II. Vertrauen

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°°oCo°°

„Aber du hast dich doch bereits für ihn entschieden, du musst es nur mehr herausfinden", erklärte sie an einem Strohhalm knabbernd.

Liebe war für mich kaum mehr als ein Begriff, ein Begriff voll von Gefühlen. Ich hatte hin und wieder Beziehungen auf körperlicher Basis zum anderen Geschlecht, aber geliebt hatte ich noch nie. Ich empfand Sympathie, aber nicht das was andere unter tiefer Liebe verstanden. Calidus hatte geliebt und er hatte mir davon erzählt. Ich verstünde, täte ich es vom ganzen Herzen, sagte er damals. Wenig später fand ich ihm im Körper des Katers wieder und wenn das der Preis dafür war, wollte ich ihn lieber nicht zahlen und auch nichts davon wissen.
Vor Unmut und Empörung stöhnend nahm ich mir ein Tablett und ging einige leere Gläser einsammeln, Tische abwischen, nur um lange genug dem Trio am Tresen entkommen zu können. Später schwieg ich, versuchte weder Hollys noch Mr.Depps Blick zu begegnen und schwor mir nichts mehr dazu zu sagen und Holly den Rest des Abends zu ignorieren soweit dies möglich war.

Was Mr.Depp dabei empfand wollte ich lieber nicht wissen, er trank seinen Rotwein und unaufgefordert schenkte ich ihm nach, schien sich der rote Samt in seinem Glas zu verflüchtigen. Und so ging es weiter, bis die angefangene Falsche Rotwein den letzten Tropfen ins Glas fallen ließ.
„Tut mir leid Mr.Depp, ich fürchte ich kann Ihnen nur mehr das anbieten" Ich stellte ihm einen Apfelkorn auf die Bar. Er lächelte über den Rand des Glases hinweg und prostete mir zu. Liebend gern hätte ich mich jetzt gemeinsam mit ihm betrunken, aber Alkohol zeigte kaum Wirkung bei mir. Ich schmollte, wandte mich wieder an meine Gläser.

„Ach kommt schon, Holly ist ein Kind, sie weiß nicht was sie redet", sagte Vincent noch immer vergnügt. Ich hatte sie ins Büro auf die Couch geschickt als sie vor Müdigkeit den Kopf in ihre Arme legte und ihre Augen unentwegt flatterten. Etwas Spannung war von meinen Schultern gewichen nachdem Holly nicht länger zwischen den beiden Männern saß und komische Kommentare zum besten geben konnte, denn es beunruhigte mich dass sie nicht von ihm abließ, sie schien irgendwas in ihm und mir zu sehen, ob es nun tatsächlich da war oder nicht. Es war ja nicht die erste Bemerkung dieser Art.

„Wahrscheinlich", lallte Mr.Depp munter. „Miss Sullivan" Er erhob erneut ein Glas: „Auf dass Sie mich niemals lieben!" Und dann stürzte er die klare Flüssigkeit hinunter und ich entschied dass er heute keinen Alkohol mehr von mir bekäme.

Eine Stunde später lümmelte er über dem Tresen, während ich die letzten Handgriffe erledigte. Vincent war bereits nach Mitternacht gegangen, sagte er hätte eine Menge Arbeit am Wochenende. Ob es ihm gefiel oder nicht, ich entschied Mr.Depp Heim zu bringen. Holly saß bereits wartend im Wagen während ich den im Delirium befindlichen Mann auf die Rückbank fallen ließ und dabei versehentlich Calidus' Schwanz einklemmte. Fauchend sprang er umher, verpasste Mr. Depp einen tiefen Kratzer im Gesicht. Selbiger jaulte nur.

Am Cottage angekommen hievte ich ihn aus dem Auto, Holly beobachtete uns zweifelnd und schloss die Tür auf, sodass ich ihn über die Schwelle zerren und auf die Couch sinken lassen konnte. Ich breitete eine Decke über ihm aus, tupfte das Blut von seiner Wange, während er leicht das Gesicht verzog. Als ich gehen wollte, hielt er meine Hose fest, murmelte etwas. „Was? Was haben Sie gesagt?", fragte ich leise und beugte mich über ihn.
„Ich glaube, er möchte, dass du bei ihm bleibst", sagte Holly. Ich schnaubte kurz und wand mich wieder zu ihm, löste die Finger die sich wie die eines Babys in den Stoff vergriffen hatten. „Bleiben" Er nuschelte, doch ich verstand. Also blieben wir hier.

Holly brachte ich zum Schlafen in das Gästeschlafzimmer in den ersten Stock. Zurück in dem geräumigen Wohnraum, setzte ich mich auf die Kante der Couch zu Mr.Depp der friedlich schlummerte. Sein zerkratztes Gesicht beobachtend, dachte ich dass es nicht schaden konnte wenn ich – oder? Ich legte meine Hand über seine Wange, konzentrierte mich auf den Kratzer, nicht an das süße Kitzeln seiner Barthaare in meiner Handfläche. Und dann rieselte ein warmer Regen von silbernen und lila Funken aus meiner Hand und drang in seine Wunde ein. Als ich meine Hand zurück zog war der Kratzer verschlossen, sodass kein Blut mehr nach Außen dringen konnte. Seine Lippen öffneten sich, wollten irgendwelche Wörter formen.

Hatte er es bemerkt? Ich war zurückgeschreckt und im selben Atemzug von der Couch gerutscht, dass ich mich fluchend aufrappelte und entschied Calidus aus dem Auto zu holen.
„Kannst du mir sagen was das werden soll?", krähte er los.
„Mr.Depp möchte dass wir - ich bei ihm bleibe"
„Wieso?"
„Keine Ahnung, er ist betrunken"
„Na großartig", maulte er.
„Und ich glaube nicht, dass Boss hier auftauchen wird falls er irgendwie Wind von dem bekommt was hier vor sich geht"
„Was geht vor sich?"
„Alles, ich habe ihn betrunken gemacht – nicht zum ersten Mal. Und ich war so dumm ihn zu heilen, weil ich dachte er schläft. Aber das tat er nicht, nicht wirklich."
„Chloe, du musst vorsichtiger sein! Nach seinem Zustand zu urteilen, wird er sich jedoch an nichts erinnern, das bedeutet, dass du großes Glück hast!", sagte er und ich schloss die Tür ab, schob einen Riegel vor.

Unweit von Mr.Depp setzten wir uns in einen Sessel. Nun schien er zu schlafen, seine Brust hob und senkte sich in einem ermüdenden, gleichbleibenden Rhythmus. Calidus hatte sich auf meinem Schoß zusammengerollt und starrte geradewegs auf den Schlafenden.

'Mein Lieber, jetzt erzählst du mir gefälligst was du in den Ebenen getrieben hast und wie du hin und zurück gekommen bist!'
'Bin gelaufen'
'Und weiter!', verlangte ich zu wissen.
'Ich habe mich an jemanden dran gehangen so kam ich durch das Portal, jedoch kam ich nur in die unteren Ebenen'
'Und was wolltest du dort?'
'Ich war spionieren, in den Akten. Aber die relevanten Einträge müssen sich in den oberen Ebenen befinden. In deiner Akte jedenfalls waren Verweise, von mir gab es keine, als würde ich nicht existieren'
'Du bist wahnsinnig! Dir hätte irgendwas passieren können und wenn man dich erwischt hätte' Stöhnend fuhr ich über sein Fell und schüttelte ihn.
'Wir wissen jetzt aber dass du eine weitere Akte hast und da vielleicht etwas über Mr.Depp enthalten ist. Das heißt wir müssen zusammen zurück und in die obere Ebene gelangen'

'Auf keinen Fall, ich will nichts darüber wissen'
'Dann werde ich wohl allein gehen müssen'

Feuermond | Johnny Depp Fan-FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt