"Und jetzt zu den Nachrichten. Die seltsame Sonnenfinsternis, die sich über den gesamten Erdball gelegt hat stellt Wetter Forscher vor ein Rätsel"
Genervt schalte ich den Fernseher aus. Zwei Wochen ist der Kampf gegen Seong jetzt her und wir sitzen hier nur rum. Es muss einen neuen Sonnengott geben, nur wir wissen nicht wer. Es ist ungewiss, ob ich es nun bin oder doch jemand anderes. Frustriert lege ich meinen Kopf auf die Tischplatte. Nichts hat sich verbessert. Zwischen mir und Wonshik ist es einfach nur unangenehm, meine Mutter musste wegen Depressionen und einem Burnout in eine Klinik und die gesamte Welt leidet unter einer Sonnenfinsternis.
Im ganzen Haus ist es still. Hongbin und Taekwoon durchsuchen alte Bücher nach Informationen, ich und Hyuk halten Wache über soziale Medien und ich weiß nicht, was Jaehwan und Wonshik machen. Hyuk neben mir schnarcht leise. Wir haben kaum geschlafen, wartend auf nur einen Sonnenstrahl. Die mitkommenden Kältewellen und Stromausfälle machen dabei nichts besser. Ich nehme eine Decke von der Couch, um sie über Hyuk zu legen. Dieser bewegt sich kurz, schnarcht dann aber friedlich weiter. Ich werfe einen Blick auf meine Kette. Noch ein Rätsel, das sich nicht zu lösen scheint. Hyuks und meine Verbindung scheint gebrochen zu sein, auf jeden Fall teilweise, weil meine Launen seinen Zustand nicht mehr beeinflussen.
Er friert nicht, wenn ich beginne mich schlecht zu fühlen, sieht allerdings immer noch die Veränderung an meiner Kette.Ich setze mich wieder neben Hyuk und schalte den Fernseher wieder ein. Ob es mir passt oder nicht, vielleicht haben diese Wetterforscher etwas wichtiges rausgefunden, auch wenn ich es bezweifle. Es ist zu unwahrscheinlich. Die Haustür geht auf. Hongbin und Taekwoon scheinen zurück zu sein. Sie kommen auf mich zu, beladen mit Taschen voller Bücher und antiker Schriftrollen. "Neuer Lesestoff", verkündet Hongbin genervt und lässt die Taschen mit einem lauten Krachen auf den Tisch fallen. Hyuk schreckt auf.
"Ich war wach! Die gesamte Zeit!", murmelt er verschlafen. Natürlich. Ich hole ein Buch aus einer der Taschen. Wieder ein Buch über Sekhmet. Wenn ich diesen Namen noch mehr lese werde ich irgendwann verrückt. "Wonshiks Vater sagt, dass die Bücher uns helfen könnten", erklärt Taekwoon leise. Ich nicke. Wonshiks Vater ist uns eine wirkliche Hilfe. Der Orden von Ra musste sich zwar auflösen, jedoch versorgt er uns immer noch mit weiteren Informationen. "Außerdem vermutet er, dass du die neue Sonnengöttin bist", ergänzt Hongbin, während er sich neben mich setzt "Deswegen sind du und Hyuk auch nicht mehr komplett verbunden"
Als ob wir das nicht auch gedacht hatten, aber es macht keinen Sinn. Ich habe schon alles versucht, um die Sonne aufgehen zu lassen und, unserer Situation nach zu schließen, hat sich nichts verändert. "Klar. Erzähl das den Göttern der Unterwelt", murmel ich. Langsam verstehe ich meinen Platz in der Götterwelt, nach allem, was ich gelesen habe. Es hilft mir die Trauer besser zu bewältigen. Neues lernen hilft da immer.
Taekwoon verschwindet in Richtung seines Zimmer. "Muss mal kurz", entschuldigt auch Hyuk sich, um dann auch zu verschwinden. Hongbin räuspert sich seltsam. "Morgen ist die Beerdigung. Schaffst du das? Ich meine deine Mutter weiß nicht einmal, dass Ra tot ist, sie weiß es nur von Seong", fragt er mich dann. Mit Horror kommen mir unterdrücke Gedanken wieder auf. "Wird schon passen. Aber ich verstehe nicht, warum alle meine schrecklichen Visionen wahr werden mussten, aber meine eine gute nicht", brummel ich in mein Buch. Es ist einfach nicht gerecht.
Hongbin rutsch unruhig hin und her. Ich kenne ihn schon lang genug, um zu merken, dass da etwas nicht stimmt. Vermutlich verheimlicht er mir etwas. "Die Vision war keine echte. Ich war es", gesteht er mir leise, dabei vermeidet er es mir auch noch in die Augen zu schauen. Geschockt starre ich ihn an. Das kann nicht sein. Er...
"Es tut mir wirklich Leid, aber es ging dir so schlecht und ich wollte, dass es dir besser geht, also habe ich dich in eine Illusion gesteckt. Es war keine gute Idee, aber du warst danach so glücklich" Ich war wirklich glücklich und ich kann Hongbin nicht böse sein. Kurzerhand umarme ich ihn. "Mach sowas nie wieder", nuschel ich in seinen Pulli. Langsam nickt er und drückt mich fest an ihn.
Nach kurzer Zeit lösen wir uns wieder, um weiter in den Büchern zu schmökern. Hongbin hat es nicht böse gemeint, dafür hat er ein zu gutes Herz. Hyuk gesellt sich nach kurzer Zeit wieder zu uns. Stumm lesen wir weiter, bis es wieder passiert. Ein erschrockener Schrei von Jaehwan dringt durch die Wohnung, als wieder das Licht ausgeht. "Verdammt", knurre ich. Hongbin zündet bereits mehrere Kerzen an. In dem schummrigen Kerzenlicht macht es jedoch keinen Sinn zu lesen.
Jaehwan und Wonshik gesellen sich zu uns. Langsam gewöhnen sich meine Augen an das Licht. "Da glaubt man, die Regierung hätte es langsam im Griff", beschwert Wonshik sich. Meine Ohren werden heiß, als meine Gedanken zurück zu dem Kuss gehen. Wieso bin ich so? Zwar habe ich keine wirkliche Präferenz was Geschlecht angeht, aber es macht trotzdem keinen Sinn, dass ich mich so benehme. Das Licht der Kerzen macht das alles nicht gerade besser. Wonshik wirft mir seltsame Blicke zu. Jaehwan hebt einen der Bücherbeutel hoch. "Müssen wir die alle lesen?", fragt er uns demotiviert. Was sollte man sonst mit Büchern machen? Als Dekoration versauern lassen?
"Natürlich. Das Internet kann uns hier leider nicht helfen. Übrigens hat dein Vater uns einen Brief für dich gegeben", erklärt Hongbin den beiden und schiebt einen weißen Umschlag über den Tisch. Hektisch nimmt Wonshik den Brief an sich. Da ist irgendwas faul, sonst würde er sich nicht so benehmen. Jaehwan streckt seine Hand nach mir aus. "Ich will was ausprobieren", murmelt er müde. Ich lege meinen Kopf schief, nehme dann aber trotzdem seine Hand in meine. Ein Rausch positiver Gefühle durchdringt mich. "Was soll das?", meckere ich ihn an, während ich meine Hand ruckartig wegziehe. Er weiß genau, dass ich es nicht mag! Gefühle zu verdecken bringt in diesem Moment überhaupt nichts! "Jetzt nimm Hongbins Hand und versuch das selbe Gefühl bei ihm auszulösen", befielt Jaehwan mir, ohne auf meine Beschwerde zu achten.
"Ich habe keine neuen Kräfte dazu bekommen. Vergiss es doch endlich! Ich bin nicht die neue Sonnengöttin!", entgegne ich. Grummelnd lehnt er sich nach hinten. Die Diskussion läuft schon zu lange. Das einzige, was es uns beweisen wird, ist dass meine Kräfte sich nicht verändert haben und jemand anderes der Sonnengott sein muss.
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Wen haltet ihr für den neuen Sonnengott, wenn Sun es nicht ist?
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Sonnenauge ~ #PlatinAward19
Hayran KurguIch hatte ein normales Leben, zumindest bis zu dem Tag, als alles den Bach runter ging. Meine Freunde begannen mich zu hassen, meine Mutter und mein Bruder schlossen mich aus ihrem Leben aus. Ich war alleine. Alles was mir blieb war ein Geschenk mei...