"Tschüß, Mom, bis irgendwann heut' Abend." rief ich in die Küche, als ich die Treppe runter gerannt kam. Ich hatte mich extra umgezogen, und wollte nun zu meinem Date am Nachmittag aufbrechen.
"Bis nachher, mein Junge. Pass auf dich auf." Hörte ich es. "Und komm' pünktlich nach Hause. Du weißt, dass dein Vater da keinen Spaß versteht."
Genervt rollte ich mit den Augen und wunderte mich, dass der Alte meinen Zapfenstreich nicht gleich in Stein meißeln ließ.
"Ist gut." rief ich zurück und verschwand zur Tür hinaus, um mich auf den Weg zu machen.
Es war gerade einmal drei Stunden her, seit ich mich von ihm verabschiedet hatte, doch ich freute mich wie ein kleines Kind auf das Treffen. Die Umarmung zum Abschied hatte mir viel bedeutet.
Gemächlich fuhr ich mit der Straßenbahn in Richtung Innenstadt und ließ Neckarau hinter mir.
Ich hatte zwar leichte Bedenken, seine Freunde kennen zu lernen, aber die Möglichkeit, Zeit mit ihm zu verbringen machte alles wieder wett. Ich hatte mir sogar extra die dunkelsten Sachen angezogen, die ich finden konnte, ein schwarzes Shirt und eine dunkelblaue Jeanshose, um wenigstens nicht allzu sehr aufzufallen, falls die alle so ticken wie Lukas.
Es dauerte ungefähr eine halbe Stunde mit Umsteigen, bis ich an meinem Ziel an der Alten Feuerwache ankam. Es war eine Wohltat, wieder zurück an die frische Luft zu kommen. Erneut lag ein Hauch von Schokoduft über den Dächern.
Langsam schlenderte ich in Richtung des Treffpunkts und wartete, bis er dann kam.
Er hatte eine große Tasche in der Hand, als er um die Ecke bog.
"So sieht man sich wieder." grinste er, als er mich sah.
Gemeinsam liefen wir los, Seite an Seite die Straße entlang und bogen an jener Stelle ab, an welcher er mich zum ersten mal angesprochen hatte.
"Wo laufen wir eigentlich hin?" fragte ich, als wir an einem kleine Park vorbei liefen.
"Es ist nicht mehr weit." meinte er und bog in eine Seitenstraße ein. Dort, an einem von außen uralt wirkenden Haus mit einem großen, grünen Baum davor, blieb er dann plötzlich stehen.
"Wir sind da." sagte er schließlich, stieg ein paar Stufen zur Eingangstüre hoch und drückte einen Klingelknopf. Summend gab der Türöffner uns den Weg frei.
Drinnen im Treppenhaus schlug uns eine angenehm kühle Luft entgegen. Es roch etwas modrig und feucht im Inneren.
"Wir müssen runter." meinte er und steuerte die Treppe an, welche in den Keller zu führen schien. Ich folgte ihm langsam nach, durch einen niedrigen Gang, eine weitere Treppe nach unten, bis er vor einer weißen Tür stehen blieb, hinter welcher dumpf mehrere Stimmen zu vernehmen waren.
Poch! Poch!
Ein Mädchen in etwa unserem Alter öffnete von innen.
"Da bist du ja endlich, Lu! Lern' endlich mal die Uhr, du Penner."
"Kannst mich mal." antwortete er und schob mich einfach mit hinein.
Der Raum war wohl als Partykeller gedacht gewesen, wirkte jedoch ziemlich klein und beengt. Es war unordentlich, und nur schummriges Licht verbreitete sich.
An der einen Seite des Raumes war eine kleine Theke mit einem großen Regal dahinter angebracht, an welcher auf einem Schemel jemand saß, der Rest der Anwesenden, mit uns zehn Personen, verteilte sich auf zwei Sofas an einem niedrigen Tischchen auf der anderen Seite des Raumes.
Die komplette Rückseite jedoch nahm ein Sammelsurium von Musikinstrumenten ein, welche dort aufgebaut standen. Schlagzeug, Keyboards, E-Gitarren, deren Kabel irgendwohin hinter die Theke verschwanden. Das auffälligste jedoch war ein großes, dunkles Banner in den Farben schwarz, rot und gelb, welches an der Wand von oben bis fast zum Boden reichte, auf welchem in stilisierten Buchstaben der Schriftzug "Red Riots" zu sehen war. Überhaupt war der ganze Kellerraum mit Bandpostern regelrecht tapeziert.
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Und es war Sommer... (boyxboy)
عاطفية"Niemand! Absolut niemand schreibt mir vor, wen ich lieben darf, und wen nicht!" ~ Heiko trifft zufällig in der Straßenbahn auf Lukas und ist sofort von diesem angetan. Doch die gemeinsame Fahrt endet leider schneller als gedacht, und er verliert i...