4.3 Ertrunkenes Ärgernis

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°°oJo°°

Es war einer dieser Tage, bei denen man bereits vor dem Aufstehen wusste, dass sie grausam würden. Und ich wusste es bereits, als ich zum ersten Mal an diesem Morgen den Schlaf aus den Augen blinzelte. Zum einen lag es daran, dass ich einen Kopf so groß wie Utah hatte und zum anderen klingelte schon zum Morgengrauen das Telefon. Während ich die Decke von mir schob, versuchte ich mir den gestrigen Abend ins Gedächtnis zu rufen. Vor meinem geistigen Auge erschien Miss Sullivan – kleine Bruchstücke von Erinnerungen taumelten vor meinen Augen – doch dann wurde mir bewusst, dass sie mich mit Apfelkorn abgefüllt hatte, ihre wissbegierigen blauen Augen auf mir ruhend. Ich ahnte schon worauf das hinaus laufen sollte! Doch ehe ich mir einen Rückschlag überlegte, ging ich missgestimmt an mein Telefon.

„Ja?", knurrte ich.

„Guten Morgen John", begrüßte mich eine lieblich, schräg aufgesetzte Stimme, die nach wie vor Brechreiz verursachte – oder lag es an den letzten fünf Apfelkorn, die definitiv zu viel für mich waren? Eine Mischung aus beidem vermutete ich!

„Allegra! Morg'n!", nuschelte ich röchelnd.

„Geht's dir gut John?", fragte sie und hämmerte nebenbei auf eine Computertastatur ein.

„Ich bin mir nicht sicher", maulte ich und blickte aus dem Fenster – Nebel!

„Hattest du Besuch gestern Abend?", fragte sie und versuchte desinteressiert zu klingen.

„Nicht dass ich wüsste", war meine unvorsichtige Antwort.

„Eine Frau war am Telefon als ich anrief!"

„Tatsächlich?", drückte ich mein Erstaunen über ihr Wissen aus. „Kann mich nicht erinnern weiblichen Besuch hier gehabt zu haben"

„Liegt das vielleicht daran, dass du betrunken warst!"

„War ich?"

Und wenn schon, dann musste ich wenigstens nicht an sie oder Miss Sullivan denken, wobei ich mir noch nicht sicher war, für welche der beiden Frauen ich mehr Antipathien hatte.

„Anscheinend, sie meinte du wärst nicht mehr in der Lage zu telefonieren, wenn das wahr ist, und du dich offensichtlich nicht mehr erinnern kannst, scheinst du mehr als nur etwas „angeheitert" gewesen zu sein!", klärte sie mich über die nächtliche Situation auf.

„Dann wird es wohl so gewesen sein", brummte ich genervt. „Wie kann ich dir eigentlich behilflich sein?", versuchte ich, die Konversation in eine andere Richtung zu lenken und den wahren Grund ihres Anrufs zu erfahren. Die Stille nach der Frage kam mir sehr lang vor, mir war, als hätte ich zwei ihrer Atemzüge vernommen.

„Ich wollte nur wissen wie es dir geht, du meldest dich schließlich nicht bei mir"

„Warum sollte ich?"

„John, ich bitte dich, wirst du mir jemals verzeihen können?"

„Ich bin mir nicht sicher", seufzte ich.

„Ich mache mir Sorgen um dich, geht es dir wirklich gut?", wollte sie wissen.

„Es geht mir sensationell"

„Sei doch bitte nicht so sarkastisch", befahl sie mir umgehend nach meiner Antwort auf ihre überflüssige Frage.

„Allegra! Liebes, ich bin wie ich bin und du wirst mir nicht verbieten die Ironie meiner Stimme klingen zu lassen" Ein dunkler Seufzer erreichte mein Gehör, ehe sie ein weiteres Mal beteuerte wie leid es ihr tat. „Ich kann dir nicht verzeihen – noch nicht!", sagte ich und beendete das Gespräch ohne ein Wort des Abschieds.

Feuermond | Johnny Depp Fan-FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt