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Jaehwan ist aufgesprungen und rennt gestresst in Raum rum. "Oh Gott. Hakyeon wird so sauer sein und Ra erst! Nein. Ich darf nicht darüber nachdenken. Wie kann ich bei dieser Aufgabe so verkacken", murmelt Jaehwan vor sich hin.
Da hab ich sie. Es stimmt. Alles, was Wonshik gesagt hat stimmt. Er hatte wirklich recht.
Langsam greife ich unter das Kissen und hebe die Kette hoch. Jaehwan starrt mich erschreckt an. "Was? Wie? Woher?", stottert er panisch, erkennend was er gerade gesagt hat. "Ravi hat mir davon erzählt" Verwirrt runzelt er die Stirn, nicht wissend, das das mein Name für Wonshik's Stimme in meinem Kopf war. "Wer ist Ravi? " Fragt er eingeschüchtert. "Das habe ich mich auch gefragt... Weißt du", beginne ich "ich hatte da einen Freund. Ich dachte er wäre nicht real, aber dann hat sich herausgestellt, dass diese Person doch echt ist", erzähle ich ihm, meine Stimme vor Sarkasmus triefend. Ich trage ein falsches Lächeln im Gesicht. Jaehwans braune Hundeaugen werden immer größer. "Und wer war das", fragt er leise und unnatürlich hoch. Ich grinse. "Wonshik", ich sage dessen Namen so langsam und sehe Jaehwan bei jeder Silbe zusammen zucken.

Also stimmt alles. Ich kann Wonshik vertrauen.
"Sun, wir wollten dich etwas ablenken, also haben wir einen Film rausgesucht. Komm mit", wechselt Jaehwan sofort das Thema. Man sieht seine Unsicherheit deutlich.
Ich habe meine Antworten, also warum nicht.
Jaehwan packt meine Hand und zieht mich aus dem Zimmer. Dabei knallt Jaehwan gegen Hongbin. "Geh schonmal ins Wohnzimmer. Wir schauen jetzt einen Film", verkündet Jaehwan ihm unruhig. Es war also nicht geplant. Er will mich ablenken, damit ich ihm keine Fragen stellen kann. Jetzt fühle ich mich echt schlecht. Eigentlich wollte ich nur Antworten und jetzt das. Ich mache Jaehwan Angst und er gerät total in Panik. Jaehwan zieht mich weiter. Ungeduldig klopft er an Taekwoons Tür. Diese wird schnell geöffnet. Taekwoon streckt seinen Kopf aus der Türe, um dann genervt zu schnaufen. Etwas stimmt nicht mit ihm. Er scheint wütend zu sein. "Wir schauen einen Film. Komm", bestimmt Jaehwan. Taekwoon hat nichteinmal die geringste Chance, sich zu widersetzen, er wird einfach mitgezogen.

Schnell rast Jahewan ins Wohnzimmer, Taekwoon und ich stolpern ihm hinterher. Ich setze mich neben Wonshik, dieser lächelt mich sanft an, doch wirft Taekwoon einen wütenden Blick zu. Etwas unsicher lehne ich mich zurück, als mir etwas seltsames auffällt. "Wo ist Hyuk?", frage ich verwirrt in die Runde. Seit ich hier bin habe ich ihn nicht zu Gesicht bekommen. Ist es vielleicht doch etwas schlimmeres? Sorge durchdringt meinen Körper harsch. Was ist wenn Hyuk wirklich stirbt, so wie in meinem Traum?
Wonshik neben mir wird unsicher. "Mach dir darum bitte keine Sorgen, Hyukie wird es bald wieder gut gehen", versucht Hongbin mich zu beruhigen. Ich nicke, aber die Sorge um Hyuk plaziert sich neben den Hass meiner Familie gegen mich. Der Knoten in meinem Hals wird wieder größer.

Bitte hör auf deine Gefühle immer zu begraben, Sun. Es tut dir einfach nicht gut.

Als ob du etwas davon wissen würdest, Wonshik.

Weil ich nur eine Stimme in deinem Kopf bin?

Lass das! Du bist so gemein!

Aber ich bin doch nur eine Stimme.

Leise beginnen Wonshik und ich zu kichern.
Es war, bis zu einem gewissen Grad, doch gut, dass ich von daheim rausgeschmissen worden bin, sonst hätte ich das hier jetzt nicht. Leider bringt gerade dieser Gedanke wieder die Tränen hoch. Wonshik bemerkt es als erster und wischt mir eine Träne vom Gesicht.

Sie haben dich immer noch lieb. Glaub mir. Das war nur die erste Reaktion. Glaub mir, alles wird wieder gut.

Ich nicke, worauf Wonshik mich sanft anlächelt. Taekwoon scheint unsere Blicke zu bemerken. Genervt schnaubt er. Wonshik bemerkt seinen Blick und versteinert. Ohne auch nur ein Wort zu sagen steht Wonshik auf und verlässt das Wohnzimmer. Alle, außer Taekwoon, springen auf, um ihm besorgt zu folgen. Was ist mit den beiden los? Normalerweise sind sie doch so eng miteinander. Warum plötzlich nicht mehr? Ich lächel Taekwoon nervös an. "Und gefällt dir der Film?", bringe ich nervös heraus. Ich habe nichtmal eine Ahnung, was wir gerade schauen. Das passiert, wenn man die ganze Zeit nur nachdenkt. "Ja", flüstert Taekwoon leise. Aus einem der Zimmer ertönt ein lautes Röcheln. Das kann nur Hyuk gewesen sein. Besorgt rutsche ich auf der Couch hin und her. Hyuk geht es überhaupt nicht gut. Ich muss ihn sehen. Was wenn meine Vision wahr war und Hyuk sterben wird? Ich muss wissen wie es ihm geht. Sofort.

Ohne ein weiteres Wort zu Taekwoon zu sagen stehe ich auf und laufe in Richtung Hyuks Zimmer. Taekwoon macht keine Anstalten mich aufzuhalten, sondern verschwindet mit einem emotionslosem Ausdruck wieder in seinem Zimmer. Seine Tür knallt laut hinter ihm zu, was mich leicht zusammen zucken lässt. Ich lege meine Hand auf die Klinke, die mich von Hyuk trennt. Nocheinmal atme ich tief ein, bevor ich die Klinke herunter drücke. Der Raum ist dunkel, nur kleine Fetzen Sonnenlicht strahlen durch die geschlossenen Vorhänge. Langsam laufe ich zu Hyuks Bett. Er ist bis zum Kinn hoch zugedeckt und zittert enorm.
Es ist schlimmer, als ich dachte. Besorgt knie ich mich vor ihn und lege meine Hand an seine Wange. Sie ist eiskalt. Erschreckt weiche ich etwas zurück, als ich seine blauen Lippen sehe. "Oh, Gott. Hyuk", flüstere ich. Tränen füllen meine Augen. Eine gewaltige Welle Sorge überflutet meinen gesamten Körper. Dass er dann noch beginnt seltsam zu zucken, macht nichts besser. Ich schlage eine Hand vor meinen Mund, um meine Schluchzer zu dumpfen. Nicht er. Wieso er? Wieso?

Von draußen klingen dumpfe, aggressive Wörter. Hakyeon scheint jemanden anzuschreien. Ich sollte hier raus, bevor sie mich sehen. Schnell drücke ich einen Kuss auf Hyuks eiskalte Stirn, bevor ich mich aus dem Raum, in Jaehwans Zimmer schleiche und mich auf dessen Bett zusammenrolle. Vom Wohnzimmer dringt der Streit zu mir. Ich mache alles nur noch schlimmer. Ich zerstöre alles. Alles. Alles ist kaputt. Ich schluchze in mein Kissen, bis mich ein wohliges Gefühl umhüllt.

Ich öffne meine Augen. Jaehwans Zimmer ist verschwunden, stattdessen stehe ich in einem schneeweißen Raum. Irgendwoher kommt leise Musik. Ich schaue mich suchend um. Eine Vision? Aber, es fühlt nicht so wie die anderen an. Lachen ertönt hinter mir. Ich drehe mich hastig um, etwas schreckliches erwartend. Doch das, was ich erblicke, ist das das totale Gegenteil. Es sind meine Eltern. Zusammen. Sie sitzen nebeneinander an einem Tisch und halten Händchen. Ihnen gegenüber sitzen Seong und ich. Es ist alles so, wie ich es mir immer erhofft hatte. Seong hat einen Arm um meine Schulter gelegt und lächelt mich so an, wie er es schon lange nicht mehr getan hat. Wir sind alle wieder zusammen. Wir sind wieder glücklich. Ich trete etwas näher an den Tisch. Meine Mutter lacht über einen Witz meines Vaters, der sich gerade vorbeugt und durch Seongs Locken wuschelt. Wir sind normal. Eine normale Familie. Wie ich es mir immer gewünscht habe. Langsam setze ich mich hin und beobachte glücklich diese Vision.

Sonnenauge ~ #PlatinAward19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt