1.1 Von Schafen, Cornflakes und einem Motorrad

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„Scheiß Wetter", murmelte ich in meinen Schal, als ich das Motorrad neben einem matschigen Feldweg gestoppt hatte und meine Füße sogleich in einer Zentimeter hohen Pfütze wiederfand. Ich klappte den Ständer der Maschine herunter und rieb mir das Wasser aus den Augen, Haare aus dem Gesicht. Es regnete seit mehr als acht Stunden ununterbrochen und ich war nass bis auf die Haut. Und das alles nur wegen des verdammten Bocks, der dachte er würde irgendwas verpassen wenn er nicht im Regen ausharrend bei der Herde blieb. Mit Draht und Zange flickte ich notdürftig die Stelle, an der er von der Weide geflüchtet war und der Regen trommelte auf meinen Händen. Sir Peter! Ein geadeltes Schaf! Natürlich hielt er sich für etwas besseres. Weit konnte er bei dem Wetter nicht gekommen sein, dachte ich und entschied auf die Anhöhe zu fahren, um ihn orten zu können. Von Oben bis Unten mit Schlamm bespritzt, packte ich das Fernglas aus meiner Ledertasche und ließ den Blick in die Ferne schweifen. Besonders die Waldränder zu beiden Seiten der grünen, saftigen Flur, die sich buckelig bis weit über die Grenzen des Waldes erstreckte, suchte ich ab. Auch jeden einzelnen Busch auf jedem einzelnen Hügel. Nirgendwo war ein weißer zotteliger Fleck zu sehen. Es war nicht das erste Mal dass der Bock geflohen war, um die Umgebung zu erkunden und es war nicht das erste Mal ich, die nach erfolgreicher Flucht den Zaun reparieren musste und nebenbei auf ein Rascheln im Busch achten sollte. Wäre nur nicht dieser schreckliche Regen, dachte ich und stapfte durch das nasse Gras. Bald würde die Dämmerung einsetzen und ich war mir nicht sicher, ob er eine regnerische Nacht im Freien überstehen würde. Ich dachte lieber nicht daran was ihm alles geschehen könnte und schwang mich wieder auf mein Motorrad, um auf die Farm zurückzukehren. Während der kurzen Fahrt klatsche mir das Wasser ins Gesicht, der Wind machte daraus Tausend Nadeln, die sich scheinbar unter meine Haut bohrten. Rasch zogen kleine Wiesen und Felder, einzelne Bäume, die kurz vor der Blüte standen, und kleine Scharen von Schafen, Ziegen und Pferden an mir vorbei. Kurz bevor man die Dächer des 483-Seelen-Örtchens Littleton erahnen konnte, bog ich in eine Querstraße, fuhr an der eingezäunten Weide vorbei und erreichte den dazugehörigen Stall, unter dessen Vordach ich parkte. Noch ehe ich von der Maschine stieg, zog ich die bunte Ballonmütze vom Kopf und wrang sie, die Arme gestreckt, zwischen den Händen aus. Aufgeregt kam Ann, die gute Seele des gemütlichen Pubs und meine Schaf-Assistentin, angerannt.

„Du bist ja klatschnass!"

„Tatsächlich!", stellte ich zynisch fest und blickte an mir hinab. „Wäre mir fast nicht aufgefallen, da ich so beschäftigt war diesen dämlichen Bock zu finden. Er sollte seine lieben Schafdamen beschützen und bei einem kleinen Gewitter hat er die Hosen voll und rennt einfach davon. Wenn ich den in die Finger bekomme!", sagte ich wütend und hing die Mütze an den Lenker des Motorrads.

„Beruhige dich Chloe, er ist wieder da. Jemand hat ihn vorbei gebracht", sagte Ann und wippte mit den Augenbrauen.

„Mit jemand, meinst du doch nicht jemand bestimmtes oder?"

„Und ob!", sagte sie und noch ehe ich fragen konnte von wem oder was sie sprach, vernahm ich einige sich nähernde Schritte. Ich wandte mich um und wurde eines Mannes, der sich verhalten annäherte, gewahr. Meinen fragenden Blick beantwortete Ann mit einem nickenden Grinsen.

„Der Erretter des großen Sir Peter nehme ich an", meinte ich, tat einen Schritt auf ihn zu um ihm die Hand reichen zu können. „Chloe Sullivan", stellte ich mich höflich vor und bemerkte dass seine Hand nach dem Händedruck, der weder zart noch zu fest war, fast so nass war wie die Pfütze in der ich mit einem Fuß stand.

„Johnny Depp", entgegnete er, wischte die Handfläche diskret an seiner Jeans ab.

„Tut mir leid, es regnet fürchterlich", sagte ich.

Feuermond | Johnny Depp Fan-FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt