V. Ein fast perfekter Plan

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„Wirklich?", fragte ich und er nickte.
„Ich denke Sie haben sich heftig den Kopf gestoßen und Ihre Nase scheint gebrochen zu sein!" Seine beiden Finger an meinem Kinn drehten mein Gesicht in den passenden Betrachtungswinkel.
„Wo ist Holly?", erkundigte ich mich, da ich sie weder sah noch hörte und ich die zeitliche Orientierung verloren hatte, nicht wusste ob Vormittag oder Nachmittag war.
„Sie ist in der Schule" Er nahm meine Tasche und hing sie sich über. „Ich bringe Sie ins Haus", sagte er dann und lenkte meinen Arm um seine Schultern und den eigenen um meinen Rücken. Mein Kopf lehnte an seiner Schulter während er mich ins Haus trug und trotz meiner geschwollenen und Blut verstopften Nase konnte ich eine holzige Mischung aus Zimt, Minze und Kaffee an seinem Hals riechen. Ich verkniff mir ihn darauf anzusprechen, vielleicht halluzinierte ich und er war in Wirklichkeit nur eine wunderschöne Erscheinung die mir zu Hilfe geeilt war.

Er setzte mich behutsam auf meiner Couch ab und mit beunruhigtem Blick kam er aus dem Bad mit einem feuchtkalten Tuch zurück. Mittlerweile war Calidus aus der Tasche gekrabbelt, gefolgt von dem kleinen Zettel der krächzend über den Tisch fegte (Katzenallergie?) und die vielen Krümel vom Schulbuch auf den Teppich schleuderte. Schnell konnte ich ihn, noch bevor Mr.Depp zurückkam, unter ein Kissen stecken und Calidus oben auf drapieren. Er legte mir den Lappen in den Nacken und ließ seine Hand dort einen Moment verweilen. Meine Nase versteckte ich noch immer hinter seinem Taschentuch, denn sie hatte längst aufgehört zu bluten und nahm dank des schnellen Heilungsprozesses der mir inne ruhte ihre ursprüngliche Form an. Nur schwer konnte ich ihn überzeugen mich nicht ins nächste Krankenhaus bringen zu müssen.

„Das ist wirklich nicht nötig", sagte ich. „Es geht mir schon viel besser!"
„Sie sollten sich wenigstens von einem Arzt untersuchen lassen!", beharrte er und hielt bereits seine Autoschlüssel in der Hand.
„Nein, nein, es geht schon. Hier sehen Sie, ich kann sogar auf einen Bein hüpfen!" Unsanft landete ich nach meiner Vorführung neben ihm in den Kissen des Sofas und musste mich seinen misstrauischen dunklen Augen stellen.
„Sie sind eigenartig!", kommentierte er meine Performance. „Erzählen Sie mir wo Sie gewesen sind?"
„Bei Verwandten, am Ende der Welt", ich winkte ab und wollte nicht näher darauf eingehen, da der Wahrheitsgehalt dieser Antwort gen Null tendierte. „Als ich zurückkam, saß der Kater im Baum" Auch das war keine brillante Ausrede, ein Kater sollte selbst in der Lage sein sich aus einer haarigen Situation befreien zu können.
„Sind Sie gelaufen?", hakte er nach.
„Natürlich nicht!"
„Wo ist Ihr Motorrad?"

Mist! Mist! Mist! Meine geliebte Honda lag hoffentlich noch bei Stonehenge unentdeckt im Gebüsch. Calidus gab ein Maunzen von sich und ich entschied vorerst ins Bad zu flüchten. Ich schloss die Tür hinter mir ab und fluchte, während ich das Blut aus meinem Gesicht wusch. Mich im Spiegel betrachtend, konnte ich keine einzige Blessur finden, meine Nase war in kürzester Zeit perfekt verheilt.
„Alles bestens, sehen Sie!" Ich rubbelte mir nochmals mit einem Handtuch über mein Gesicht und zeigte ihm ein einwandfreies Antlitz. Ich hoffte er hatte die Frage nach dem Motorrad vergessen! Ich musste es in der nächsten Nacht holen, ehe man es entdeckte. Boss würde mir kein neues besorgen, immerhin hatte ich noch den Touran, der ihm sowieso viel lieber und sicherer war.
„Ich werde Holly für Sie abholen! Und keine Widerrede!" Ich ließ ihm diesen Willen und seine Befürchtung ich hätte eine Gehirnerschütterung. Er brachte mir Tee, eine Decke und zwang mich unter seiner Beobachtung zwei schmerzlindernde Tabletten zu schlucken. Bedauerlicherweise bewirken die bei mir überhaupt nichts, sodass ich nur vorgab zu schlafen. Leider. Denn so entging mir nicht seine warme Hand, die sanft meine Stirn berührte und dann eine aufsässige Locke aus meinem Augenwinkel entfernte. Ich konzentrierte mich auf meinen gleichmäßig tiefen Atem, auch als er murmelte ich hätte ihm ordentlich den Kopf verdreht. Am liebsten hätte ich nach Luft gerungen. Calidus fluchte die Zeit über in meinen Gedanken und meinte ich solle diesen Mann endlich los werden oder er würde dafür sorgen.

Aber das war nicht nötig, er verließ wenige Minuten später das Haus um Holly zu holen. Mit Vorsicht blickte ich über die Lehne durch das Fenster ob er tatsächlich verschwunden war und warf dann eilig die Decke zurück und wollte den Zettel unter dem Kissen ergreifen, aber sobald ich es auch nur angehoben hatte, war er davon gesaust und klebte an der Zimmerdecke, sodass ich ihn nicht erreichen konnte. Mit zusammen gekniffenen Augen erkannte ich dass Noch nicht! auf ihm geschrieben stand. Zehn Minuten lang jagte ich ihm mit einer Leiter hinterher, drei Minuten versuchte ich ihm mit Betteln und Bitten herunter zu kommen und vier andere Minuten brauchte ich um die Leiter weg zu bringen und um mich wieder auf der Couch in Position bringen zu können. Für den Hin- und Rückweg zur und von der Schule waren kaum mehr als zwanzig Minuten nötig und da ich die Fahrweise Mr.Depps nicht kannte, waren es vielleicht sogar nur achtzehn.

„Sein latenter Gefühlsausbruch ist dir wohl entgangen?", fragte Calidus.
„Was meinst du?"
„Ich meine dass er vollkommen von dir eingenommen ist, bemerkst du nicht wie er dich ansieht?"
„Wie denn?"
„Er hat sich um dich gesorgt, obwohl er wahnsinnig sauer war, weil du zwei Tage ohne eine einzige Nachricht verschwunden warst. Deine Erklärungen hält er für völlig absurd und unlogisch, du wusstest nicht mal dass heute Donnerstag ist. Ich hatte wohl nicht erwähnt dass die Zeit in einigen Teilen der Ebenen anders läuft. Entschuldige!", sagte Calidus und ließ sich auf meinem Bauch nieder. „Und trotz allem begehrt er dich seit er diesen Traum von dir hatte, aber er wehrt sich noch dagegen"
„Das ist irrational, ich bin nicht die Frau aus seinem Traum!"
„Natürlich bist du das, du warst es doch auch in deinem eigenen Traum!"
„Ja ja", maulte ich. „Die ganze Sache mit dem Traum irritiert mich, ich weiß nicht was das bedeuten soll und ob wir ihn irgendwie beeinflussen können und wenn, was wird dann passieren? Oder geschieht es nur unserem Traum-Ich?"
Calidus schwieg, denn Mr.Depp kam mit Holly zurück.

Feuermond | Johnny Depp Fan-FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt