Kapitel 3.4.

114 3 2
                                    

Nachmittags in der Innenstadt, und dazu noch in der Ferienzeit, erinnerte an einen Ameisenhaufen. Überall standen, saßen und liefen die Leute kreuz und quer herum, bepackt mit Einkaufstüten und sommerlicher Laune.
Ich hatte mich an den Rand des Brunnens am Paradeplatz gesetzt, von da hatte man den besten Blick. Mein Freund war leider noch nicht da, also wartete ich auf ihn.

Platsch!

Ein Schwall Wasser kam plötzlich von der Seite und natürlich über mich. Ich wollte mich schon nach dem vermeintlichen Kind umdrehen und fragen, was das soll, doch das einzige Kind, das ich sah und welches sich kaputt lachte war Lukas.

"Was soll...? Warst du das etwa?"
"Entschuldige, aber es war einfach zu verlockend gewesen."
"Blödmann!" rief ich, schöpfte selbst eine handvoll Wasser, um es ihm heimzuzahlen, was er wiederum nicht auf sich sitzen ließ, was dazu führte, dass wir irgendwann klitschnass waren und uns vor Lachen kaum noch halten konnten. Die Passanten um uns herum mussten auch denken, dass wir einen an der Klatsche hätten: zwei Jungs unseres Alters, die sich in der Innenstadt eine Wasserschlacht liefern.

"Und? Wo gehen wir beide denn hin?" meinte ich und wringte den unteren Teil meines Hemdes aus.
"Wenn ich ehrlich sein soll, wäre irgendwohin, wo es was zu Essen gibt, nicht schlecht."
Ich verdrehte gespielt die Augen und meinte nur "Wieso wundert mich das jetzt eigentlich nicht?"

Er lachte und nahm mich am Arm fort vom Brunnen und den glotzenden Passanten.
Wir schlenderten die Breite Straße hoch zum Marktplatz, wo er mich in einen Dönerladen lotste.

"Willst du auch was?" fragte er mich, doch ich schüttelte den Kopf, ich hatte ja zuhause schon Mittagessen gehabt.
"Merhaba! Einen Großen Döner ohne Tomate und zwei Cola dazu" meinte er.
"Kannst du Türkisch?" fragte ich ihn?
"Nicht wirklich, nur ein paar Brocken, die man so aufschnappt." meinte er.

Der Typ hinter der Theke musterte uns kritisch, wie wir da so tropfnass in seinem Laden standen und nun etwas zu Essen bestellten.
Wir setzten uns, und innerhalb von Windeseile hatte er seine Mahlzeit verspießt gehabt.

"Endlich satt geworden?" fragte ich ihn, wischte ihm einen Soßenfleck vom Mundwinkel und leckte meinen Finger damit ab, was ihn zum Grinsen brachte.
"So, so, du stehst also auf die weiße Soße, hmm? Da muss ich dir demnächst mal meine Hausgemachte zeigen."
"Blödmann!" lachte ich nur und musste aufpassen, nicht rot zu werden.

Nach dem Essen trollten wir uns weiter die Straße hinauf zum Flussufer. Bei diesem herrlichen Wetter war die Neckarwiese einfach perfekt, aber wir mussten leider feststellen, dass auf diese Idee die halbe Stadt gekommen war.

"Macht nichts. Komm', wir gehen einfach in Richtung Industriebrachen runter, da sind dann kaum noch Leute.
Ich folgte ihm auf dem Spießrutenlauf zwischen ballspielenden Jungs, sonnenbadenden Frauen, rauchenden Grills und umher rennenden Kindern hindurch, am Ufer entlang. So gingen wir ein ganzes Stück von der Brücke und dem Tumult weg, aber dafür waren wir dann ungestörter.

"So, hier sollten wir unsere Ruhe haben." meinte er und ließ sich ins Gras fallen. Ich schaute Skeptisch zu den Fabrikanlagen am Flussufer gegenüber hin.

"Also, um mich zu verführen, bräuchtest du schon eine romantischere Atmosphäre." meinte ich süffisant grinsend.

"Ach wirklich, brauch' ich das?" lachte er und zog sich aufreizend langsam sein Shirt über den Kopf. Das letzte Mal, als ich diesen traumhaften Jungen so gesehen hatte war im strömenden Sommerregen gewesen, und wieder konnte ich nicht anders als ihn bewundernd anzuschauen. Mein Blick wanderte von seinem flachen Bauch über seine stramme Brust, seine glänzenden Lippen hin zu seinen tiefen, grauen Augen. Verdammt, mit diesem Blick konnte er mich einfach so um den Finger wickeln.
"Du hast mich überzeugt." sagte ich grinsend und ließ mich neben ihm nieder.
"Hey, ich will hier nicht der einzige sein." meinte er und streifte mir mein eigenes Hemd über den Kopf. Halbnackt ließ ich mich neben ihn sinken und legte meinen Kopf an seine Brust. Seine sonnenwarme Haut und sein Geruch machten mich fast wahnsinnig.

Und es war Sommer... (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt