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Der Kater war unmöglich, er wagte es doch tatsächlich schon wieder mir (und Mr.Depp) hinterher zu spionieren. Mr. Depp durfte ihn nicht entdecken. Ich ließ die beiden Pferde zurück, schlüpfte zwischen einer Lorbeerkirsche und schwarzem Holunder hindurch in den Wald. „Mr.Depp?", rief ich. „Als hätte ich nicht schon genug Ärger mit der Göre und dem Kater!"
Stöhnend watete ich durch das Laub, knackende Äste unter meinen Schuhen begleiteten meinen Weg. „Was wird das Chloe?" Ich sah nach oben, da saß Calidus auf einem schmalen Ast neunzig Zentimeter über meinem Kopf.
„Ich versuche zu verhindern dass man dich entdeckt. Scher dich gefälligst Heim!"
„Nur wenn du mir etwas versprichst!", forderte er.
„Was ist es?", knurrte ich. Er sprang geschmeidig auf meine Schulter, schnurrte mir die Antwort direkt ins Ohr und niemand war unser Zeuge.
„Fang du nicht auch noch damit an, es ist schon zu viel wenn Holly davon redet!" Ich riss ihn von meiner Schulter, hielt ihn vor mir hoch.
„Ich will dich doch nur vor großem Unheil schützen!"
„Indem du mich zwingst dir irgendwas zu versprechen was sowieso nicht eintreten wird? Toller Plan!"
„Du irrst Chloe! Du weißt es nur noch nicht, du wirst es erst wissen wenn es zu spät ist, nur weiß ich nicht ob ich dir dann noch helfen kann!"
„Sei ruhig und hör auf damit!", sagte ich energisch und setzte ihn auf dem weichen Waldboden ab. „Geh jetzt bitte Heim, ich habe noch Arbeit vor mir und ich möchte nicht dass Mr.Depp dich hier sieht!"Er wandte sich zum Gehen von mir ab. „Er ist gen Westen gerannt", meinte er. „Und hast du bemerkt dass du mir kein Versprechen gegeben hast? Weil du es nicht kannst, weil es bereits angefangen hat. Er hat von dir geträumt in der letzten Nacht"
„Miss Sullivan?"
Leise tönte die Stimme durch die Bäume hindurch, aber sehen konnte ich ihn nicht. „Verschwinde endlich!", zischte ich Calidus an und er stolzierte in entgegengesetzte Richtung davon.Meine Beine setzten sich rennend in Bewegung, weg vom Kater, hin zu der männlichen Stimme. Kleine Äste peitschten mein Gesicht, der belaubte Waldboden gab hin und wieder sehr stark nach, sodass ich ins Straucheln geriet. Die kleinen Kratzer heilten ehe ich sie bemerkt hatte. Meine Sinne waren geschärft und seine Stimme nahm mehr und mehr Konturen an. „Mr.Depp?" Seine Antwort brachte mich näher zu ihm und als ich ihn entdeckte, hielt ich inne. Er stand in einem gleißenden Lichtkegel der durch die lichter gewordenen Bäume brach. Zu seinen Füßen ein blaulila Blütenteppich von Hasenglöckchen, die sich weit über die leuchtende Lichtung hinter ihm erstreckten bis hin zum Saum der Freifläche. Erst als ein aufgeschreckter blauer Vogel an mir vorbeirauschte löste ich meine Starre und trat näher an ihn heran.
„Sie bluten", stellte ich fest.
„Ja, ich war erschrocken und darauf direkt mit einem Ast kollidiert", erklärte er.
„Fassen Sie es nicht an, ich habe Pflaster dabei"
Ich hielt kurz seine Hand fest die von seinem zerkratzten Kinn bereits blutverschmiert war. Etwas Verbandszeug hatte ich immer dabei war ich mit den Pferden unterwegs, für mich war es unnötig, aber speziell für diesen Fall war ich dankbar es dabei gehabt zu haben. Schnell hatte ich ein mittelgroßes Pflaster auf seinen Kinn drapiert und erntete ein Danke. Unweit von uns mittig der Lichtung plätscherte ein kleiner Bach zu dem ich ihn zog damit er seine Hände waschen konnte.Er wusch sich das Blut von den Fingern und schüttelte sie anschließend wild um sie zu trocknen, die restlichen Tropfen wischte er an seiner Hose ab. Dann standen wir uns wieder gegenüber, zwischen uns wilde Wiese, die blauen Glöckchen, neben uns das leise Gluckern von Wasser und über uns das goldene Sonnenlicht das uns in einen gemeinsamen Traum hüllte.
„Schön nicht wahr?", fragte ich.
„Ja, sehr schön", erwiderte er während sein Blick über die Lichtung zuckte.
„Ist es nicht toll, dass wir vor der Natur alle gleich sind?!", fragte ich. „Es interessiert sie nicht und sie nimmt auch keine Rücksicht, sie ist bedingungslos ehrlich, gleichgestellt mit allen" Er lauschte interessiert meinen Worten, ich war sicher, dass es ihm hier gefiel, hier durfte er sein was er war. Einfach nur ein Mensch. „Wahre Worte" Und er war ein Mann weniger Worte.
„Lassen Sie uns weiter gehen, auf mich wartet noch etwas Arbeit"Ich lief den Weg den ich her gekommen war, er folgte mir und Calidus war inzwischen verschwunden. Mitten im Wald, zwischen den Bäumen, sagte Mr.Depp plötzlich etwas, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Ich musste jedes Wort einzeln wiederholen um zu verstehen was er gesagt hatte. „Ich habe von Ihnen geträumt in der letzten Nacht", sagte er. Seine Worte zuckten durch mich wie ein heißer Blitz. Zum zweiten Mal an diesem Nachmittag versetzte er mich in Schockstarre.
„Alles in Ordnung?", waren seine nächsten Worte und bevor er mich mit seiner gehobenen Hand irgendwo berühren konnte, setzte ich unseren Weg fort. „Jaja", sagte ich eilig. „Was tat ich denn in Ihrem Traum? Ich hoffe wir waren nicht verheiratet und hatten vier Bälger?"
„Nein, nein, ganz so schlimm war es nicht", gab er zu. „Sie wollten mir etwas geben, ein Licht!"Wie albern, dachte ich und blickte mich kurz grienend um. „Und Sie wollten es nicht?"
„Ich bin mir nicht sicher, ich konnte es nicht halten"
„Oh, also ist es runter gefallen?"
„Nein, es ist geschwebt, vor Ihnen in der Luft oder sollte ich sagen mit Ihnen?"
„Ich bin geflogen?"
„Geschwebt ja! Also, was halten Sie davon?", wollte er wissen und ich war froh dass sich der Wald lichtete, der Feldweg zum Vorschein kam.
„Da vorn sind die Pferde!", sagte ich, ignorierte seine Frage geflissentlich. Fliegen gehörte nicht gerade zu meinen Fähigkeiten. Es machte mir Angst das alles zu hören, da Calidus bereits davon wusste und ich dachte er bilde sich etwas ein oder spinnt Geschichten zusammen um mich bei Laune zu halten.Ich war dankbar, dass Mr.Depp nicht weiter darauf einging, sondern mir schweigend folgte und seine Blicke in der Landschaft umherirrten. Eine Filmlänge später erreichten wir die Farm und sattelten ab. Ich reichte den Tieren Futter, schrieb Notizen im Büro und entdeckte Mr.Depp später im Stall bei den Lämmern. „Es geht ihnen gut", sagte ich. „Dank Ihrer Hilfe" Stolz sah er mich an und als ich ihm mitteilte eines nach ihm benennen zu wollen schwoll seine Brust nur mehr an. „Mr.Johnny, wie gefällt Ihnen das?"
„Nett!", murmelte er, grinste jedoch, vermutlich weil er sich daran erinnerte, dass Holly ihn gern so nannte.
Erstmals konnte ich ihn überreden mit mir noch in ein Lokal einzukehren. Ich brauchte nicht mal Überzeugungsarbeit leisten, er stimmte meinem Vorschlag einfach zu. Hinter mir bestieg er mein Motorrad und wenige Minuten später betraten wir gemeinsam das Apple Tree.
„Hey Ann, zwei Irish Coffee bitte!"
Schmunzelnd brachte sie uns die Getränke. „Na ihr Turteltäubchen!", sagte sie und ich konnte nur vage abschätzen ob es mein oder Mr.Depps Blick war, der ihr das Lächeln aus dem Gesicht trieb. „Weder turteln wir, noch sind wir Täubchen", sagte ich.
„Ja, aber irgendjemand hat gestern gesehen wie du in der Früh seine Hütte verlassen hast und es weiter erzählt!"
„Maggie", zischte Mr.Depp erbost.
„Sollen sie doch reden", meinte ich abwinkend. „Bis Ostern haben die das eh wieder vergessen!"So wie ich beinahe den Elternabend Mitte der Woche vergaß, Holly erinnerte mich am selben Nachmittag noch daran, sodass ich pünktlich doch verwirrt vor dem Klassenzimmer von Mr.Cooper saß. Über sogenannte Elternabende hatte Boss kein Wort verloren, deswegen betrat ich reichlich ahnungslos über das was mich erwarten würde das Zimmer und nahm nebst des Lehrertisches Platz. Mr.Cooper („Oliver") war noch recht jung, ich schätzte ihn auf Anfang dreißig, das dunkle kurze Haar lag regellos auf seinem Kopf und die klaren blaugrauen Augen inspizierten mich neugierig. Ich war froh, dass er das Gespräch führte, er erzählte mir von Hollys schulischen Leistungen, ihrem Verhalten zu anderen Schülern sowie Lehrern. Da er nichts zu beanstanden hatte, war er vermutlich zufrieden mit ihr, was mich beruhigte. Anscheinend tat ich das Richtige. „Sie wirkt gelegentlich etwas abwesend, als wäre sie in einer anderen Welt. Phantasie ist gut, aber sie muss aufpassen dass sie nicht den Anschluss verliert und im Stoff zurückfällt"
„Ich werde darauf achten", meinte ich. „Sie hat erst vor wenigen Monaten ihre Mutter verloren, ich denke sie wird noch etwas Zeit brauchen" Wie bescheuert musste sich das wohl anhören?„Dann sind Sie Ihre Tante?"
„Ja!" Schon wieder eine Lüge. Ich fühlte mich etwas komisch dabei, alles war nur eine Fassade aus Fakten. Ich hoffte dass Boss alles lückenlos verknüpft hatte und niemand dahinter kam dass ich irgendwie anders war als ich vorgab. Ich konnte zwar jederzeit gehen wohin ich wollte – oder musste – aber für Holly täte es mir leid und für die Menschen hier von denen ich einige sehr lieb gewonnen hatte.
Mr.Cooper lächelte, seine Lippen entblößten zwei Reihen schneeweißer gerader Zähne, irgendwas Freches in seinen Augen funkelte mich an. „Nun denn, ich werde weiterhin Rücksicht auf sie nehmen, sie ist eine intelligente Schülerin"
Was war ich stolz! Wir vertieften das Gespräch noch und er führte mir ihre Einzelleistungen vor, zeigte mir ihr all ihre Noten, die sich tatsächlich sehen lassen konnten. Und irgendwann redeten wir nicht mehr über Holly!
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Feuermond | Johnny Depp Fan-Fiction
Fanfiction***"Versprechen Sie mir nicht davon zu laufen, wenn ich Sie jetzt küsse?", fragte er so dicht an meinem Ohr, dass seine Barthärchen an meiner Wange kitzelten. "Ja - ja, ich verspreche es!", hauchte ich.*** //Chloe Sullivan, Hüterin über das Lebe...