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Ich drehe mich mehrmals vorm Badezimmerspiegel. Ich bin mir nicht wirklich sicher, ob das gut aussieht oder ob es für eine Party passt. Hakyeon war so lieb und ist gestern mit mir etwas einkaufen gegangen. Es tat gut abgelenkt zu werden und Klamotten brauche ich eh, schließlich kann ich nicht permanent den Jungs ihre klauen. Aber die Sachen, die gestern noch so schön aussahen, gefallen mir plötzlich nicht mehr. Wieso sehe ich gerade einfach nur komisch aus? Es sind doch nur eine simple schwarze Jeans und ein weißes Shirt. Was mache ich nur falsch? Jemand klopft sanft an der Tür. "Sun? Ist alles ok?", höre ich Hongbins Stimme. Schnell schließe ich die Tür auf und ziehe ihn herein. "Was mache ich falsch? ", frage ich ihn verzweifelt "Nichts sieht gut aus" Hongbin legt seinen Kopf schief. "Du siehst total normal aus", antwortet er mir leicht genervt. Bin es ich? Liegt es an mir? "Wie wäre es mit dem Hemd?", schlägt Hongbin mir nach einer kurzen Pause vor und hebt ein blau, kariertes Hemd vom Boden auf.

Ich mustere es skeptisch. "Zieh es einfach an und komm. Wir müssen noch den Plan für heute Abend besprechen", informiert er mich, bevor er wieder geht. Ich streife mir das Hemd, das zufälligerweise aus Wonshiks Kleiderschrank stammt, über die Schultern. Das wars. Jetzt sehe ich einigermaßen akzeptabel aus. Reiß dich zusammen Sun. Du wirst den Jungs bei diesem Auftrag helfen und endlich herausfinden, was mit Seong los ist. Das kannst du. Ich mustere mich noch ein letztes Mal, bevor ich zu den Jungs laufe. Alle, außer Hakyeon, sitzen im Wohnzimmer und unterhalten sich. Ich setze mich neben Hongbin. "Also. Nochmal für dich Sun. Was ist deine Aufgabe?", möchte dieser von mir wissen. "Ich bleibe immer in der Nähe von einem von euch. Wenn ihr mir zuwinkt, dann gehe ich zu Seong. Ich bleibe dann in dessen Nähe, bis ihr mir wieder zuwinkt. Wenn es mir zuviel wird gehe ich in Hakyeon-oppas oder Hongbins Zimmer, aber sage einem von euch Bescheid", wiederhole ich ihre Anweisungen. Hongbin nickt mir stolz zu. "Wonshik, schaust du mal kurz, wo Hakyeon bleibt. Es geht gleich los", bittet Jaehwan ihn. Wonshik steht auf, stößt aber dabei extra gegen Taekwoon. Was ist denn mit den beiden schon wieder los?

Hongbin nimmt aufmunternd meine Hand. "Alles wird gut. Wir werden rausfinden, was mit Seong ist, dann wird alles wieder gut", versichert er mir. Ich nicke. Alles wird wieder gut. Wenn ich stark genug daran glaube wird es auch wahr. "Nein. Ich brauche noch ein bisschen", höre ich Hakyeon sich lautstark beschweren.

"Dramaqueen", nuschelt Wonshik, als er sich wieder zu uns setzt. So habe ich mir Hakyeon nicht vorgestellt, er kam mir immer so erwachsen und vernünftig vor. "So benimmt er sich immer vor anderen, aber ihn Wahrheit liebt er das Drama", erklärt Wonshik mir. Toll. Er liest anscheinend durchgängig meine Gedanken. "Achtung! Achtung! Wonshik liest wieder Gedanken, die ihn gar nichts angehen", verkündet Jaehwan mit ernster Stimme, wofür er einen Schlag von Wonshik kassiert. Lachend unterhalten wir uns noch etwas, bis es klingelt. "Also. Sun du bleibst jetzt erstmal bei mir. Der Rest kümmert sich um die Gäste", verkündet Hongbin und zieht mich in die Küche. Acht Jungs und zwei Mädchen betreten die Wohnung, während ich und Hongbin so tun, als würden wir die "Bar" fertig aufbauen.

Ein großer Junge gesellt sich zu uns. "Pyo Ji-hoon. Ich glaube wir kenne uns noch nicht", stellt er sich mir vor. Mit einem netten Lächeln schüttel ich seine ausgestreckte Hand. "Ran Sun. Ich bin eine Freundin von Hongbin", erwidere ich etwas scheu. Ji-hoon lächelt mich nett an. Wir beginnen uns etwas zu unterhalten, wobei Hongbin mir jedoch nie von der Seite weicht. Ji-hoon kommt mir sehr nett vor. "Du trinkst anscheinend auch nicht", stellt Ji-hoon nach einiger Zeit fest. Ich betrachte meine Becher gefüllt mit Cola. "Nicht wirklich. Ich mag das Gefühl nicht sonderlich", erkläre ich ihm. Ji-hoon nickt verstehend. Ich schaue mich kurz um. "Wir sind anscheinend die einzigen", lache ich nervös über das Bild, das sich vor mir erstreckt. Hakyeon steht seltsam nahe an Seong und berührt diesen ständig. Ich runzle meine Stirn, habe jedoch keine Zeit weiter darüber nachzudenken, denn Jaehwan schreit lauthals meinen Namen. "Ich sollte mal schauen, was Jaehwan-oppa von mir möchte", entschuldige ich mich von Ji-hoon. Dieser nickt verstehend. Wie kann Jaehwan jetzt schon betrunken sein?

"Ah, Sunnie. Sunnie. Weißt du. Du kannst mich alles fragen. Oppa weiß alles", begrüßt Jaehwan mich lallend. Wirklich alles? "Was sind deine Kräfte?", frage ich ihn leise. Wenn sie ihren Job nicht ernst nehmen, dann finde ich eben selbst noch einige Sachen raus. Ein leichtes schlechtes Gefühl der Reue übermannt mich, doch ich schubse es von mir. "Oppa kann deine Gefühle beeinflussen. Aber ich kann sie nur positiv machen", kichert Jaehwan. Ich rutsche etwas von ihm weg. Der Gestank von Alkohol ist wirklich penetrant. "Als was würdest du dich bezeichnen?", frage ich weiter. Ich will wissen, was sie wirklich sind. Sie können nicht nur meine Beschützer sein. Jaehwan beugt sich zu mir. Leicht rümpfe ich meine Nase. "Deine", Jaehwan macht eine kurze Pause "Helfenden Elfen" Kichernd fällt er seitlich von der Couch. Besorgt schaue ich ihn an. Er schließt seine Augen und rollt sich auf dem Boden etwas herum, bevor er leise beginnt zu schnarchen. Sollte eine "helfende Elfe" das machen? Ich glaube nicht. Mit einem genervten Seufzer lehne ich mich zurück. Wenigstens scheinen die anderen Jungs noch einigermaßen nüchtern zu sein. Ich achte auf Hakyeon und ob er mich vielleicht zu ihm winkt, jedoch ist er gerade mehr daran interessiert mit Klopapier im Mund zu tanzen und Seong scheint das zu gefallen. Wütend schnaube ich. Super. Jetzt freundet Hakyeon sich auch noch mit meinem Bruder an. Das ist echt super.

"Darf ich mich setzen?", reißt mich eine Stimme aus meinen Gedanken. Ich schaue auf, ein kleiner, erwachsen aussehender Junge lächelt mich scheu an. "Oh, klar", murmel ich schüchtern und rutsche etwas zur Seite. "Lee Taeil. Du musst Seongs Zwilling sein", stellt er sich mir vor. Mein Herz zieht sich leicht zusammen. "Ja", antworte ich leicht verletzt. "Soo richtig?", fragt er nach. Ein leichtes Lachen entflieht meiner Kehle. "Sun", verbessere ich ihn schnell. Taeil nickt. "Seong erzählt wirklich viel von dir und ich muss sagen, ihr beide seht euch wirklich ähnlich", erklärt er mir. Ich schaue zu Seong, der gerade begeistert klatscht. Vermutlich hat Hakyeon seinen kleinen Tanz beendet. Seongs Haare sind ausnahmsweise mal geglättet. Wir sehen uns nicht wirklich ähnlich. "Glaube ich eher nicht", entgegne ich scheu. "Doch. Ihr habt beide diese intelligenten Augen und eine ähnliche Ausstrahlung", beteuert Taeil. "Wirklich?", lache ich. Wir beginnen uns zu unterhalten. Taeil ist wirklich erwachsen. Er weiß über extrem viel Bescheid und kann sein Wissen wirklich gut einsetzen. Ich genieße die Unterhaltung wirklich, bis ich von dem Klappern mehrerer Gläser unterbrochen werde.

"Hyuk!", höre ich Wonshik lallen "Ich brauch mehr!" Der Ältere stütz sich auf dem Tresen ab, um ihn herum steht eine Bataillon Shotgläser. "One Shot! Two Shot", kichert Hyuk und schenkt Wonshik gleich drei neue Shotgläser ein, die direkt von Wonshik gebechert werden. Wo ist der Rest? Hongbin liegt neben Jaehwan auf dem Boden und Taekwoon scheint verschwunden zu sein. Ich seufze genervt. "Betrunkene Freunde?", fragt Taeil mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. "Ja, leider", murmel ich. Taeil zuckt mit seinen Schultern. "Siehst du den in dem gelben Shirt?" Ich nicke. "Sein Name ist Jiho. Er ist ziemlich schlimm, was trinken angeht, also verstehe ich dich vollkommen", versucht Taeil mich aufzumuntern. Dankend schenke ich ihm ein leichtes Lächeln. "Ich kümmer mich dann mal wohl um Wonshik-oppa", verabschiede ich mich. Schnell gehe ich zu diesem. "Wonshik?", versuche ich seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Er schaut mich mit glasigen Augen an. "Fertig mit Flirten?", knurrt er. "Wonshik, du hattest zu viel. Ich bring dich jetzt ins Bett", erkläre ich ihm sanft, doch dieser schubbst mich weg. "Mir geht es perfekt. Ich brauche dich nicht", verkündet er und wackelt von mir weg. Super. Perfekt. Soll er doch selbst klar kommen. "Also dann! Wer will noch eine Runde?", brüllt eine laute, mir fremde Stimme. Ich suche nach dem Auslöser und kann meinen Augen nicht trauen, als ich sie finde. Taekwoon. Der stille und zurückhaltende Taekwoon steht auf dem Wohnzimmertisch und brüllt herum. Das kann ich jetzt echt nicht glauben. "Taekwoonie!", höre ich Wonshiks lallende Stimme. Meine Güte. Taekwoon lacht laut und springt dem Jüngeren in die Arme. Haben die beiden sich jetzt versöhnt oder ist es der Alkohol? Hyuk hüpft immer noch, wie ein kleines Kaninchen, durch die Wohnung und versucht unseren Gästen noch mehr Alkohol einzuflößen. Das kann noch was werden.

Sonnenauge ~ #PlatinAward19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt