III. Katzenjammer

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°°oCo°°

Ich platzierte Calidus auf dem Küchentisch und befahl ihm zu warten. Er wehrte sich nicht und putzte akribisch seine Vorderpfoten.
„Ab ins Bett mit dir" Ich schob Holly vom Bad aus in ihr Zimmer und half ihr beim Anziehen der Schlafsachen.
„Ich finde es toll", sagte sie. „Ihr seid füreinander bestimmt"
„Das wird sich noch zeigen", widersprach ich. Ich wollte gegenüber Holly keine Versprechungen machen von denen ich mir nicht sicher war, dass ich sie nicht einhalten konnte. Wir, John und ich, standen am Anfang von Etwas dem ich keinen Namen geben konnte und wollte.
„Schlaf gut  Kleines", sagte ich, küsste ihre Stirn und zog die Decke bis zu ihren Schultern nach oben und ließ eine kleine Nachtlampe brennen.

Zurück in der Küche, ergriff ich Calidus Vorderbeine und zog ihn dicht vor mein Gesicht.
„Wo ist er?"
„Wer?", fragte er.
„Der Brief!"
„Welcher Brief?"
„Der, den Mr.Depp vor einigen Wochen bei uns eingeworfen hat und den ich nie zu Gesicht bekam"
„Ach der!"
„Nun sag schon, was hast du mit ihm gemacht, hast du ihn gelesen?", fragte ich und zerrte zaghaft an seinen Beinchen.
„Nein, ich lese doch nicht deine Post, so etwas tut man nicht!", nörgelte er.
„Sag mir wenigstens wo du ihn versteckt hast!"
„Ich habe ihn im See ertränkt!", sagte er stolz.
„Was?"
„Du hast schon richtig verstanden, ich habe ihn vernichtet, weil du nicht mit ihm zusammen sein darfst und überhaupt, was erhoffst du dir davon?"
„Ich weiß es nicht!", winselte ich und ließ enttäuscht den Kopf in meine Hände sinken. „Ich denke, er weckt Emotionen in mir, ich fühle etwas wenn ich bei ihm bin"
„Aber das darfst du nicht, es behindert deine Arbeit und deine Aufgaben!"

„Welche Aufgaben? Ich hüte Schafe und helfe in einem Pub aus", beantwortete ich mir meine Frage.
„Nein du hast Holly", sagte er und versuchte seinen flauschigen Kopf durch meine Arme zu stecken. „Und du hast mich!"
„Du bist ein Kater!", bemerkte ich.
„Na und, deswegen bin ich doch nicht weniger wert als vorher", maunzte er echauffiert. „Außerdem könntest du mir helfen meine menschliche Gestalt wieder zu erlangen"
„Zuerst sollten wir in Erfahrung bringen warum sie dir deine tierische Gestalt gegeben haben. Du musst etwas getan haben, was sie verärgert hat. Damals mit dieser Frau, war da noch irgendwas?"
„Nein, da war nichts, sie hat sich in mich verliebt und ich habe, obwohl ich es wusste, nichts unternommen und irgendwann hat sie sich einfach 'entliebt'. Vielleicht ist es auch eine Sache die wir nicht sehen, eine die zur gleichen Zeit stattfand und die wir ignorieren weil wir sie nicht für wichtig genug erachten!"
„Vielleicht sollte ich Boss darauf ansprechen" Und dann fiel mir wieder ein, was Boss vor einigen Wochen gesagt hatte: „Er hat gemeint, die Zeit für dich wäre noch nicht reif, was denkst du bedeutet das? Es klingt als wärst du noch nicht soweit, als würde etwas von deiner menschlichen Gestalt abhängen"
„Vielleicht muss ich erst neun Katzenleben durchmachen! Und von Boss wirst du keine Antworten erhalten", meinte Calidus. „Aber du könntest ihm von deiner Sache mit Mr.Depp erzählen, bevor Die dahinter kommen"
„Niemals! Sie werden ihm irgendwas antun"
„Vermutlich, ich denke sie werden versuchen dich aus seinem Kopf zu entfernen. Aber wenn seine Seele schon jetzt mit dir verknüpft ist, dann funktioniert es nicht"
„Das ist nicht fair, die können nicht über seine Gedanken bestimmen"
„Wenn die wollen, können sie alles ändern, sie brauchen nur den richtigen Gedanken verpflanzen und es entsteht eine völlig andere Realität", erklärte er. „Zum Schutz des Systems können und werden sie alles mögliche tun", meinte Calidus und kratzte sich am Ohr.
„Ich gehe ins Bett, ich möchte nicht länger darüber nachdenken müssen", verkündete ich.

Im Schlafzimmer entledigte ich mich meiner Kleidung und legte Johns Nummer auf meinen Nachttisch. Eine kurze Dusche erfrischte mich und wohlig warm schlüpfte ich unter meine dünne Decke. Im Halbdunkel tippte ich seine Nummer ein und drehte mich dann zur Seite um in einen ruhigen traumlosen Schlaf fallen zu können.
Gegen sieben Uhr saß Holly bereits in der Küche und knusperte geräuschvoll kauend den Inhalt einer Packung Kellogg's.
„Es ist Samstag, warum schläfst du nicht ein bisschen länger?"
„Wir haben keine Zeit zum Schlafen, wir müssen Mr. Johnny zurückholen"
„Er arbeitet", sagte ich.
„Wieso geht er immer wieder? Du musst du zu ihm fahren, ihr dürft keine Zeit verlieren!"
„Warum?"
„Das darf ich nicht sagen", sagte sie.
„Der einzige Ort an den ich gleich fahren werde, ist die Farm und vorher hole ich Ann ab", meinte ich aufgewühlt. „Und wann kommt George?"
„Elf Uhr" Bis dahin waren es noch vier Stunden, weil der Junge zum Wochenende bestimmt ausgiebig bis in den späten Vormittag schlief.
„Calidus wird auf dich aufpassen während ich weg bin", legte ich fest und blickte den Kater an.
„Och nöö, Chloe! Ich bin kein Babysitter!", protestierte der Kater.
„Und ich bin kein Baby mehr!", protestierte Holly.
„Wenn Calidus auf dich aufpasst, weiß ich dass dir nichts passiert und gleichzeitig ist jemand da der ein Auge auf Calidus hat. Das ist eine Lösung für zwei Probleme"
Stöhnend verließen beide die Küche und ich zog mir eine dünne Jacke über da es nach Regen aussah.

Feuermond | Johnny Depp Fan-FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt