Ganz alleine?

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„Ich werde dich dann auch mal alleine lassen Lia. Ganz viel Spaß.", meinte Paula. „Danke bis nachher.", sagte ich und Paula verließ das Sekretariat. „Dann werde ich dich mal zu deiner Lehrerin bringen.", meinte sie und wir gingen durch eine Tür, in einen Klassenraum, wo eine Frau an dem Lehrertisch saß. Sie war schätzungsweise Anfang 30, hatte dunkle, lange Haare und wirkte auf mich sehr sympathisch. „Frau Saar?!", meinte die Sekretärin und die Frau am Tisch drehte sich zu uns und stand dann von ihrem Stuhl auf. „Du musst Malia sein. Dankeschön das du sie hergebracht hast.", sagte die Brünette, wobei letzteres an die Sekretärin gerichtet war, welche dann auch das Klassenzimmer verließ. „Erstmal hallo Malia. Ich bin Frau Saar und Klassenlehrerin der 9b. Außerdem unterrichtet ich in dieser Klasse Deutsch, Mathe und Biologie.", meint Frau Saar zu mir. „Hallo.", sagte ich noch etwas schüchtern. „Du weißt das zwar sicherlich schon, aber deine Schwester hat mir erzählt, dass du eine ganze Weile nicht in der Schule warst und deswegen ziemlich Zurückhängen wirst. Aber das ist überhaupt nicht schlimm. Ich denke alle Lehrer werden dich bestmöglich unterstützen. Und wenn es gar nicht gehen sollte, dann gäbe es auch noch die Möglichkeit, dass du in eine andere Klassenstufe gehst.", erklärte sie mir. „Ja, das hatte mir meine Schwester auch schon erklärt.", antwortete ich ihr. „Hier hast du schon mal den Stundenplan, und die Bücher bekommst du dann immer von deinem jeweiligen Fachlehrer. Wie du siehst haben wir heute gleich in den ersten zwei Stunden das Vergnügen in der Mathematik.", sagte Frau Saar. „Ja.", sagte ich nur und klingelte es auch schon. „Am Besten bleibst du noch kurz hier vorne bei mir stehen und stellst dich dann der Klasse vor.", sagte sie und ging zur Tür, öffnete diese und die ganze Klasse kam und setzte sich auf ihre Plätze. Langsam kehrte dann auch Ruhe im Klassenzimmer ein und Frau Saar fing an zu reden. „Hallo meine Lieben. Ich hoffe ihr hattet alle schöne Ferien. Wie ihr seht haben wir ein neues Gesicht bei uns in der Klasse.", meinte sie und deutete dabei auf mich. „Stell dich doch mal vor.", sagte sie leise zu mir. „Ich bin Malia, 16 Jahre alt und wohne, wie wahrscheinlich alle hier, in Köln.", sagte ich ziemlich leise und auch eingeschüchtert. „Habt ihr noch Fragen an Malia?", fragte Frau Saar in die Klasse und sofort ging eine Hand hoch. „Wieso gehst du mit 16 in eine neunte Klasse? Ich meine wir sind alle mindestens zwei Jahre jünger als du.", stellte ein Mädchen fest. Ich schaute etwas hilfeersuchend zu Frau Saar, da ich nicht vorhatte der ganzen Klasse meine Vergangenheit zu erzählen. „Malia hatte in den letzten Jahren einfach nicht die Möglichkeit eine Schule zu besuchen.", meinte meine Lehrerin womit sich das Mädchen auch halbwegs zufrieden gab. Trotzdem gab es immer mal wieder ein Tuscheln in der Klasse. „Ja Malia. Am besten setzt du dich erstmal an den einzigen Tisch hinten, der noch frei ist.", meinte meine Lehrerin und ich tat was sie sagte. Ich saß also hintern und versuchte irgendwie dem Matheunterricht zu folgen, was mir eher schlecht als recht gelang. Nach der ersten Stunde unterhielten sich alle in der kurzen Pause über die Ferien, außer ich. Ich saß teilnahmslos in der hintersten Reihe, alleine. Dann ging auch schon die zweite Mathestunde weiter und wir lösten einfach ein paar Aufgaben, an denen ich anfangs ziemlich verzweifelte, später hatte ich aber glaub ich den Dreh etwas raus. Als es dann auch zum Ende der zweiten Stunde klingelte, packten alle zusammen und verließen den Klassenraum, um auf den Pausenhof zu gehen. Ich schlenderte einfach etwas hinterher. Auf dem Pausenhof suchte ich mir einfach einen ruhigen Platz, um etwas nachzudenken, als mich plötzlich jemand anspricht. „Na. Ganz alleine?", meinte eine männliche Stimme und ich zuckte etwas zusammen. „Sorry. Wollte dich nicht erschrecken.", meinte er und setzte sich neben mich. „Schon okay.", sagte ich nur und schaute ihn etwas verwundert an. „Ich bin Elias. Wie heißt du denn?", fragte er. „Malia.", antwortete ich kurz. Komischerweise verspürte ich in seiner Gegenwart keine Angst, wie bei fast allen Anderen Männern am Anfang. „Malia. Ein schöner Name. Bist du neu hier? In welche Klasse gehst du? Und wie alt bist du?", fragte er nun. „Ja ich bin erst seit heute hier auf der Schule, gehe jetzt in die 9. Klasse und bin 16 Jahre. Und du? Wie alt bist du?", meinte ich. „Ich bin 17. Aber darf ich fragen, wieso du mit 16 in ne 9. Klasse gehst?", meinte er. „Ich rede darüber ungerne. Vielleicht erzähle ich es dir irgendwann mal. Es hat aber was mit meiner Vergangenheit zu tun.", erklärte ich ihm. „Wenn du es nicht sagen willst ist das vollkommen okay. Ich möchte dich zu nichts drängen.", sagte er und ich lächelte ihn nur an. „Du bist der erste Jugendlich seit langem, der nett zu mir ist.", sagte ich zu ihm. „Natürlich bin ich nett zu dir. Du bist ja auch super nett zu mir. Also gibt es keinen Grund irgendwie unhöflich zu dir zu sein.", sagte er nur und dann klingelte es auch schon wieder. „Treffen wir uns nächste Pause wieder hier?", fragte er mich und ich bejahte dies nur. Ich ging also wieder zurück in den Unterricht. Die nächsten Stunden und auch die nächste Pause, die ich wieder mit Elias verbrachte gingen relativ schnell um, sodass der Schultag auch schon wieder vorbei war. Elias wollte mich noch an meinem Raum abholen und mich vor die Schule bringen, weshalb ich nach Unterrichtsschluss noch kurz auf ihn wartete. 

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