Geschockt starre ich Seong an. Das ist nicht wirklich sein Ernst? Die Wut in meinem Herzen wird immer größer und breitet sich in meinem ganzen Körper aus.
"Wie kannst du sowas sagen? Wie kannst du es wagen! Ja, Sang hat es nicht verdient zu sterben, aber es war weder meine Schuld, noch die unseres Vaters! Es war ein Unfall Seong!", kreische ich, bevor ich meine Zimmertür zuknalle.Dieses Drama ist jetzt zwei Wochen her. Seitdem habe ich kein Wort mehr mit meiner Mutter oder Seong gewechselt. Die Jungs haben zwar gemerkt, dass mich etwas bedrückt, sprechen mich aber nicht darauf an. Eher haben sie damit angefangen zu versuchen mich abzulenken und an manchen Tagen gelingt es ihnen auch. Vor allem Jaehwan schafft es mit kleinen Gesten. Es fühlt sich so schön an, wenn man durch den Gang geht und plötzlich umarmt wird. Die kleinen Blitze, die dann jedes Mal durch meinen Körper fahren verunsichern mich nicht mehr, eher genieße ich sie. Die einzigen beiden, denen es nicht gelingt mich aufzuheitern, sind Wonshik und Taekwoon. Eigentlich eher Wonshik, denn Taekwoon hat es nicht einmal versucht. Er mag mich nicht und ich kann mich nicht dazu aufbringen ihm für seine Hilfe bei unserer ersten Begegnung zu danken.
Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als Hongbin mich antippt. "Wir sind in einer Gruppe mit Hyukie oder?", fragt er mich. Verwirrt schaue ich an. Hongbin kneift seine Augen zusammen, er macht das jedes Mal, wenn er von etwas genervt ist. "Frau Namgung hat gerade angekündigt, dass wir uns in Gruppe zusammentun sollen", murmelt er leise.
Ich sollte wieder besser aufpassen. Schnell nicke ich und lehne mich nach vorne, um Hyuk anzutippen. "Gruppe?", möchte ich von ihm wissen. Glücklich nickt der Jüngere, bevor er sich zu uns nach hinten umdreht. "Ich teile nun den Gruppen jeweils ein Thema, für ihren Vortrag zu. Ihr habt einen Monat dafür Zeit und die Note wird eurer ersten Klassenarbeit entsprechen. Ran Sun, Lee Hongbin und Han Sanghyuk ihr dürft uns über das Königreich Silla erleuchten", verkündet unsere Lehrerin. Sobald unsere Namen genannt wurden, höre ich unserer Lehrerin nicht mehr zu.
"Die erste Klassenarbeit, das ist extrem. Ich würde lieber die ganzen Daten auswendig lernen, wie es in allem anderen Fächern ist", murmelt Hyuk leise. "Die mag die amerikanische Lernweise nunmal mehr", nuschelt Hongbin "Plus das ist viel einfacher, als mir zu merken wann König XY verheiratet wurde und wann er verreckt ist" Ich nicke nur.
Zum einen ist es besser, aber Projekte brauchen noch mehr Arbeit, als das alles auswendig zu lernen. Und wenn wir es Ende April haben müssen, dann sind dazwischen noch so viele Arbeiten in den anderen Fächern."Am besten treffen wir uns an den Wochenenden, wenn wir schon immer freie Samstage haben", schlage ich vor. Die Jungs nicken.
Dann habe ich wenigstens eine Ausrede an den Wochenenden nicht daheim zu sein. >Ich wünschte du wärst in dem Auto gewesen und nicht Sang< Seongs Satz dringt wieder in meinen Kopf und treibt Tränen in meine Augen. Jedoch unterdrücke ich diese schnell. Hyuk und Hongbin scheinen es nicht bemerkt zu haben, da sie interessiert durch Frau Namgungs Notizen für die Präsentation blättern.
Ich greife nach dem dritten Stapel Blätter. Stumm lesen wir die erste Seite. Das Thema ist ok. Daraus sollte man eine gute Präsentation machen können."Ihr habt heute den restlichen Mittag frei, ich würde euch aber ernsthaft raten zu arbeiten. Ihr seid jetzt nur noch ein Jahr vor eurem Abschluss, da bin ich nicht mehr so nett", ermahnt sie uns. "War sie das jemals?", nuschelt Hyuk leise. Hongbin und ich kichern leise. "Ich glaube sie möchten ihre letzten drei Stunden nicht damit verbringen die Toiletten zu säubern, Sanghyuk. Denn das werden sie tun. Möchte noch wer ihm helfen? Ich glaube nämlich nicht", knurrt Frau Namgung. Hyuk starrt sie entsetzt an. "Aber wir sollen heute doch mit den Projekten anfangen", widerspricht er ihr. Dieser Idiot. Schnell trete ich gegen sein Schienbein. "Dann werden es wohl heute und morgen, ich würde Ihnen raten nun leise zu sein", erhöht die Schlange ihre Strafe, bevor sie sich zur Tafel dreht. Ich lehne mich etwas vor. "Spinnst du? Wie kannst du ihr auch noch wiedersprechen?", zische ich so leise wie möglich. Genervt lehne ich mich wieder nach hinten. Wie kann er das nur machen? Er weiß genau, wie diese Schlange auf solche Sachen reagiert.
"Ran Sun. Wollen sie Sanghyuk Gesellschaft leisten?", ermahnt sie mich nun. Eingeschüchtert sinke ich in mir zusammen. "Nein, Miss. Ich werde still sein", nuschel ich leise. Das scheint ihr zu gefallen, da sie mich nur böse anlächelt. Da habe ich nochmal Glück gehabt.Gemeinsam mit Jaehwan und Wonshik warte ich später auf meine Mutter. Unruhig schaue ich auf meine Uhr.
Sie ist mal wieder zu spät. Wieso? Sie ist noch nie so gewesen. Warum jetzt auf einmal. Vielleicht hätte ich wirklich damals im Auto sein sollen. Dann hätte sie ihre geliebte Sang, Seong und Dad.
Eine warmes Kribbeln durchzieht mich, als sich Jaehwans Arme um mich schließen. "Deine Mutter kommt sicher gleich, sonst kann ich dich auch Heim bringen. Sie will ja, dass du sicher bist und das bist du bei mir", versucht er mich abzulenken. Ich lehne mich an seine Brust. "Sie sagt nur immer, dass sie mich abholt. Jeden Morgen, aber dann vergisst sie mich", murmel ich niedergeschlagen. Jaehwan drückt mich enger an sich. Meine Laune hebt sich enorm, auch wenn irgendwo dieses kleine Fünkchen Schuld aufleuchtet. Doch ich ignoriere es.
Meine Beziehung ist eh kaputt. Also wieso meine Gefühle für Jaehwan unterdrücken?Von der Seite spüre ich einen stechenden Blick. Jaehwan lässt ein leises, viel zu hohes Quietschen aus, als Wonshik ihn kneift. "Dein Ernst?", meckert er Wonshik sofort an. Doch dieser Antwortet nicht. Und ich dachte im Park, dass er nett sei. Wie man sich in einem Menschen doch nur so täuschen?
Dann mach doch grad mit Jaehwan rum, wenn er so toll ist und dich so gut fühlen lässt.
Was ist denn jetzt dein Problem?
Gar nichts!
Schön, dann misch dich nicht ein!
Gut, dann mach doch was du willst. Ich will nur das Beste für dich!
Fein.
Schön.
Wonshik schauft genervt, bevor er sich umdreht und weggeht. "Wonshik!", ruft Jaehwan ihm hinterher. "Ich rede kurz mit ihm" Jaehwan lässt mich los, um dem Jüngeren zu folgen.
Er ist so ein guter Mensch. Und das sogar zu diesem Idioten. Was ist nur sein Problem?
Stimmengewirr dringt zu mir. "Er tut nur das Nötige, Jaehwan. Beziehungen sind am Anfang vielleicht gut, aber was machen wir, wenn ihr euch streitet? Ein gebrochenes Herz ist nie gut!", dringt Taekwoons weiche Stimme zu mir. Ich höre Jaehwan wütend schnaufen. "Ich bin zu gut, dass sie sich mit mir streitet", entgeget er stur.
Geht es um mich? Soll ich sie jetzt belauschen? Nein.
"Keine Beziehung ist perfekt. Davon hast du aber keine Ahnung, also hör auf Sun schöne Augen zu machen", höre ich Taekwoon.
Das. Er macht sich Sorgen um mich. "Sie ist zerbrechlich"
Er macht sich wirklich Sorgen um mich. Er mag mich doch. Taekwoon mag mich.
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Sonnenauge ~ #PlatinAward19
FanficIch hatte ein normales Leben, zumindest bis zu dem Tag, als alles den Bach runter ging. Meine Freunde begannen mich zu hassen, meine Mutter und mein Bruder schlossen mich aus ihrem Leben aus. Ich war alleine. Alles was mir blieb war ein Geschenk mei...