VI. Klatschklar

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Oliver benahm sich wie ein kleiner Aufreißer, er machte seine Absichten unmissverständlich klar, beschmierte seine Worte süß mit Honig ehe er sie an mich richtete. Aber damit erreichte er bei mir gar nichts, eher das Gegenteil. Als ich mich provokativ zu ihm herüber beugte und seine Berührung zuließ, sagte ich: „Wenn ich Sie zwischen meinen Beinen haben möchte, dann melde ich mich bei Ihnen, versprochen!“ 
„Sehr schmeichelhaft!“, sagte er. „Ich werde auf Ihren Anruf warten!“
„Machen Sie sich keine großen Hoffnungen“
„Ich gebe niemals auf“ 
„Dann wäre jetzt der perfekte Zeitpunkt damit zu beginnen“, sagte ich und blickte ihn streng an. 
„Ich denke, Sie wären eine gute Lehrerin“, sagte er und nippte an seinem Bier-Apfel-Mix.
'Was für ein Spinner', meinte Calidus' Gedankenstimme und er selbst sprang auf das Fensterbrett. 
Ich ignorierte die Aussage von Oliver Cooper und wollte mich an die Flaschensammlung wenden um einiges für eine Inventur vorzubereiten, da ging die Tür auf und Mr.Depp stand im Pub. 

Ich wagte nicht etwas zu sagen, nicht mal ein Hallo oder Guten Abend kam mir über die Lippen. Wie konnte er es wagen einfach so hier aufzutauchen und mich in einen Mahlstrom zu stürzen? Mich überkamen die Gedanken an unseren letzten Abend und ich erinnerte mich an das Gefühl seiner Lippen auf meiner Haut. Holly begrüßte ihn stürmisch und zusammen nahmen sie vor mir Platz. Ich stellte ein Wasser vor ihm ab. Es gab keinen schönen Empfang für ihn, aber ich war nicht gewillt dies zu ändern, ich war immer noch enttäuscht über seinen schnellen Rückzug nach unserer Annäherung – obwohl ich es war, die ihn fortgeschickt hatte. Ich war selbst schuld, ich hatte ihn fort gestoßen, weg von mir. Und nur wegen des Katers, wäre er nicht gewesen, hätten wir die Nacht zusammen verbracht. Ich erinnerte mich an Chopin, wie er ihn gespielt hatte, erst auf dem Instrument, dann auf mir. Ich drehte mich zur Seite, ich wollte nicht daran denken, ich hatte die Wochen versucht es zu vergessen; ungewollt war die Kiste am Rande meines Bewusstseins wieder aufgesprungen und hatte alle Gedanken freigelassen. 

Es war nicht meine Aufgabe mich von einem Menschen aus dem Konzept bringen zu lassen, von einem Mann schon gar nicht. Ich hatte bereits ein schlechtes Gewissen; Boss hatte mich gewarnt, mich jedoch auch angehalten ein Auge auf ihn zu haben. Wie sollte ich mich von ihm fern halten und gleichzeitig Obacht geben? Das ging nur aus der näheren Entfernung. 
Er wollte mit mir reden, ich aber nicht mit ihm, es gab nichts zu besprechen, sollte er doch zu seiner Verlobten zurückkehren und in ihren Armen liegen und glücklich sein. Ich brauchte kein Glück in meinem Leben, ich hatte genug Aufgaben die mich erfüllten und forderten. Allen voran Holly, die eifrig in ihre Aufgaben versunken war. Ich sollte sie beschützen und aufziehen, auf sie Acht geben. 

Da er nicht aufgeben wollte mich in ein Gespräch zu verwickeln, ließ ich mich unfreiwillig von ihm hinaus zerren und unter dem Apfelbaum drapieren. Zwischen meinen Fingern glühten einige Funken und ich versteckte meine Hände augenblicklich hinter meinen Rücken. Außerdem musste ich mich bemühen ihm nicht an die Gurgel zu springen, es war nicht fair einfach so hier aufzutauchen und so zu tun als wäre nichts gewesen.
Er versuchte sich zu erklären, sich, seinen Brief, die Zeitung. Ich wollte es nicht glauben, immerhin gab es Bilder die eindeutig bewiesen dass man ihn mit ihr gesehen hatte. Er stritt alles ab und bat mich nichts davon zu glauben. Ich wollte es so sehr, ich wollte es wirklich, aber ich wusste kaum etwas von ihm und ich wusste nicht was ich glauben sollte. Er bemühte sich um mich und meine Fassung, er bemühte sich mich von seiner Wahrheit zu überzeugen. 

Wenn er die Wahrheit sprach, musste irgendwo der Brief sein, er konnte sich kaum in Luft aufgelöst haben und Holly hatte ihn bestimmt nicht genommen. Sie hätte ihn mir in die Hände gedrückt und mich gezwungen ihn ohne Umschweife zu lesen und  John eilends hinterher zu fahren. Alles nur um ihn nicht zu verlieren. Ich vermutete das Calidus etwas damit zu tun hatte, in dieser Nacht war ich mein Motorrad holen und er war allein Zuhause, er hatte genug Zeit den Brief verschwinden zu lassen. Ich nahm mir vor ihn zu erwürgen, ergäbe sich eine passende Gelegenheit; auch wenn er mich zu beschützen versuchte, es war gewiss in seiner Absicht, Johnny aus meinem Leben zu verbannen, dafür zu sorgen dass wir uns nie mehr begegneten und dass alles so verlief wie bisher. 

Der Wind umhüllte uns und mir fiel auf dass seine Haare kürzer waren. „Was ist mit deinen Haaren geschehen?“, fragte ich.
„Die mussten wegen des Jobs ab“, sagte er.  
„Ich denke ich werde mich daran gewöhnen“, sagte ich und fuhr mit den Fingern durch die kurzen Haare. Bevor wir zurück ins Lokal gingen, küsste er mich innig. So, wie er es vor einigen Wochen getan hatte. Und dass ich mich so erinnerte und es so genoss von ihm berührt zu werden ließ wieder ein wenig die Angst in mir aufsteigen, wenn er etwas für mich empfand war es nicht in Ordnung. Was aber war, wenn ich auch etwas empfand? Ich wusste es nicht, ich wusste gar nichts, nur dass ich mich bei ihm sehr wohl fühlte. Wie fühlte sich so etwas an? Allein dass solche Gedanken in mir aufstiegen, zeigte mir dass etwas anders war als sonst. Und ich hatte keine Ahnung was diese vielen Dinge anging. Liebe. Vertrauen. Eifersucht. Ich wusste nicht wie ich mich verhalten sollte. Ich wollte ihn aber auch nicht darauf ansprechen, ich war nicht bereit dafür irgendwas von mir preis zu geben. Wahrscheinlich würde ich es nie sein, weil ich es nicht durfte. 

Feuermond | Johnny Depp Fan-FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt