Kapitel 1.4.

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"Du hast... ihn tatsächlich wieder getroffen... deinen Traumprinzen?!"
Danni konnte es noch immer nicht ganz glauben, als ich ihm von meiner zweiten, zufälligen Begegnung erzählte. Zugegebenermaßen konnte ich selbst noch nicht richtig dran glauben.

"Ja, und ich hab' bald schon eine Verabredung mit ihm." ergänzte ich, strahlend wie ein Honigkuchenpferd.
"Oho." meinte Danni, schien aber dann zu überlegen "Ob er kommt?"
"Das Risiko, verarscht zu werden, muss ich halt eingehen." gab ich mit schiefem Blick zurück.
"Zudem weißt du immer noch nicht seinen Namen." warf er ein.
"Ich weiß gar nichts über ihn, okay?" gab ich mürrisch zurück. Ich wusste ja, dass Daniel Recht hatte. Aber solch eine Chance bot sich mir nicht noch einmal.

"Ich weiß ja nicht. Wenn er wirklich ein Punk ist, wie du sagst, dann ist sowieso kein Verlass drauf."
"Ach, so schlimm scheint mir das auch wieder nicht. Das einzige, was mir Sorgen bereitet ist, dass ich nicht weiß, ob er so ist wie ich."
"Du meinst schwul?" sagte er salopp.
"So... also... Wenn du das so direkt ausdrückst?!"
"Alles auf Risiko... Lass dich aber nicht auf irgendwelche Spielchen ein."
"Was für Spielchen?"

Daniel verdrehte die Augen, sagte aber nichts. Ich konnte mir schon denken, dass er immer noch auf die Sache mit dem "Punk" an spielte.
"Also, ich habe echt so ein Gefühl im Bauch, dass er ... nun ja, dass er auch vom anderen Ufer ist. Da war so was in seinem Blick... Herrje, diese grauen Augen gehen mir seither nicht mehr aus dem Kopf."

Daniel grinste.

"Naja, ein Versuch ist es wohl wert. Wird auch Zeit bei dir, dass du endlich mal jemanden ab kriegst." meinte er, fügte dann aber noch hinzu: "Und hör auf, immer diese Umschreibungen zu benutzen. Ist ja furchtbar. Das ist nix, wofür du dich schämen musst."

"Du weißt doch, wie die Leute drauf sind."
"Lass die doch dumm babbeln."

Er hatte so einfach reden. Ich weiß noch, wie viel Überwindung es mich gekostet hat, es ihm damals anzuvertrauen.

"Sei einfach lockerer, geh' der Sache mutig entgegen, und vielleicht hast du ihn bald an der Angel."

Der Gong der Schulklingel unterbrach unser Gespräch leider an dieser Stelle. Nun galt es noch den heutigen Tag und das Wochenende zu überstehen bis zu meinem ersten Date.

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Das folgende Wochenende lenkte mich immerhin ein wenig ab. Samstags traf ich mich bei mir zuhause, wie meistens am Wochenende bei diesem schönen Wetter, mit Daniel, um ans Strandbad zu fahren, welches nicht weit vom Tannhäuser Ring gelegen ist. Bereits morgens war es schon herrlich warm geworden, als er kurz nach dem Frühstück bei mir auftauchte.

"Bist du soweit?" fragte er. Ich nickte. Ich hatte meine Strandhose bereits an und musste gerade noch meinen Rucksack überstreifen, dann schwangen wir uns auf die Fahrräder und fuhren los zum Sonne Tanken und Ausspannen. Gerade diese letzten Wochen vor den Ferien waren gefühlt die Schlimmsten...

Morgens war noch nicht allzu viel los, und wir hatten noch freie Platzwahl. Als mein Strandtuch ausgebreitet war und die Sonne meinen Rücken beschien, schweifte mein Blick über den Rhein, dessen blaues Band sich zu beiden Seiten dahin zog, hinüber zu Mannheims Schwesterstadt Ludwigshafen. Doch gedanklich war ich immer wieder beim kommenden Date.

"Du denkst gerade an Montag, oder?"
"Ja. Ich denke gerade, wie es wohl wird. Was soll ich zu ihm sagen. Irgendwie hab ich ein wenig Sorge, dass wir uns anschweigen oder so."
"Ach was. Jedes erste Date fängt mit Smalltalk an." winkte er ab.
"Ich bin ja mal gespannt..." meinte ich schließlich und ließ mich zurück sinken.

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Das Wochenende zog sich dann doch gefühlt ewig hin, obwohl ich sonst gerne jammerte, dass es zu kurz sei, und auch der Montagmorgen in der Schule war eine einzige Tortur. Nicht nur, dass wir nun in manchen Fächern irgendwelche belanglosen Dinge wiederholten, sondern es kam auch noch die Französischarbeit dran.
Geschlagene zwei Stunden saß ich über dem Papier, auf welchem ich Fragen in Französisch beantworten sollte, doch wollte mir kaum ein gescheiter Satz gelingen. Mein Pulver war schnell verschossen, und es war nicht gerade eine Erleichterung, als ich das Papier in fast leerem Zustand wieder ab gab - immerhin hatte ich meinen Namen richtig drauf geschrieben. Es war schließlich dreizehn Uhr, als ich endlich das Schulgebäude verlassen konnte.

Und es war Sommer... (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt