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"Öffne die Tore der Hölle für mich" Hakyeon schaut Seong lange in die Augen. Seine Miene ist verbittert.
Alles beginnt sich in Zeitlupe zu bewegen. Hakyeons Arm rast herunter und der Dolch durchbohrt die Brust meines Vaters. Er stöhnt auf und seine Augen weiten sich. Tränen füllen meine Augen, als Vater beginnt Blut zu spucken. Er röchelt. Sein Körper verkrampft sich ein paar Male, bevor das Leben seinen Körper verlässt. Stumme Schreie verlassen meinen Mund. Nein. Das darf nicht wahr sein! Es darf nicht wahr sein. Dad. Nein! Meine Brust schmerzt wie nie zuvor. Es wird dunkel.

Der Sonnengott ist tot. Die Sonne wird nichtmehr aufgehen. Eine seltsame Energie umgibt mich. Langsam legt sie sich um mein Herz. Ich verliere die Kräfte über meinen eigenen Körper. Das darf nicht passieren. Ich werde Seong nicht die Genugtuung geben. Ich werde nicht zu diesem Dämon. Ich versuche die Trauer und die Wut über Dad zu unterdrücken und beginne an gute Dinge zu denken. Zitternd verschließe ich meine Augen. Die Sonnenscheibe am Ende des Raumes wird plötzlich wieder hell.

Wonshik. Taekwoon. Hyuk. Hongbin. Jaehwan. Sie sind in Sicherheit. Verschleiert von meinen Tränen sehe ich, wie einer von Seongs Schergen Vater losbindet und seinen leblosen Körper auf einen Altar legt. "Wieso tust du das?", klage ich Seong an. Dieser lacht nur freudlos auf. "Ich bin ein Gott, deshalb! Es ist alles seine Schuld!", lacht Seong, bevor er einen Arm um Hakyeon legt. Hass kocht in mir hoch. "Bring ihn raus, unsere restlichen Gäste werden bald da sein" Meine Beschützer. Seong kann nur sie meinen.

Wonshik, wenn du mich hörst. Bleibt weg! Ich komme klar!

Ich hoffe er hört mich. Ich hoffe es so sehr. Tränen laufen immer noch über meine Wangen. Mein Vater ist tot. Mum. Wo ist Mum? "Was hast du mit Mum gemacht? Willst du sie auch töten?", knurre ich. Seong lächelt mich sanft an. "Mum ist in Sicherheit. Es ist nicht ihre Schuld, dass ein Gott sie benutzt hat", erklärt er mir, während er mit den Fingerspitzen über meine geschwollenen Wangen fährt. Wenigstens sie.
Seong lächelt diabolisch vor sich hin. "Wieso tust du das? Was hast du noch vor? Wieso bin ich hier?", frage ich Seong mit schwacher Stimme. Aus dem Augewinkel sehe ich, wie Hakyeon meinen Vater aus dem Saal schleift.
Es tut mir so Leid Dad.
Seong kniet sich vor meinen Stuhl. "Wir beide werden gemeinsam über die Sonne und den Himmel herrschen Sun. Dafür brauche ich aber deine süße göttliche Form", mehr muss er gar nicht erklären. Er will mich zu einem Monster machen. Mein eigener Bruder. Ein weiterer Pfeil bohrt sich durch die zerbrochenen Hälften meines Herzens.

Ein lautes Krachen lässt mich zusammen zucken. "Unsere restlichen Gäste!", freut Seong sich mit einem kindlichen Grinsen und steht auf "Macht euch bereit Jungs. Das wird ein Spaß" Grinsend stellen sich seine Schergen bereit. Ich rutsche unruhig auf meinem Stuhl hin und her. Sie dürfen nicht hier herein. Seong ist manipulativ. Er wird alles hier durchgeplant haben, er hat mehrere Pläne parat. Sie bringen sich nur selbst in Gefahr. Die schwereiserne Tür öffnet sich. Nein. Wonshik führt die Jungs an. "Willkommen in eurer persönlichen Hölle", begrüßt Seong sie enthusiastisch. "Gebt uns Sun", verlangt Wonshik kalt. Einige von Seongs Schergen beginnen zu lachen. "Als ob wir diesen Sonnentropfen gehen lassen würden", lacht Jihoon. Seine Stimme ist kalt, nichts mehr ist übrig von dem Jungen, mit dem ich mich auf der Party unterhalten habe.

Sie sollen sich in Sicherheit bringen und nicht einen auf Helden machen!

Es ist unsere Aufgabe dich zu beschützen.

Dann beschützt meine Emotionen! Bringt euch in Sicherheit!

Jaehwan und Hyuk brechen plötzlich aus der Formation und rennen auf mich zu. Mit einer Handbewegung schickt Seong seine Schergen los. Nein. Sorge erfüllt mich, als Jaehwan von Kyung aufgehalten wird. Hyuk jedoch schafft es irgendwie zu mir. Er sieht schrecklich aus. Er ist bleich, seine Lippen blau und seine Augen haben ihr Glänzen verloren. "Ich hole dich hier raus", erklärt er mir zitternd und beginnt an meinen Ketten zu rütteln. Er sieht mehr tot als lebendig aus. Wird sich jetzt diese Vision erfüllen? Panik durchströmt mich, als Seong uns näher kommt. "Hyuk. Bring dich in Sicherheit. Bitte", murmel ich. Dieser schüttelt nur seinen Kopf ohne aufzublicken. Ich versuche die anderen in dem Gerangel zu erkennen. Vier gegen sechs. Ein ungerechtes Spiel. Die Ketten schneiden mir ins Fleisch, als Hyuk daran zieht, doch ich sage nichts. Es ist der geringste Schmerz, der mich gerade durchdringt.

Seong beobachtet uns nur. Irgendwas ist hier falsch. Sie sind so viele, halten aber nur die anderen Jungs auf und machen nichts gegen Hyuk. Da kann etwas nicht stimmen. Komplette Panik erfüllt mich. Etwas wird mit Hyuk passieren, sonst wären sie nicht so ruhig. "Hyuk du musst hier weg sofort!", kreische ich panisch. Dieser schaut mich verwirrt an. "Lass mich hier und verschwinde! Sofort!" Die panische Angst um Hyuk verschlingt mich vollkommen.

Ein seltsames Gefühl umgibt mich, als Hyuk von mir zurück weicht. Noch mehr Ketten scheinen sich um mich zu legen. "Sun", hustet Hyuk. Er wird immer bleicher. Nein. Plötzlich ist der schwarze Nebel hier. Kalt legt er sich langsam um Hyuk. Verzweifelt beginne ich seinen Namen zu schreien. Immer wieder verlässt sein Name meinen Mund. Hyuks Augen werden langsam komplett weiß, bevor meine schlimmsten Albträume wahr werden.

Der Junge wird starr und fällt nach hinten. Hyuk! Nein! Trauer, Wut und Verzweiflung wirbeln in mir hoch. Er darf nicht... Er darf nicht tot sein. Weinend falle ich in mir zusammen. Der schwarze Nebel umschließt mich. Nimmt mir langsam das Bewusstsein. Wonshik. Jaehwan. Taekwoon. Hongbin. Vergebt mir. Ich kann nicht mehr. Ich verliere die Kontrolle über meinen Körper. Ich liebe euch. Beendet das hier. Für mich und Hyuk.

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...My Babys...

Sonnenauge ~ #PlatinAward19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt