Soll ich reden, oder soll ich schweigen?
„Nichts. Alles gut. Was soll denn auch gewesen sein?", sagte ich. Ich entschied mich also fürs schweigen, beziehungsweise lügen. Ich will da nicht mehr Leute als nötig reinziehen. „Lia Mäuschen. Du musst mit mir reden, damit ich dir helfen kann.", redete Julia auf mich ein. „Bitte Julia. Lass es gut sein.", sagte ich und drehte mich weg. Wenn ich sie anschaue, schaffe ich es nicht sie weiterhin anzulügen und zu schweigen. „Ich kann es doch nicht einfach so gut sein lassen. Man ich sehe doch, dass irgendwas mit dir ist. Du hast am ganzen Körper Hämatome, bist total dünn, bist absolut eingeschüchtert und hast gerade eine Panikattacke bekommen, nur weil Franco in den Raum gekommen ist. Rede doch bitte mit mir.", meinte Julia mit Tränen in den Augen. „Es ist alles in Ordnung.", wiederholte ich. „Hat es was mit deinem Vater zu tun?", hakte Julia nun nach und ich drehte mich erschrocken zu ihr um. Wie ist sie denn jetzt darauf gekommen? „Was soll denn mit ihm sein?", fragte ich, wobei meine Stimme aber deutlich zitterte. „Ich hab mit ihm telefoniert und er..." „Du hast was?!", unterbrach ich Julia mit erstaunlich lauter Stimme, wobei sie sich ziemlich erschrak. „Ja. Und er...er war ziemlich betrunken.", fuhr sie fort. Ich antwortete nicht, sondern drehte mich nur auf den Rücken und starrte die Decke an. Was soll ich denn auch darauf antworten? „Hat dein Vater irgendwas damit zu tun?", fragte Julia mich, doch ich ignorierte sie einfach. „Wann kann ich hier wieder raus?", fragte ich an Paula gewandt. „Ja also so zwei bis drei Tage würde ich dich schon gerne noch hierbehalten.", antwortete sie. „Nein! Ich bleibe höchstens bis morgen früh! Dann verschwinde ich aber.", meinte ich. Paula und Julia schauten sich kurz an und Paula nickte Julia nur zu. „Okay. Du darfst morgen unter einer Bedingung gehen.", meinte Julia zu mir. „Und welche wäre das?", fragte ich. „Ich bringe dich nachhause.", sagte sie. Was nein? Wenn sie mich nachhause bringt, dann findet sie alles raus. Einerseits ja gut, weil dann hat das wahrscheinlich alles ein Ende, aber andererseits, wer weiß was mein Vater mit ihr anstellt, wenn sie das rausfindet. Ich meine er hat unseren Kontakt ja nicht umsonst unterbunden. Aber wenn ich nicht zustimme, dass sie mich nachhause bringt, dann kann ich vergessen, dass ich hier morgen schon rauskomme. Meine einzige Chance ist es jetzt zuzustimmen und dann einfach schneller weg zu sein, als Julia hier ist. „Okay gut.", stimmte ich also zu. „Sehr gut dann hole ich dich hier morgen so gegen 10 Uhr ab.", sagte Julia. „Gut. Dann bis morgen.", meinte ich. „Bis morgen. Ruh dich noch etwas aus.", meinte Julia, gab mir einen Kuss auf die Stirn und ging dann aus dem Zimmer raus. „Ich lass dich dann auch mal noch ein bisschen schlafen. Ich komm aber nachher nochmal um nach dir zu schauen.", sagte Paula nun und ging dann auch aus dem Zimmer. Der restliche Abend verlief dann auch relativ unspektakulär. Ich habe viel geschlafen und ab und zu war Paula nochmal im Zimmer, um nach mir zu schauen. Auch die Nacht habe ich halbwegs gut geschlafen. Als ich am nächsten Morgen meine Augen öffnete ging die Sonne gerade auf. Ich schaute auf die Uhr an der Wand. 5:30 Uhr. Ich entschied mich schon ins Bad zu gehen und mich schon umzuziehen, auch wenn Julia erst in 4,5 Stunden kommt. Danach setzte ich mich auf die Fensterbank, beobachtete den Sonnenaufgang und versuchte meinen Plan nachhause zu kommen zu vervollständigen. Theoretisch könnte ich einfach nach der Visite von Paula meine Sachen nehmen und nachhause laufen. Ich muss halt einfach nur aufpassen, dass Julia oder Paula mich nicht sehen. Aber das wird ja schon irgendwie möglich sein. Ich wartete also die ganze Zeit darauf, dass Paula vorbei kommt, damit ich meinen Plan umsetzten kann. Gegen zwanzig nach neun öffnete sich dann die Zimmertür und Paula trat rein. Wenn mein Plan gelingen soll, dann muss das hier jetzt ganz schnell gehen. „Guten Morgen Malia. Wie geht es dir denn?", fragte Paula mich. „Gut. Sehr gut sogar. Ich warte einfach nur auf Julia, damit ich so schnell es geht nachhause kann.", antwortete ich ihr. „Julia müsste ja dann auch gleich hier sein. Hast du noch irgendwelche Fragen?", meinte Paula. „Nein.", sagte ich knapp. „Gut. Dann wünsche ich dir alles Gute Malia und ruh dich die nächsten Tage noch etwas aus.", sagte Paula. „Werde ich machen. Dankeschön.", sagte ich, lächelte Paula zu, welche daraufhin dann auch das Zimmer wieder verließ. Ich wartete noch kurz, zog mir dann aber meine Schuhe, an und schlich mich raus. Ich öffnete die Tür, schaute links und rechts. Die Luft war rein. Ich ging also den langen Flur der Intensivstationen lang, bis ich im Eingang der Notaufnahme ankam. Als ich dort schaute, ob ich los konnte sah ich Paula mit dem Rücken zu mir stehen. Ich nutzte die Chance und rannte schnell aus der großen Tür der Notaufnahme. Genau vor der Tür rannte ich aber in jemanden hinein. Ich schaute hoch und vor mir stand Julia. Ich rannte so schnell ich konnte los. „Malia bleib dich mal stehen!", schrie Julia mir hinterher, doch ich ignorierte sie einfach und rannte so schnell ich konnte.
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Was denkt ihr? Wird ihr die Flucht gelingen? Wenn ja, wohin wird Malia rennen? Nachhause zu ihrem Vater? Einfach irgendwohin wo sie ihre Ruhe hat?
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Zurück ins Leben
FanfictionEin normales Leben eines 16 jährigen Mädchen ist für Malia ein Fremdwort. Einen Nachmittag mit Freunden verbringen, verliebt sein, zur Schule gehen? All das kennt sie nicht. Doch wird sie es schaffen sich ihr eigenes Leben zurückzuholen?