, aber sie balancierte darüber hinweg und streckte die Hände nach der Wasserwand, die sich aus drei Meter Höhe in die Tiefe ergoss. Moos hing von den Steinen herab, Wassertropfen glitzerten zwischen den feinen grünen Härchen und amüsiert beobachtete ich wie sie zurück hüpfte; auf dem letzten Stein rutschte sie aus und fiel mir entgegen.

„Entschuldige", sagte sie, richtete auf und ich zog sie an meine Brust.
„Dir gefällt es hier?", fragte ich.
„Ja!", sagte sie. „Ich dachte du fändest es vielleicht auch ansprechend, keine Menschen, viel Natur!" Ich erinnerte mich an das, was sie damals am Fluss zu mir gesagt hatte. Alle Menschen sind vor der Natur gleich, daran erinnerte ich mich wieder und daran, wie sie mich an diesem Ort verzaubert hatte.
„Ich bin gerne am und im Wasser, es gibt mir Energie" Sie schob ihre Stiefeletten von den Füßen, zog ihre Socken aus und tippte mit der Zehenspitze ins Wasser.
„Möchtest du etwa - ?", fragte ich und deutete auf den winzigen See in dem sich der Flusslauf ergoss und ihn mit Wasser speiste, das langsam gegenüber abfloss.

„Warum nicht!?", sagte sie trat einen Schritt zurück. „Es ist Sommer, es ist warm und hier leben dreimal mehr Schafe als Menschen!" Sie griente, zog erst ihren Pullover und dann ihr T-shirt aus. Ehe sie ihre Hose öffnete, lief ein herausfordernder Blick über mich.
„Worauf habe ich mich da nur eingelassen!?", murmelte ich, sah, wie sie nackt ins Wasser watete. Keine Minute später folgte ich ihr und fragte mich, wie ich ihren Blick deuten sollte. Kalt und klar umspülten Wassertropfen meine Haut während Chloe wie ein Fisch durch das Wasser tauchte. Ich ließ mich unter die Wasseroberfläche sinken und betrachtete ihren nackten Körper, ihr Rücken war mir zugewandt und ich beobachtete, wie sich ihre Schulterblätter wölbten. Ihre Fußspitzen balancierten abwechselnd auf einem Stein am Grund des Sees. Als sie sich nach mir umdrehte, glitt ich mit zwei kräftigen Zügen durchs Wasser und tauchte direkt vor ihrem Gesicht auf. Die violetten Sprenkeln in ihren Augen leuchteten und ich war wieder gefesselt von dieser Eigenart der Natur.

„Bist du mit der Absicht hergekommen mich pudelnass zu sehen?" Ich raunte ihr die Worte ins Ohr und zog sie an mich, ich sehnte mich nach ihr, danach, sie zu berühren.
„Eigentlich nicht!", murmelte sie. „Du hättest gern im Trockenen warten können!"
„Ich bin doch keine Landratte! Außerdem schaue ich nicht tatenlos zu, wenn du hier nackt durch das Wasser springst!", erklärte ich, während sie in meine Lippe biss und Luft scharf einsog als ich meine harte Männlichkeit gegen ihren Bauch presste.
„John" Sie stöhnte und schlang ihre Beine um mich, ihre Finger um mein Gesicht.
„Ich will dich, Cookie!" Der Begierde und dem Verlangen nachgebend, versuchte ich ihr jeden vernünftigen Gedanken zu stehlen indem ich ihren Mund unsanft verschloss. „Lass locker!", befahl ich und hob sie und ihre Brüste über die Wasseroberfläche. Chloes Finger bohrten sich in meine Haut und zogen an meinen Haaren als ich sanft kühle Luft über ihre Brüste blies. Ihr Körper erschauderte in meinen Armen, die rosigen Brustspitzen waren hart und kalt zwischen meinen Zähnen und Lippen. In kleiner werdenden Kreisen zog mein Mund über ihre strahlende Haut, während ihr Herz aufgewühlt schlug. Ich verschwendete keinen Gedanken mehr an Schafe oder Menschen, ließ mich stattdessen in einen sinnlichen Strudel ziehen, Chloes kehliges Seufzen in meinen nassen Haaren.

„Lass mich dich ganz spüren!", wisperte sie und wand sich.
„Schon wieder so ungeduldig?", fragte ich amüsiert.
Sie knurte und ihre Brustwarzen rieben an meiner Haut, waren mindestens so straff wie mein Glied, auf das ich sie sinken ließ. Ich schmiegte mein Gesicht in ihren Hals und versuchte, das Gleichgewicht auf dem rutschigen Stein zu halten. Meine Zehen kräuselten sich nach Halt suchend, ebenso meine Finger, die ihren Hintern fester umgriffen. So dirigierte ich mich tiefer in ihre Hitze und ließ die Noten ihrer Lust nach meinem Gefallen erklingen. All meine Gefühlsstränge schienen in ihr zu enden, nach ihr zu greifen, sie zu fassen, unsere innige Verbindung, die Chloe durch rudimentäres Stöhnen aus ihrer Kehle zum Ausdruck brachte. Ihre Fersen pressten sich in mein Fleisch und als sich unsere Blicke begegneten, hielt ich inne, in unserer Verbundenheit und dem Zauber ihrer Augen.

„Es ist mir verdammt ernst ist mit uns, weißt du das?", fragte ich.
„Ja!", hauchte sie und Wassertropfen glitten an ihrem Hals hinab, während sich ihr Rücken in meine Handflächen sinken ließ.
„Ich möchte, dass du weißt, dass - ", begann ich und stoppte, da unweit von uns etwas patschend ins Wasser gefallen war.
„Ach, gütiger Himmel!" Chloe haschte nach Luft und klammerte sich an mir fest während unsere Aufmerksamkeit auf den Golden Retriever, der neben uns hechelnd aus dem Wasser auftauchte, gerichtet war. Eine uniformierte Gestalt erschien am oberen Flusslauf.
Zum Verstecken war es längst zu spät, dachte ich, als der Mann, seinen Hund zu sich pfeifend, geschickt die Felsen hinab kletterte und sich am Rand des Gewässers aufstellte. 

Feuermond | Johnny Depp Fan-FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt