Kapitel 5.3.

130 3 0
                                    

Erneut war es in der Nacht, als ich wach wurde. Draußen war es sehr ruhig um die Uhrzeit, und nur gedämpfter Lichtschein drang ins Zimmer. Schlaftrunken rieb ich mir die Augen und bemerkte, dass Lukas neben mir erneut sehr unruhig war. Er wälzte sich hin und her und murmelte unverständliche Dinge, und obwohl er schweißnass war, zitterte er am ganzen Körper, als ob ihm kalt wäre, was im Sommer wirklich nicht sein konnte.

Ich berührte ihn sachte an der Schulter und sprach ihn an, denn so konnte ich ihn schon einmal nachts beruhigen.
"Lu, es ist alles gut. Du träumst nur.", doch er schien es diesmal nicht zu hören, denn seine Bewegungen hörten nicht auf.

"Lu, wach auf." meinte ich und rüttelte etwas fester.
"Nein, lass' mich in Ruhe... Ich will das nicht...Nein, bitte..." murmelte er schwer atmend und wandte sich in seiner bereits zerwühlten Decke noch heftiger hin und her.

"Lukas, bitte, wach auf! Du hast gerade einen schlimmen Traum." versuchte ich es noch einmal und rüttelte seinen Arm. In diesem Moment richtete er sich blitzschnell auf und schrie schon fast "Ich bring dich um, du widerlicher...", doch dann wurde er plötzlich vollends wach und sah mich, wie ich erschrocken neben ihm saß. Er atmete heftig und verbarg sein Gesicht vor mir in seinen zitternden Händen.

"Lu, was ist los? Was fehlt dir." fragte ich besorgt.
"Nichts." meinte er mit rauhem Ton und wandte sich ab.
"Bitte, sprich mit mir. Was ist los mit dir? Es ist nicht das erste Mal, dass du so heftig träumst und unruhig schläfst."
"Ich sagte doch, es ist nichts." meinte er trocken und wickelte sich in seine Decke ein. Voller Sorge sah ich, wie er da saß, die Beine an sich gezogen und von seinen Armen umschlungen, den Blick starr geradeaus. Ich rutschte näher zu ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter. Ich spürte deutlich sein heftiges Zittern.

"Na komm' schon, irgendetwas ist mit dir. Bitte sag es mir, ich mache mir doch Sorgen um dich." versuchte ich es noch einmal, doch er schüttelte nur den Kopf.
"Ich kann es dir nicht sagen..." meinte er, und ich sah, wie seine Augen glasig wurden.
"Warum nicht? Ich liebe dich doch, und du kannst mir alles anvertrauen."
Ich nahm ihn in meine Arme, doch er versuchte sich mir zu entwinden.
"Bitte versteh' mich, Heiko! Ich kann es dir einfach nicht sagen."

Es tat mir weh, ihn so zu sehen und nicht zu wissen, was mit ihm los war.
"Aber Lu, ich..." und ich merkte, wie er plötzlich anfing zu weinen. Es war das erste mal, dass ich ihn weinen sah. Ich schlang die Arme fester um ihn und bettete seinen Kopf an meine Schulter.

"Ich kann es dir nicht sagen, weil... weil..." er schluchzte heftig und vergrub sein Gesicht an mir.
"Beruhige dich, mein Liebling. ganz ruhig." hauchte ich in sein Ohr und strich durch seine Haare.
"... weil du mich dann vielleicht nicht mehr willst!" schluchzte er und krallte sich an mir fest. Seine Worte trafen mich wie ein Schlag.
"Aber warum sollte ich dich nicht mehr wollen? Das ist doch Unsinn. Ich liebe dich über alles und werde immer bei dir bleiben, egal was passiert."

Er sprach nichts mehr, und ich wusste, er konnte im Moment nichts sagen, sondern nur weinen. Es dauerte eine Weile, bis er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte und mich wieder anschaute. Seine Augen waren gerötet und hatten den grauen Glanz, den ich so sehr liebte, verloren. Dennoch begann er zu erzählen.

"Es war, als ich noch bei meiner Mutter wohnte... Vor zwei Jahren oder so." begann er mit einem Kratzen in der Stimme. "Sie hatte öfters neue Lover, die mit ihr in die Kiste sprangen. Manche von denen waren in Ordnung, andere weniger. Es war ihr letzter Lover gewesen... Eines Abends hatte sie mal wieder zu viel mit ihm gesoffen, und sie bekam nichts mehr mit von der Welt. Ihr Macker aber schon. Er hatte herausgefunden, dass ich schwul war und... naja. In der Nacht kam er an mein Bett... Er meinte, ich wolle es doch auch, und ich solle mitmachen und ja niemandem davon erzählen, oder es würde mir und meiner Mutter richtig schlecht ergehen, wenn ich nicht mitmachen würde. Damals war ich noch naiv und wusste keinen anderen Ausweg, also hab ich mich gefügt und er hat mich... gefickt."

Und es war Sommer... (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt