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Laut schreiend schrecke ich aus dem Schlaf. Mein ganzer Körper zittert und ist heiß. Hyuk. Ich muss wissen, wie es Hyuk geht. So schnell, wie es mir meine zittrigen Hände erlauben, greife ich nach meinem Handy und wähle seine Nummer. Angespannt halte ich mir das Handy ans Ohr. Die kurzen Wartezeichen klingen schwer in meinen Ohren.
Bitte nimm ab. Bitte lass es dir gut gehen.

"Sun-noona?", meldet Hyuk sich endlich. Erleichtert seine schläfrige Stimme zu hören, stottere ich: "Dir geht es gut oder?" Hyuk gähnt an der anderen Seite der Leitung. "Was? Noona, es ist vier Uhr morgens. Leg dich wieder hin", bittet er mich. "Geht es dir gut? Ja oder nein", wiederhole ich meine Frage. "Ja, Noona was soll das?", murmelt er nun leicht säuerlich. Ich hätte ihn nicht anrufen sollen. "Es tut mir Leid, ich hatte nur einen Albtraum und ich hab mir Sorgen gemacht und", beginne ich, doch werde plötzlich von Hakyeons Stimme unterbrochen: "Was hast du geträumt?" Was macht er denn jetzt am Telefon? "Oppa? Ich habe doch Hyuk angerufen", frage ich ihn verwirrt. "Das hat jetzt gerade nichts zur Sache. Sag mir bitte was du geträumt hast", wiederholt Hakyeon sich.

Doch es hat etwas zur Sache, aber gegen Hakyeon komme ich nicht an. Seufzend und immer noch zitternd erzähle ich ihm von meinem Traum. "Und sowas hast du öfters?", fragt Hakyeon mich, nachdem ich meine Erzählung beendet habe. "Es ist jetzt der zweite Traum, der sich so echt anfühlt und an den ich mich so klar erinnern kann", verneine ich. Hakyeon bleibt kurz still. "Wann hat das angefangen?", möchte er nun wissen. Er ist doch nicht mein Psychiater. "Oppa, das spielt jetzt keine Rolle. Ich wollte nur wissen, ob es Hyuk gut geht. Das ist alles", wehre ich ihn ab. Hakyeon seufzt. "Dein Traum hat sich eben schlimm angehört und ich mache mir Sorgen um dich", entschuldigt er sich. Er macht sich Sorgen um mich. "Mach dir bitte keine Sorgen um mich. Mir geht es gut und ich habe auch keine Angst mehr um Hyuk. Wir sollten glaub ich alle nochmal etwas schlafen", schlage ich vor. Schnell verabschiedet Hakyeon sich von mir, bevor er auflegt. Erleichtert lehne ich mich zurück. Hyuk geht es gut. Das ist gerade das wichtigste. Ich sollte wirklich nochmal versuchen zu schlafen.

Nach einem traumlosen Schlaf wache ich wieder kurz vor meinem Wecker auf. Mein Block mit meinen Notizen liegt neben mir auf dem Bett. Hakyeon hat sich aus irgendeinem Grund sehr für diesen Traum interessiert.
Könnte dieser Traum nicht etwas mit diesen ganzen Fragen, die unbeantwortet vor mir liegen zu tun haben? Oder sollte ich das klar trennen. Schließlich war es schlussendlich nur ein Traum.
Ich blättere eine Seite um und beginne das selbe Spiel wie gestern Abend, nur diesmal mit diesen beiden seltsamen Träumen.
Nur ergibt diese Liste noch weniger Sinn, als die von gestern.
Seufzend lege ich sie wieder weg und stehe auf, was besseres kann ich jetzt eh nicht tun.

Das ganze Haus ist noch still. Leise schleiche ich die Treppen herunter. Es brennt kein Licht. So leise wie möglich hole ich etwas Kimchi und einen Rest Reis aus dem Kühlschrank. Mehr möchte ich wirklich nicht essen. Aus Seongs Zimmer höre ich leises Lachen.
Hat er jemanden da? Oder telefoniert er? Eigentlich ist es mir egal, ich möchte ihn einfach nur nicht sehen. Dieser Dreckskerl.
So schnell, wie möglich, schlinge ich mein Essen herunter und schleiche wieder nach oben. Danach mache ich mich fertig für die Schule.
Der neue Blazer, den Wonshik und Jaehwan mir besorgt haben passt viel besser als mein alter.
Ich betrachte mich einmal kurz im Spiegel, bevor ich meinen Rucksack schultere und mich erleichtert auf den Weg zur Schule mache.

Mein Albtraum und das nachfolgende Gespräch mit Hakyeon rast wieder in mein Gedächtnis. Wieso hat sich Sang in Hyuk verwandelt? Irgendwas hat das zu bedeuten. Vielleicht verbinde ich Hyuk irgendwie mit Sang. Beide sind jünger als ich. Beide sind sehr fröhliche, aufgeschlossene Menschen, aber ansonsten sehe ich keine großen Parallelen zwischen ihnen. Klar ich hab Hyuk lieb, aber nicht so sehr wie Sang.
Ich wechsel die Straßenseite, langsam kommt die Schule in mein Blickfeld.
Und was war der Anfang meines Traumes mit Wonshik? Ich mag ihn doch nichtmal, aber trotzdem träume ich von ihm. Und warum war er an diesen Stuhl gefesselt? Hält ihn etwa irgendwas zurück, redet er deshalb nicht mit mir? Fragen über Fragen und ich scheine schier keine Lösung zu finden.
Meine Schritte hallen laut durch den noch leeren Flur.
Etwas stimmt hier hier nicht. Da ist etwas sowas von faul.

Du denkst zu viel darüber nach. Jetzt genieße es einfach, dass du von daheim weg bist und mit deinen Freunden abhängen kannst.

Aber Ravi, da ist etwas faul und zwar sowas von!

Ernsthaft Sun?

Ja! Ich weiß nicht was hier los ist, aber etwas läuft hinter meinem Rücken, von dem ich überhaupt keine Ahnung habe.

Ravi antwortet mir nicht, sondern seufzt nur.

Ravi, da ist etwas los. Und ich werde herausfinden was!

Sun, ich glaube das ist überhaupt keine gute Idee.

Doch Ravi, es ist. Wie soll ich sonst rausfinden, was hier los ist?

Sun, ich kann dich da nicht unterstützen. Bitte lass es einfach bleiben und bleib sicher.

Dann ignoriere es. Bitte Ravi.

Schön. Aber sei bitte vorsichtig Sun. Du weißt, dass ich dich zu gern habe, um dich verletzt zu sehen. Verstanden?

Verstanden. Ich passe auf mich auf. Und ich hab dich auch lieb Ravi.

Ich betrete das Klassenzimmer. Eigentlich ist es um diese immer leer, doch heute stehen Wonshik und Hongbin um meinen Tisch.
Was macht der denn hier? Wonshik ist doch in der C.
Etwas verwirrt gehe ich zu ihnen. "Sun. Auch schon da?", begrüßt Hongbin mich. Wonshik dagegen lächelt mich nur freudig an, doch trotzdem durchdringt mich sein Blick scharf. "Ja, ich wollte meiner Familie nicht über den Weg laufen", antworte ich und lasse mich neben Hongbin nieder. "Hyukie hat von deinem Anruf gestern Abend erzählt. Geht es dir gut?", erkundigt Hongbin sich weiter.
Also haben Hyuk und Hakyeon es ihnen erzählt. Es macht mir zwar nicht aus, aber Wonshiks nun leicht besorgter Blick erinnert mich an den aus meinem Traum.
Schnell schüttel ich die Erinnerung daran weg und lächel Hongbin an. "Alles ist jetzt wieder gut, ich war nur etwas panisch, das ist alles"

Sonnenauge ~ #PlatinAward19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt